GC-Fans singen trotz Polizei-Sperre
0:22
Auf Duttweilerbrücke:GC-Fans singen trotz Polizei-Sperre

Liga, Polizei und Politik äussern sich
«Sie kritisieren jede Massnahme, aber bringen selbst nichts»

Zürcher Derbys sind Hochrisikospiele. Wie können Fan-Chaoten aufgehalten werden? Sechs Parolen aus der Bevölkerung und Antworten darauf.
Publiziert: 03.12.2024 um 00:39 Uhr
|
Aktualisiert: 03.12.2024 um 09:16 Uhr
1/6
Am vergangenen Samstag hatte die Polizei einen Fan-Marsch der GC-Anhänger gestoppt und mehrere gefährliche Gegenstände festgestellt.
Foto: stadtpolizei zürich
Mitarbeiterportrait.JPG
Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

Am Samstag verlief das 287. Zürcher Derby nach einem Grossaufgebot der Polizei friedlich. Einige applaudieren der Polizeiarbeit, andere nicht. Klar ist: Partien zwischen den beiden Zürcher Vereinen sind mittlerweile zu Hochrisikospielen mutiert, das Polizeiaufgebot fast schon martialisch.

Wie umgehen mit gewaltbereiten Fussballfans? Diese Frage stellen sich nicht nur die Sicherheitsdirektoren der Schweiz, sondern auch die Zivilbevölkerung. Blick legte Polizei, Liga und Politikern sechs Parolen auf den Tisch und wollte darauf Antworten haben.

1

Die Polizei übertreibt mit ihrem Grossaufgebot! Dadurch fühlen sich auch anständige Fans an den Spielen nicht mehr wohl.

Das polizeiliche Grossaufgebot vor Derbys ist immer minutiös abgewägt. Auf Anfrage heisst es von der Stadtpolizei: «Wir bereiten uns jeweils adäquat auf bevorstehende Anlässe vor. Die Stadtpolizei Zürich beurteilt die Lage laufend und steht auch mit den Sicherheitsverantwortlichen in Kontakt. Es gilt natürlich abzuwägen, wie viele personelle Ressourcen eingesetzt werden sollen. Daher wird auch jeder Einsatz nachbereitet.»

2

Kollektivstrafen sind kontraproduktiv! Die Solidarität unter den Fans und Gewälttätern nimmt dadurch zu.

Während sich der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr auf Blick-Anfrage nicht äussern will, vertritt der Berner städtische Sicherheitsdirektor und Mitte-Nationalrat Reto Nause einen klaren Standpunkt: «Wir können auf Sektorenschliessungen in der Schweiz verzichten, wenn sich die Straftäter freiwillig melden. Aber die Fans benutzen das Kollektiv als Schutzschild. Es ist lächerlich. Es werden Strafen von mehreren Personen in einem Kollektiv begangen, aber wenn ebendieses bestraft werden soll, wundern sich diese Beteiligten darüber.»

3

Die Klubs in der Schweiz machen zu wenig gegen Fan-Gewalt! Dabei kennen sie die Täter in den Kurven doch sehr genau.

Diesen Vorwurf lässt die Schweizer Fussball-Liga nicht gelten. «Die Klubs unternehmen sehr viel in diesem Bereich. Alleine in der Super League investieren sie über 20 Millionen Franken in die Sicherheit», heisst es auf Blick-Anfrage.

Sicherheitsdirektor Nause sieht es differenzierter und fordert statt Floskeln endlich einmal Lösungen. «Ich glaube, die Übeltäter sind sehr wohlbekannt. Ich hätte gerne einmal Lösungsvorschläge der Liga! Am Anfang ziehen sie immer mit. Aber am Ende machen sie einen Salto rückwärts. Ich hätte gerne auch einen konstruktiven Vorschlag von FCZ-Präsident Ancillo Canepa. Seit 16 Jahren bin ich frustriert von den Fussballfunktionären. Sie kritisieren jede Massnahme der Behörden, aber bringen selber nichts. Im Eishockey gehts auch, aber im Fussball nicht.»

4

Die Gewalttäter sollen endlich härter angepackt werden! Wer am Montag bei der Arbeit erklären muss, warum er nicht auftaucht, überlegt sich zweimal, am Wochenende Krawall zu machen.

«Diese Frage müsste man eigentlich der Staatsanwaltschaft stellen. Ich mache mir aber ernsthafte Gedanken, ob die Strafmassen des Hooliganismus, die wir im Bundesgesetz haben, adäquat sind», bewertet Nause. Die Tendenz zu Gewalt bereitet dem Sicherheitsdirektor Sorgen: «Die Klubs verlieren zusehends die Kontrolle. Die Kurven sind quasi mafiös aufgebaut. Es gilt Omerta: Keiner sagt was.».

5

Die Liga müsste Klubs von Krawallmachern mit Punktabzügen bestrafen. Dann hört die Gewalt schneller auf!

Eine Massnahme, die aktuell chancenlos ist. Die SFL: «Innerhalb der Stadien gibt es praktisch keine Gewaltvorfälle, dies belegen auch die Statistiken vom FEDPOL (Bundesamt für Polizei). Deshalb ergeben Punkteabzüge keinen Sinn.» Nause würde es begrüssen: «Es flogen schon Eisenstangen aufs Feld, Pyros in die Familiensektoren.»

6

Wenn es personalisierte Tickets gäbe, würde man die Gewalttäter schneller erwischen. Oder wenigstens abschrecken!

«Abschreckend sind personalisierte Tickets vor allem für die grosse Masse und damit abschreckend nicht von Gewalt, sondern vom Matchbesuch wegen Aufwand, Wartezeiten und Einschränkungen bei der Flexibilität», schreibt die SFL. Beispiele aus dem Ausland würden zudem zeigen, dass die Erwartungen der Initiatoren nicht immer zur Zufriedenheit erfüllt werden. Nause zieht bei dieser Parole einen Vergleich zur Unterhaltungsbranche: «Alle besuchen Rockkonzerte – auch wenn die Tickets personalisiert sind.» Im Vergleich zu Konzerten polarisieren diese Tickets, weil es um den Abgleich mit der Datenbank beim Kauf von Billettes geht und der Kontrolle von Ausweis/Ticket vor dem Einlass.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
17
9
31
2
FC Basel
FC Basel
17
22
30
3
Servette FC
Servette FC
17
3
29
4
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
17
6
27
5
FC Zürich
FC Zürich
17
1
27
6
FC Luzern
FC Luzern
17
2
26
7
FC Sion
FC Sion
17
3
23
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
17
4
22
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
17
-5
20
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
17
-11
17
11
FC Winterthur
FC Winterthur
17
-23
13
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
17
-11
12
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?