Spiel gegen Lausanne statt Afrika-Cup. So heisst die Realität für Nicky Beloko (23). Dass es nicht umgekehrt heisst, liegt einzig und allein an ihm. «Ich hatte ein Aufgebot für Kamerun. Ich will aber noch abwarten, ob es für die Schweizer A-Nati reicht, da ich die ganze Jugend hier durchlaufen habe», erzählt Luzerns Zweikampfmonster im Gespräch mit Blick auf Italienisch während des Trainingslagers in Marbella.
Vor solchen wegweisenden Entscheidungen hat Beloko in seinem jungen Leben schon oft gestanden. Es ist krass, wie viele Richtungsänderungen er schon vorgenommen hat. Für acht verschiedene Klubs hat er bereits seine Schuhe geschnürt. Mit Fiorentina hat er gar in der Serie A debütiert. «Plötzlich sagte der Trainer mir, dass ich mich bereit machen soll. Ich konnte das kaum glauben und war sehr aufgeregt», erinnert er sich.
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«Das war das Schönste»
Lange bevor Beloko überhaupt an ein Leben als Profifussballer denken konnte, galt es, zahlreiche Hürden zu überwinden. In Ebolowa, eine Stadt im Südwesten Kameruns, kommt er zur Welt. Die ersten elf Jahre seines Lebens verbringt er da. Es ist eine Zeit, die geprägt ist von Bescheidenheit und der Liebe zum Ball.
«Wir haben immer draussen Fussball gespielt. Ohne Schuhe. Das war das Schönste», schwärmt Beloko. Seine Augen leuchten, als er davon erzählt. Immer hätten sie versucht, die Profis aus dem TV zu imitieren. Er habe aber immer einem nachgeeifert, den er als Fussballer gar nicht erlebte: Roger Milla – die Stürmerlegende aus dem Kamerun.
Eigentlich hatte die Schule Priorität
2011 verändert sich Belokos Leben komplett. Er muss sich von seinem Vater, seinen Geschwistern und Freunden verabschieden. Seine Mutter, die zu jenem Zeitpunkt schon seit längerem in Aigle lebt, holt ihren Sohn in die Schweiz. «Nicht wegen des Fussballs, sondern um zur Schule zu gehen», erklärt er. Bildung statt Sport lautete die Devise der Mutter. «Sie wollte zuerst nicht, dass ich Fussball spiele.»
Beloko geht also zur Schule. In einem anderen Land, wo er ausser seiner Mutter niemanden kennt. Die Schulbücher mag er aber nicht. Im Kopf hat er immer nur den Ball, durch den erste Freundschaften entstehen. Wie seine neuen Freunde will er auch Teil eines Vereins sein. Deshalb redet er so lange auf seine Mutter ein, bis sie nachgibt und ihn beim FC Aigle einschreibt. Er sei dickköpfig gewesen – «testa dura», sagt Beloko und lacht.
Beloko allein in Florenz
Schnell macht es am Genfersee die Runde, dass ein gewisser Beloko über reichlich Talent verfügt. Über Vevey zieht es ihn zu Lausanne-Sport, ehe er 2015 in die Jugend von Sion wechselt. Weitere drei Jahre später landet er in Florenz, wo er sich Italienisch aneignet. Da ist er gerade mal 18 Jahre alt. Schon wieder bricht er in ein ganz anderes Land mit einer anderen Kultur auf. Diesmal ist ihm sogar die Sprache fremd. Zudem bleibt seine Mutter in der Schweiz. «Ich war also ganz allein.»
Der Anfang ist entsprechend schwer. Das Dolce Vita im toskanischen Hauptort geniesst er mehr. Trotz seines Serie-A-Debüts im April 2019 kann er sich nicht nachhaltig durchsetzen. Es folgen zwei Leihen. Einmal zu Gent in Belgien und ein andermal zu Neuchâtel Xamax, das ihn schliesslich fest verpflichtet. In der Challenge League spielt er sich in die Notizbücher des FC Luzern.
Das Zweikampfmonster ist zahm geworden
«Als Remo Meyer mich kontaktierte, hatte ich nur noch Luzern im Kopf und wollte dahin», sagt Beloko. Im Juli 2022 ist der Deal durch. Viel Zeit benötigt er nicht, um sich einen Stammplatz zu ergattern. Das verdankt er auch seinem Trainer Mario Frick (49). «Er ist der beste Trainer, den ich bis jetzt hatte, weil er den Jungen eine Chance gibt und viel mit uns spricht.»
Frick selbst bezeichnete Beloko gegenüber Blick schon als Jammeri. «Er hat immer das eine oder andere Problemchen», verriet der Liechtensteiner. Das passt eigentlich gar nicht so richtig ins Bild des Kämpfers Beloko, der für seine harte Spielweise bekannt geworden ist. Niemand beging in der letzten Saison so viele Fouls (75) und keiner wurde so oft verwarnt (14). «Ich habe mir im Sommer viele Gedanken gemacht und mir gesagt, dass ich etwas ändern und sauberer in die Zweikämpfe gehen muss», gesteht er.
Er träumt von der Premier League
Belokos Ansage an sich selbst hat gefruchtet. In dieser Saison hat er, abgesehen von einer Gelb-Roten, erst drei Gelbe gesehen. Zweikampfstark ist er aber geblieben. In allen Statistiken, die für einen Mittelfeldspieler wichtig sind, erreicht er Topwerte. Für den FCL ist er unverzichtbar geworden. Das haben am Dienstag die letzten zehn Minuten gegen Yverdon gezeigt, als Beloko nicht mehr auf dem Platz war. Kein Wunder, mehren sich so langsam die Interessenten aus dem Ausland. Erst kürzlich klopfte Midtjylland an.
Beloko träumt aber von Grösserem. «Von Tottenham», sagt er. Warum ausgerechnet die Spurs? «Wegen Moussa Sissoko oder Victor Wanyama, die Afrikaner sind und dort gespielt haben.» Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die Gegenwart heisst Luzern. Sein Vertrag läuft noch bis 2025. Gut möglich also, dass sein Name in diesem Sommer heiss gehandelt wird.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |