Beide Saisonziele verpasst
Wer für den Espen-Absturz verantwortlich ist

Der FCSG verfehlt nach dem Peinlich-Out im Cup gegen Bellinzona mit dem Verpassen der Championship Group auch das zweite Saisonziel. Blick liefert die Gründe dafür.
Publiziert: 17:00 Uhr
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Aktualisiert: vor 45 Minuten
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Sportchef Roger Stilz (l.) und Coach Enrico Maassen haben zwei Saisonziele verpasst.
Foto: Pius Koller

Darum gehts

  • FCSG verpasst Saisonziele, Gründe sind vielfältig und personenbezogen
  • Sportchef Roger Stilz und Trainer Enrico Maassen stehen unter Druck
  • FCSG hat Eigenkapital von über 19 Millionen Franken ausgewiesen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Stefan KreisReporter Fussball

Wer in St. Gallen keine Lust auf Fussball verspürt, hat unzählige Möglichkeiten. Die Drei Weieren zum Beispiel sind immer einen Besuch wert. Der Wildpark Peter und Paul ebenfalls. Die Stiftsbibliothek natürlich. Oder der Säntispark. Der liegt gleich neben dem Stadion und hat eine sagenhafte Rutschenwelt zu bieten.

Ein Besuch im Kybunpark hingegen ist bloss noch semi-sexy. Weils für den FCSG um nichts mehr geht. Kehrausspiele gegen Winterthur und Zürich statt Kampf ums internationale Geschäft.

Die Gründe, weshalb der FCSG nach dem Peinlich-Aus im Cup gegen Bellinzona auch das zweite Saisonziel verpasst hat, sind zahlreich. Und hinter jedem steckt ein Gesicht.

Der Sportchef

Nein, so hat sich Roger Stilz sein Abenteuer im Espen-Land ganz sicher nicht vorgestellt. Vor rund 16 Monaten als Unterstützung für Alain Sutter geholt, ist er nach dessen Rausschmiss plötzlich Sportchef. Und hat in dieser Rolle noch nicht die ganz grossen Stricke zerrissen. Sein erster Transfer, Victor Ruiz, ist ein Flop. Als Sinnbild für die schwache Transferbilanz aber stehen in erster Linie die Aussenverteidiger. In der letzten Saison hatten die Espen mit Schmidt und Zanotti das wohl beste Duo der Liga zu bieten, nun ist man auf diesen beiden Schlüsselpositionen zu schmalbrüstig besetzt. Und vorne hat Stilz mit Jean-Pierre Nsame zwar einen ganz grossen Namen geholt, nach starkem Beginn aber wirkte der ohne viel Spielpraxis aus Polen angereiste Kameruner eher wie ein Bremsklotz. Kurzum: Der Sportchef, der über einen beeindruckenden Lebenslauf verfügt und unter anderem die Uefa-Pro-Lizenz besitzt, hat noch viel Luft nach oben. Dass sich Stilz nicht um alles kümmern kann und Unterstützung braucht, ist gleichwohl klar. Allein die Planung für die nächste Saison wird eine Herkulesaufgabe. Für Willem Geubbels und auch Christian Witzig beispielsweise wäre die Zeit reif für einen Transfer. Zudem laufen die Verträge von insgesamt acht Spielern aus. Das Arbeitspapier von Stilz läuft noch bis Ende Jahr. Argumente für eine Verlängerung muss er erst noch liefern.

Der Trainer

Nein, zur Maassen-Entlassung wirds kaum kommen. Matthias Hüppi steht nach eigener Aussage «wie eine Wand» hinter seinem Trainer. Gleichwohl dürfte dem Espen-Boss nicht entgangen sein, dass der Power-Fussball der vergangenen Jahre verloren gegangen ist. Statt auf Teufel komm raus nach vorne zu spielen, setzt der Nachfolger von Peter Zeidler im Zweifel eher auf Sicherheit. Stimmen die Resultate, motzt niemand. Wenn aber zwei Saisonziele verpasst werden und man weder im Cup gegen Bellinzona noch in drei Spielen gegen Yverdon einen Treffer erzielt, dann werden kritische Stimmen laut. Für Maassen spricht, dass sich seine Mannschaft zum ersten Mal seit elf Jahren für eine internationale Gruppenphase qualifiziert hat. Und dass er sich nicht davor scheut, taktische Anpassungen vorzunehmen. Startete die Elf zu Beginn der Saison noch mit einer Raute und zwei Stürmern, stellte Maassen Ende Jahr auf ein 4-2-3-1 um, ehe er in den letzten Spielen auf eine Dreierabwehr setzte. Als Trainer während einer Saison mehrmals das System anzupassen, braucht Mut. Die Frage ist, ob er in Zukunft auch mutigeren Fussball spielen lassen wird.

Die Führungsspieler

Der FCSG hat nur einen echten Leader im Kader: Leitwolf Lukas Görtler. Fällt der Captain aus, dann scheint auf dem Feld die Energie zu fehlen. Sinnbild dafür ist die kapitale Heimniederlage gegen Lausanne Mitte März. Nach einem blutleeren Horror-Auftritt taucht der FCSG mit 0:2. Weder der in dieser Saison enttäuschende Jordi Quintilla noch die anderen Routiniers lehnen sich gegen die Pleite auf. Grün-Weiss ist in jenen Momenten zu lieb. Der Gang in die Flop-6 auch deshalb die logische Konsequenz.

Implodieren wird der Klub deswegen aber nicht. Oder um es mit Boss Matthias Hüppi zu sagen: «Es soll niemand denken, wir brechen deswegen zusammen.» Zwar sind die finanziellen Einbussen, die der Gang in die Relegation Group mit sich bringt, empfindlich. Grundsätzlich aber ist der Verein, der ein Eigenkapital von über 19 Millionen Franken ausgewiesen hat, finanziell hervorragend aufgestellt.

Im sportlichen Bereich hingegen nicht. Dort fehlt nach dem Rauswurf von Alain Sutter seit 16 Monaten eine unterstützende Hand für Roger Stilz. Und aus dem eigenen Nachwuchs rückt – mit Ausnahme von Top-Juwel Corsin Konietzke (18) – zu wenig nach.

Super League 24/25 - Meisterschaftsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
33
40
61
2
Servette FC
Servette FC
33
9
55
3
BSC Young Boys
BSC Young Boys
33
7
53
4
FC Luzern
FC Luzern
33
10
51
5
FC Lugano
FC Lugano
33
1
49
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
33
8
47
Champions League-Qualifikation
UEFA Europa League-Qualifikation
Conference League Qualifikation
Super League 24/25 - Relegationsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC St. Gallen
FC St. Gallen
33
3
47
2
FC Zürich
FC Zürich
33
-4
47
3
FC Sion
FC Sion
33
-10
36
4
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
33
-11
33
5
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
33
-24
33
6
FC Winterthur
FC Winterthur
33
-29
30
Relegation Play-Off
Abstieg
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