Nach Heusler-Absage
Wen schickt die Liga ins Rennen ums SFV-Präsidium?

Nach der Absage von Bernhard Heusler sucht die Swiss Football League einen neuen Kandidaten, den sie 2025 ins Rennen um das SFV-Präsidium schicken kann. Blick sagt, wer mögliche Optionen sind – und wer nicht.
Publiziert: 03.02.2024 um 15:22 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2024 um 15:55 Uhr
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Bernhard Heusler wäre für viele der Wunschkandidat gewesen für das SFV-Präsidium.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Es ist ein Nackenschlag für die Swiss Football League (SFL), als sich Bernhard Heusler (60) vor zehn Tagen vorzeitig aus dem Rennen als Kandidat für die Wahl zum Präsidenten des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) 2025 nimmt. Es sei ihm eine Ehre gewesen, von Liga-CEO Claudius Schäfer im Auftrag der Profi-Klubs eine Anfrage erhalten zu haben, schrieb Heusler. Er werde das «sehr interessante Angebot» aber nicht annehmen.

Der Ex-FCB-Präsident hätte dem Anforderungsprofil perfekt entsprochen. Eine landesweit bekannte Persönlichkeit, eloquent, bestens vernetzt in Politik, Wirtschaft und Fussball. Denn der SFL-Kandidat muss einerseits die beiden anderen Kammern (Amateur- und Erste Liga) überzeugen, andererseits den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein.

Doch wen schickt die SFL nun ins Rennen um die Nachfolge des 2025 abtretenden Dominique Blanc, nachdem sich mit Matthias Hüppi ein weiterer potenzieller Kandidat frühzeitig aus dem Rennen genommen hat? Gesucht wird laut SFL «eine visionäre Persönlichkeit mit strategischen Führungsqualitäten, idealerweise mit unternehmerischer Erfahrung und einem ausgezeichneten Netzwerk zu Politik, Behörden, nationalen und internationalen Verbänden sowie zur Wirtschaft».

Blick macht eine Auslegeordnung:

Martin Kallen (60)

Der Berner Oberländer ist seit dreissig Jahren bei der Uefa. Die letzten acht Jahre als CEO der Uefa Events S.A. Die grösste Aufgabe dieser Firma ist die Organisation der EM. Kallen war aber schon zuvor für die EM zuständig. Diejenige in Deutschland ist die sechste unter seiner Ägide! Der Berner Oberländer verfügt über ein Netzwerk in Europa, das seinesgleichen sucht. Er ist von Liga-CEO Schäfer vor neun Monaten angegangen worden. Kallen: «Das war eine lose Anfrage. Seither habe ich nichts mehr gehört. Ich hatte gehofft, dass Bernhard Heusler das macht. Das wäre top gewesen. Schade, hat er abgesagt.» Und wie reagiert er, sollte eine erneute Anfrage kommen? «Ich würde es mir anhören, beschäftige mich im Moment aber nicht damit, weil es sehr weit weg ist. Ich fühle mich bei der Uefa sehr wohl.»

Christoph Spycher (45), Wanja Greuel (46)

Die beiden haben sich die Legitimation, auf dieser Liste zu stehen, bei YB geholt. Spycher, 47-facher Internationaler und Ex-Bundesliga-Profi, war nach seiner Aktivkarriere Talentmanager bei YB, bevor er 2016 zum Sportchef ernannt wurde. Mit ihm begann eine neue Zeitrechnung mit fünf Meistertiteln, drei Cupsiegen und ebenso vielen Champions-League-Teilnahmen. Seit 2022 ist er der Sportverantwortliche im Verwaltungsrat. Greuel seinerseits war im Sportmarketing-Business tätig, bevor er 2016 CEO bei YB wurde. Er sitzt zudem im Komitee der Swiss Football League und ist seit 2019 Vorstandsmitglied der European Club Association. Für beide ist das SFV-Präsidium aber kein Thema.

Ilja Kaenzig (50)

Der Luzerner ist seit 2018 Chief Executive bei Bundesligist VfL Bochum. Dies die Kurzversion. Offiziell ist er Sprecher der Geschäftsführung VfL Bochum 1848 GmbH Co. KgaA … Zuvor war er Geschäftsführer bei Sochaux-Montbéliard in Frankreich und bei YB. Diesen Job versah er nach einem kurzen Intermezzo als Sportchef der Blick-Gruppe. Weiter zurück war er in leitenden Funktionen für Hannover, Bayer Leverkusen und GC tätig. Kaenzig zu einer möglichen Kandidatur: «Die Liga ist bereits indirekt für die Nati zuständig, während sich der Präsident dem Fussball an der Basis widmen muss. Also muss er auch von dieser Basis kommen.»

Marco Villiger (48)

Der Rechtsanwalt arbeitete 16 Jahre für die Fifa und gehörte zu den engsten Mitarbeitern von Präsident Sepp Blatter und dessen Nachfolger Gianni Infantino, ehe er nach der WM 2018 den Weltverband verliess. Danach gründete er zusammen mit einem Partner die MV Sports Consulting AG. Diese bietet ihre Dienste zu diversen Themen im Sport-, Marketing-, Vertrags-, Vereins- und Verbandsrecht an. So berät die Kanzlei in einem Mandat die asiatische Fussball-Konföderation (AFC) und weitere nationale und internationale Sportverbände. Villiger gilt als sehr gut vernetzt im internationalen Fussball- und Sportbusiness und deckt damit einen wichtigen Teil des Anforderungsprofils ab. Die SFL dürfte ihn auf dem Zettel haben.

Stefan Wolf (53)

Der Luzerner ist eine weitere Persönlichkeit, die angesichts seines Profils interessant wäre. Schliesslich kennt er den hiesigen Fussball bestens, sowohl aus seiner Zeit als Profi als auch als Funktionär. Dass der frühere Verwaltungsrat des FCSG und heutige Luzern-Präsident zur Verfügung stehen würde, ist allerdings utopisch. Zu sehr ist er bei seinem Herzensklub FCL involviert. Und zu viel Energie hat er schon in den zermürbenden Machtkampf mit Aktionär Bernhard Alpstaeg, der noch immer nicht entschieden ist, investiert. Würde Wolf vorzeitig den Hut nehmen, käme das wohl für ihn selber, aber auch für die ganze Zentralschweiz einem Verrat gleich.

Thomas Grimm (64)

Liga-Präsident war der Berner Anwalt schon, nämlich von 2009 bis 2011. 2021 kandidierte er ein weiteres Mal für dieses Amt, blieb aber absolut chancenlos. Dies auch deshalb, weil ihm die aktuelle SFL-Führung nicht extrem wohlgesinnt ist. Dabei würde Thomas Grimm (65), der einst YB-Boss war und von 2018 bis 2020 Präsident der ukrainischen Fussball-Liga, das Anforderungsprofil wohl perfekt erfüllen, Auch von der zeitlichen Belastung her, denn die drei aktuellen Beratungsmandate nehmen den Neo-Pensionären nicht übermässig in Beschlag. «Ich wurde nicht angefragt», sagt er, und er gehe auch nicht davon aus, dass dies passieren werde.

Auch wenn sich das Kandidaten-Karussell lichtet: Die SFL will nach dem Abgang von Ralph Zloczower 2009 endlich wieder den SFV-Präsidenten stellen. Peter Gilliéron (2009 bis 2019) und Blanc (seit 2019) waren Kandidaten der Amateurliga, welche fast doppelt so viele Wahl-Stimmen wie die SFL und die 1. Liga hat. Nach einem ungeschriebenen Gesetz ist turnusgemäss nun die Profiliga an der Reihe. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass das Amt, das einem Pensum von gut 50 Prozent entspricht, finanziell nicht allzu lukrativ ist und mehr in den Klubhäusern von Schweizer Dorfklubs als in den Teppichetagen von Fifa oder Uefa ausgeübt wird. Das Scheinwerferlicht von WM und EM ist die Ausnahme. Kein Wunder tut sich die SFL mit der Kandidatensuche so schwer.

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