Der Zuspruch, den Christoph Spycher von Hans-Ueli, kurz Jöggi, Rihs, Mehrheitsaktionär der BSC Young Boys AG erhält, ist seit Jahren grenzenlos. In den (seltenen) informellen Gesprächen mit ihm – Rihs gibt seit dem ersten Meistertitel der Moderne 2018 keine Interviews mehr – lobt er den Delegierten Sport des Verwaltungsrats über den Klee. Und nun folgt der ultimative Vertrauensbeweis. Rihs hat Spycher und seinem Sohn Stefan (diese schon 2022) einen minoritären Teil seiner Aktien verkauft. Damit wird Spycher Miteigentümer von YB.
Ein spektakulärer Schritt im Klub, der nichts mehr hasst als «Spektakel» à la Basel, FCZ oder Sion. Alles soll hier aus der Ruhe entspringen. Eine Philosophie, die bedingungslos gelebt wird. Und wenn Spieler es wagen, da auszuscheren, folgt der Rüffel auf dem Fuss.
Aber schon seit längerem nicht mehr von Spycher. Der ist Mitte 2022 vom Sportchef zum VR-Delegierten Sport befördert worden und damit dem operativen Geschäft ein Stück weit entwachsen. Mit dem Erwerb der Aktien dürfte er sich davon noch ein Stückchen weiter entfernen.
Doch warum dieser Schritt? Spycher sagt, er sei selber überrascht gewesen, als Jöggi Rihs vor einiger Zeit auf ihn zugekommen sei und ihm dieses Angebot unterbreitet habe: «Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages auf dieser Ebene für YB aktiv sein kann.» Es sei der Wunsch von Jöggi und Stefan Rihs gewesen, das Ganze breiter abzustützen. «Wir wollen auf der strategischen Ebene auch langfristig eine gute Perspektive haben», sagt der Mann, den alle «Wuschu» nennen, gegenüber SRF.
Die Erfolgsgeschichte Spychers
Gibts damit den ewigen gelbschwarzen Wuschu? Er selber sagt: «Es war eine schöne, lange und intensive Reise in diesen 14 Jahren.» Vergangenheitsform. Es war. Okay, zu viel darf man da nicht hineininterpretieren. Aber Spycher sagt auch, es sei schwierig, ellenweit in die Zukunft zu schauen. «Man weiss nie, was das Leben mit sich bringt.» Es wird also wohl die Zeit kommen, in welcher Spycher eine neue Herausforderung sucht. Sein Vertrag läuft 2025 aus. Aber es ist nun fix, dass das keine gänzlich Spycher-freie Zeit sein wird. Als Aktionär wird er immer Teil des Klubs bleiben. Zumindest solange er seinen Anteil nicht veräussert.
Die Erfolgsgeschichte des C.S. sucht ihresgleichen. 2014 beendet er seine Aktivkariere bei YB, wird Talentmanager. 2016 soll er Sportchef und Nachfolger von Fredy Bickel werden. Das ist der ausdrückliche Wunsch der Rihs-Brothers. Doch erst nach langer Bedenkzeit und Ausbedingung der aus seiner Sicht unabdingbaren strategischen Entscheidungsfreiheiten sagt er zu. 2018 holt YB den ersten Meistertitel seit 32 Jahren. Und ist seither nicht zu bremsen.
Fünf Titel in sechs Jahren
Es sprudeln die Meistertitel. Fünf in sechs Jahren. Dazu zwei Cupsiege. Und drei Champions-League-Teilnahmen. So sprudeln auch die Millionen. Dank der Königsklasse. Aber auch dank den Transfers. Nach Fabien Rieder letzten Sommer wird auch Aurèle Amenda eines Tages 15 Millionen eingebracht haben. Total 30 Millionen. Das ist mehr als das Budget fast aller Super-League-Klubs. Vielleicht mit Ausnahme von Basel und Servette. Und Jöggi Rihs selber muss seit über sieben Jahren keinen einzigen (Not-)Franken mehr einschiessen, derart gut ist YB aufgestellt. Längst vergessen die Zeiten als sein Bruder Andy selig, er ist 2018 verstorben – missmutig davon sprach, dass sie «fünfzig Kisten» in diesen Verein investiert hätten. Damaliger Return on investment: null!
Heute ist der Hauptaktionär 80-jährig. Lust, den Klub zu verkaufen, hat er nicht mehr gross. Was ganz viel mit Spycher zu tun hat. Weshalb Rihs den Wegfall dieses Erfolgsgaranten unter allen Umständen vermeiden wollte. Er habe die Massnahme, Spycher zum Miteigentümer zu machen, für die langfristige Planung als wichtig erachtet. Rihs lässt sich in der Medienmitteilung wie folgt zitieren – mehr gibts wie gesagt von ihm seit Jahren nicht mehr: «Es freut mich ausserordentlich, dass mein Sohn Stefan und ich mit Christoph Spycher einen wichtigen Partner am YB-Aktionariat beteiligen können. Christoph ist zu einer zentralen Berner Identifikationsfigur geworden. Gleichzeitig ist er ein Garant für wichtige YB-Werte wie unbedingter Leistungswille, Bescheidenheit und Demut.»
Ein plötzlicher Verkauf des Klubs, der einst im Raum stand, scheint ausgeschlossen. Die Konkurrenz muss sich damit abfinden, dass YB wohl auf Jahre die Nummer eins bleiben wird. Wie der FC Bayern München. Nur eine Garantie, jedes Jahr auch den Titel zu holen, ist das dennoch nicht. Doch grosse Klubs machen dann einfach unbeirrt weiter. Und untermauern ihre Hegemonie ein Jahr später gleich wieder.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |