«Nach einer Niederlage trinken wir zusammen ein Bierchen»
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Ex-GC-Wunderkind Adili:«Nach einer Niederlage trinken wir zusammen ein Bierchen»

Jüngster Torschütze Europas
Fussball-Wunderkind Adili fand sein Glück als Amateur

Mit 15 lag Endogan Adili die Fussballwelt zu Füssen. Heute, mit 29, spielt der jüngste Super-League-Torschütze aller Zeiten in der 2. Liga interregional, ist Nachwuchstrainer beim FCZ und glücklich.
Publiziert: 27.08.2023 um 14:04 Uhr
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Am 13. Mai 2010 trifft GC-Youngster Endogan Adili gegen Aarau zum 4:1 und wird damit zum jüngsten Torschützen der Super League, ...
Foto: Patrick B. Kraemer
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Am 13. Mai 2010 schreibt Endogan Adili auf dem Aarauer Brügglifeld Geschichte. 15 Jahre, 9 Monate und 10 Tage ist er jung, als er bei seinem Super-League-Debüt kurz vor Schluss zum 4:1 für GC trifft. Seither ist er der jüngste Torschütze der Super League, sogar der jüngste Torschütze aller höchsten Spielklassen in Europa, zumindest seit Beginn der Aufzeichnungen in der Nachkriegszeit. Sein Tor? Technisch perfekt! Sein Jubel? Herzzerreissend emotional! Seine Zukunft? «No Limits!» 

Endogan Adili erzielt als 15-Jähriger ein Tor in der Super League
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Tor für die Geschichtsbücher:Adili erzielt als 15-Jähriger ein Tor in der Super League

«Ich träumte von ganz grossen Klubs auf Weltklasse-Niveau»

Boris Smiljanic, einer der damaligen Führungsspieler bei GC, erinnert sich: «Endogan brachte alles mit. Er war schnell, wirblig, technisch stark, er hatte Power, ein gesundes Selbstbewusstsein und den nötigen Ehrgeiz. Einzig die Grösse fehlte ihm noch.» Das Rekordtor ist ein zusätzlicher Booster, der den Bub von einer Sekunde auf die andere ins Rampenlicht und in den Fokus von Scouts, Beratern, Journalisten und Schulterklopfern katapultiert. Alle sind überzeugt: Für den kleinen Endogan ist die ganz grosse Fussballbühne reserviert. Auch er will dahin. «Ich träumte davon, bei einem ganz grossen Verein auf Weltklasseniveau zu kicken und Nationalspieler zu werden», sagt Adili 13 Jahre und ein paar Monate nach dem historischen Tor in der Super League. Statt in der Champions League spielt er in der 2. Liga interregional beim FC Thalwil. 

Das Ausnahmetalent ist ein Amateurfussballer geworden. 50 Prozent arbeitet er im Detailhandel, daneben absolviert er seine Trainerdiplome und trainiert beim FCZ im U12-Nachwuchs. «Mir geht es super. Ich darf mit meinen Kollegen Fussball spielen, ganz ohne Druck und nur aus Freude», sagt er. Man glaubt ihm, da ist keine Spur von Frustration. Das sei nicht immer so gewesen, gibt er zu: «Eine Zeit lang wollte ich gar nichts mehr mit Fussball zu tun haben. Erst im Amateurfussball und als Nachwuchstrainer habe ich die Freude an diesem Sport wiedergefunden.» 

Europas jüngste Torschützen

Kein Torschütze in einer höchsten Spielklasse Europas war bisher jünger als Endogan Adili. Mit 15 Jahren, 9 Monaten und 10 Tagen traf das GC-Juwel im Mai 2010 gegen Aarau.

Das sind die Rekordhalter von Europas Top-Ligen:

Den Bundesligarekord hält seit dem 18. Dezember 2020 Youssoufa Moukoko. Als der Youngster von Borussia Dortmund gegen Union Berlin zum trifft, ist er 16 Jahre und 28 Tage jung.

In England ist James Vaughan vom FC Overton der Jüngste: Er schiesst am 10. April 2005 beim 4:0 gegen Crystal Palace im Alter von 16 Jahren, 8 Monaten und 27 Tagen ein Tor in der Premier League. Vaughan ist mittlerweile 35 und hat seine Karriere beendet.

Italiens Rekordschütze ist bereits verstorben: Amedeo Amadei (†2013) wurde 92 Jahre alt. Bei seinem ersten Treffer in der Serie A im Mai 1935 ist er 15 Jahre, 9 Monate und 13 Tage alt. Platz 2 hat Gianni Rivera (80) inne.

In Spanien ist nicht das 20-jährige Barcelona-Juwel Ansu Fati (Platz 3) der Jüngste, sondern Fabrice Olinga mit 16 Jahren, 3 Monaten und 6 Tagen. Im August 2012 gelingt ihm im Malaga-Dress gegen Celta Viga der Siegtreffer. Heute, mit 27, spielt Olinga in Rumänien.

In der Ligue 1 liegt Neal Maupay auf Platz 1. Im Alter von 16 Jahren, 4 Monaten und 1 Tag trifft er im Dezember 2012 für Nizza. Frankreichs Rekordmann ist heute 27 und stürmt für Everton.

Kein Torschütze in einer höchsten Spielklasse Europas war bisher jünger als Endogan Adili. Mit 15 Jahren, 9 Monaten und 10 Tagen traf das GC-Juwel im Mai 2010 gegen Aarau.

Das sind die Rekordhalter von Europas Top-Ligen:

Den Bundesligarekord hält seit dem 18. Dezember 2020 Youssoufa Moukoko. Als der Youngster von Borussia Dortmund gegen Union Berlin zum trifft, ist er 16 Jahre und 28 Tage jung.

In England ist James Vaughan vom FC Overton der Jüngste: Er schiesst am 10. April 2005 beim 4:0 gegen Crystal Palace im Alter von 16 Jahren, 8 Monaten und 27 Tagen ein Tor in der Premier League. Vaughan ist mittlerweile 35 und hat seine Karriere beendet.

Italiens Rekordschütze ist bereits verstorben: Amedeo Amadei (†2013) wurde 92 Jahre alt. Bei seinem ersten Treffer in der Serie A im Mai 1935 ist er 15 Jahre, 9 Monate und 13 Tage alt. Platz 2 hat Gianni Rivera (80) inne.

In Spanien ist nicht das 20-jährige Barcelona-Juwel Ansu Fati (Platz 3) der Jüngste, sondern Fabrice Olinga mit 16 Jahren, 3 Monaten und 6 Tagen. Im August 2012 gelingt ihm im Malaga-Dress gegen Celta Viga der Siegtreffer. Heute, mit 27, spielt Olinga in Rumänien.

In der Ligue 1 liegt Neal Maupay auf Platz 1. Im Alter von 16 Jahren, 4 Monaten und 1 Tag trifft er im Dezember 2012 für Nizza. Frankreichs Rekordmann ist heute 27 und stürmt für Everton.

Dabei läuft in seiner Karriere erst alles nach Plan. Im Sommer 2014 wird er Schweizer Meister mit dem FC Basel und unterschreibt, erst 19-jährig, einen Fünfjahresvertrag (!) bei Galatasaray Istanbul. «Das war für mich das Grösste überhaupt. Ich bin Gala-Fan, seit ich auf der Welt bin», sagt der schweizerisch-türkische Doppelbürger.

«Es ist ein Wunder, dass ich noch schmerzfrei spielen kann»

Durchsetzen konnte er sich bei Galatasaray nie. Auch wegen Verletzungen. «Das Schicksal hat bei mir schon sehr oft zugeschlagen», sagt Adili, «drei Kreuzbandrisse und vier Operationen. Eigentlich ist es ein Wunder, dass ich noch schmerzfrei spielen kann.» 

Erst einen Monat in Istanbul reisst sein Kreuzband zum zweiten Mal. «Bis dahin lief es mir gut», sagt Adili. Er kämpft sich zurück, steht bereits nach sechs Monaten wieder mit seinen Teamkollegen auf dem Trainingsplatz und reisst sich nach zwei Wochen das Kreuzband erneut. Adili ist am Tiefpunkt angelangt. «Ich war am Boden», sagt er. Nur Pech sei es aber nicht gewesen, meint Adili rückblickend, «nach meinem zweiten Kreuzbandriss liess ich mich von Galatasaray zu fest unter Druck setzen und bin zu früh wieder ins Training eingestiegen».

Zwar schafft er nochmals den Anschluss, darf in der Vorbereitung 2016 dabei sein. Doch daraufhin muss erst in die U21 und dann gar monatelang allein mit einem Athletiktrainer trainieren. «Der Klub wollte mich loswerden.» 2018 einigen sich Adili und Galatasaray auf eine verfrühte Vertragsauflösung. Er, der vier Jahre zuvor ausgezogen ist, um die Fussballwelt zu erobern, verzichtet auf Geld, weil er zurück in die Schweiz will. Aber hier folgt der nächste Dämpfer: Kein Superligist interessiert sich für ihn. «Entweder hat man mich vergessen, oder meine Kreuzbandrisse haben die Vereine abgeschreckt», sagt Adili. Um das zu verdauen, braucht er Zeit. Drei Monate in den USA sollen helfen, um den Kopf zu lüften, abzuschalten. Dort fasst er den Entschluss, fortan wieder mit Spass, Freude und ohne Druck Fussball spielen zu wollen. Also läuft er für den FC Kosova und YF Juventus auf, ehe er sich vor einem Jahr dem FC Thalwil anschliesst. 

«Glaubt immer an euch, auch wenn es Rückschläge gibt»

Trotz Fünfjahresvertrag bei Galatasaray hat es Adili nicht auf die ganz grosse Bühne geschafft. War sein Rekordtor am Ende mehr Fluch als Segen? «Ich weiss es nicht. Ich wurde immer an diesem Tor gemessen, aber es hat mir auch Türen geöffnet», sagt er.

Die Umstellung in den Amateurfussball fällt ihm erst schwer. «Am Anfang war ich im Kopf noch ganz der Profi. Ich absolvierte nach jedem Training noch Läufe und machte Übungen. Mittlerweile nehme ich alles auch gechillter. Ich komme ins Training und habe Spass mit meinen Kollegen, ganz ohne Druck.» Ohne Ambitionen kicken kann der ehemalige Schweizer U-Natispieler aber nicht. Er wolle mit Thalwil diese Saison angreifen und aufsteigen, sagt er. «Ich denke, wir haben die Qualität für die erste Liga», sagt er und lacht.

Dieses Treffen auf dem Fussballplatz Etzliberg in Thalwil lässt keine Zweifel offen: Adili, der jüngste Torschütze Europas, hat sein Glück im Fussball gefunden. Nicht, wie vorgesehen als Natispieler in der Champions League, sondern als Amateurfussballer und Jugendtrainer. Sein Tipp an junge Talente: «Liebt und lebt den Fussball. Verfolgt immer euren Traum und glaubt an euch, auch wenn es Rückschläge gibt. Es wird immer irgendwo eine Tür aufgehen ...»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
16
22
29
2
FC Lugano
FC Lugano
16
6
28
3
Servette FC
Servette FC
16
3
28
4
FC Zürich
FC Zürich
16
4
27
5
FC Luzern
FC Luzern
16
5
26
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
16
3
24
7
FC St. Gallen
FC St. Gallen
16
4
21
8
FC Sion
FC Sion
16
1
20
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
16
-3
20
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
16
-11
16
11
FC Winterthur
FC Winterthur
16
-23
12
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
16
-11
11
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