Darum gehts
- Blick-Kolumnist Kubi erklärt Luganos Zusammenbruch
- Kubi zieht den Hut vor Shaqiri und lobt Contini, Magnin und Häberli
- Kubi sagt den Abstieg von Yverdon voraus
Lugano Meister? Also da lag ich am Ende daneben. Bei Halbzeit waren die Ticinesi allerdings vorne. Alles ging gut, solange sie die Doppelbelastung mit der Conference League hatten. Aus dieser zogen sie Energie, anstatt solche zu verlieren. Denn mittlerweile verfügt Lugano über ein dafür kompatibles Kader. Doch nach dem bitteren Out gegen Celje und der Cup-Pleite in Biel fiel alles wie ein Kartenhaus zusammen. Warum? Ich habe keine Erklärung. Es war Verletzungspech dabei. Doch eben: Das Kader ist breit genug. Der Lugano-Zusammenbruch ist für mich ein grosses Rätsel.
Auf Platz zwei hatte ich YB. Und plötzlich sind die Berner nach zehn Runden Letzter. Ich frage: Ist das normal? Mittlerweile sind sie wieder Dritter. Und werden sich Platz zwei holen. Da werde ich über schräge Umwege einen Tipp-Volltreffer landen, denke ich. Und wenn man alleine auf die Rückrunde schaut, so sind Basel und YB nur durch einen Punkt getrennt. Doch damit die Berner wieder ganz vorne landen, brauchte es eine Top-Rückrunde. Stark von Giorgio Contini.
Der FCZ stand bei mir auf Platz drei. Nochmals ein suboptimaler Tipp. Aber in diesem Klub herrscht viel zu viel Spannung. Da wirkt alles sehr steif und rigid. Das Ambiente ist nicht gut. Präsident Ancillo Canepa, Sportchef Milos Malenovic und Trainer Ricardo Moniz machen in der Menschenführung nicht alles richtig. Fussball ist immer noch ein Spiel. In Zürich spürt man das nicht. Wenn ich Moniz sehe, wie er das ganze Spiel durch Notizen macht, kommt er mir vor wie ein Polizist, der Strafzettel schreibt. Dabei würde er viel besser mal einen Spieler herzen und loben.
Fundamentalirrtum Yverdon
Yverdon? Da habe ich mich mit Platz vier fundamental geirrt. Aber als ich den Tipp abgab, war Kevin Carlos noch dort. Da gingen zu viele Tore verloren. Und wenn ich mir die Tendenz anschaue, muss ich da die drastischste Revision vornehmen. Mein neuer Tipp lautet: Yverdon steigt ab! Die Waadtländer befinden sich im negativsten Flow von allen vier Abstiegskandidaten.
Aber es ist alles total offen. Es kann noch alle vier erwischen. Auch den FC Sion, den ich auf Platz sechs getippt hatte. Die Rückrunde, welche die Walliser hingelegt haben mit nur zwei Siegen aus 15 spielen, ist mir schleierhaft. Die Qualität im Kader stimmt. Talent ist vorhanden. Also haben Team und Trainer versagt. Komplett! Wobei ich immer sage: Achtzig Prozent machen die Spieler aus. Der Coach nur zwanzig. Wie auch immer: Präsident Christian Constantin ist ruhig geblieben. Bis zum bitteren Ende? Das glaube ich dann doch nicht. Dank des kleinen Vorsprungs, den die Walliser haben, schleppen sie sich über die Ziellinie.
Winterthur seinerseits schafft es noch auf Platz elf – und rettet sich in die Barrage gegen Aarau und setzt sich dort auch durch.
Shaq-Affekt nicht für möglich gehalten
Zurück zur Spitze und zu Servette, das ich auf Platz fünf getippt hatte. Die Genfer sind trotz eines enorm schmalen Kaders schon sehr, sehr solid. Thomas Häberli leistet hervorragende Arbeit. Aber zum Titel wirds nicht reichen. Es sei denn, sie gewinnen gleich im ersten Spiel in Basel. Dann haben sie noch drei Pünktchen Rückstand auf den FCB. Plötzlich wäre alles unerwartet wieder offen.
Aber das wird nicht passieren. Der FCB lässt sich das nicht mehr nehmen. Den Titel verdanken die Basler natürlich einem Spieler: Xherdan Shaqiri! Als ich sie auf Platz sieben tippte, hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass der Shaq-Effekt so gross sein würde. Meine Hochachtung, Shaq!
Der Basler erinnert mich an meine Karriere, als ich nach meinen Auslandsjahren zurück in die Schweiz kam und zu GC ging. Auch wir waren das Mass aller Dinge, wurden gleich Meister und qualifizierten uns für die Champions League. Wobei auch Trainer Fabio Celestini grossen Anteil am Shaqiri-Exploit hat, versteht er doch magistral, dem Freigeist auch den nötigen Freiraum zu lassen, den dieser braucht. So wie damals Christian Gross bei GC mir gegenüber. Zu Beginn gabs den einen anderen Disput. Dann liess mir Gross die nötige Freiheit – und es lief.
Zum Schluss gibts noch ein grosses Sorry. An die Adresse von Ludovic Magnin. Ich habe Lausanne als Absteiger getippt. Nun sind die Waadtländer in den Top 6 – und das ohne ihren besten Spieler Alvyn Sanches. Der Coach hat viele Spieler stärker gemacht. Was ein Riesenkompliment ist. Chapeau, Ludo!
(Aufgezeichnet: Alain Kunz)
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 33 | 40 | 61 | |
2 | Servette FC | 33 | 9 | 55 | |
3 | BSC Young Boys | 33 | 7 | 53 | |
4 | FC Luzern | 33 | 10 | 51 | |
5 | FC Lugano | 33 | 1 | 49 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 33 | 8 | 47 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC St. Gallen | 33 | 3 | 47 | |
2 | FC Zürich | 33 | -4 | 47 | |
3 | FC Sion | 33 | -10 | 36 | |
4 | Grasshopper Club Zürich | 33 | -11 | 33 | |
5 | Yverdon Sport FC | 33 | -24 | 33 | |
6 | FC Winterthur | 33 | -29 | 30 |