Blick: Fabian Frei, hat Massimo Ceccaroni schon angerufen?
Fabian Frei: Nein, wieso meinen Sie?
Weil er nervös sein dürfte. Sie haben 438 Pflichtspiele für den FCB absolviert und brauchen noch 15, um Ceccaroni als Rekordspieler abzulösen. Sind Sie bald der grösste FCB-Spieler aller Zeiten?
Nein. Das wäre ich selbst dann nicht, wenn ich über 500 Spiele absolvieren würde. Figuren wie Cecca, Alex oder Pipi stammen aus der Region, sind hier aufgewachsen. Das ist etwas anderes als einer wie ich, der mit 14 zum FCB kommt und erst noch einen anderen Dialekt hat.
Werden Sie manchmal noch aufgezogen wegen Ihres Thurgauer Dialekts?
Nein, es hat ja im Moment kaum jemanden im Kader, der Basler Dialekt spricht. Alle haben mittlerweile das Gefühl, ich sei der, der Baseldytsch spricht. (lacht).
Im Vergleich zu früher gibts im aktuellen FCB-Kader kaum noch Eigengewächse. Ein Problem?
Nein, mit Valentin, Taulant und mir gibts ja immer noch Spieler, die schon seit den Junioren beim FCB sind und Identifikation bringen. Aber jene Zeiten, als mit Streller, Huggel, Frei, Xhaka, Sommer und Shaqiri die halbe Elf aus Ur-Baslern bestand, sind vorbei. Das wirds wahrscheinlich so schnell auch nicht mehr geben.
Ihr Vertrag läuft Ende Juni aus. Finden Gespräche statt?
Die Gespräche laufen und ich bin guter Dinge.
Früher haben Sie mit David Degen gejasst, nun ist er Ihr Boss. Ist das kein Problem?
Nein, das war schon unter Sportchef Marco Streller kein Problem.
Verzichten Sie auf Lohn?
Am Geld wirds jedenfalls kaum scheitern.
Handeln Sie eine fette Meisterprämie aus?
Ich habe volles Vertrauen in meinen Berater. Ich bin zwar über den Stand der Verhandlungen informiert, halte mich aber inhaltlich im Hintergrund.
Wenn der FCB in den Duellen gegen YB so auftritt wie in der Vorrunde, dann wirds nichts mit der Meisterprämie.
Naja, so unter die Räder sind wir jetzt auch nicht gekommen. Zudem hatten wir vor dem ersten Duell mit YB das Hammarby-Spiel in den Beinen. 120 Minuten inklusive Penaltyschiessen. Auswärts in Stockholm. Und YB hatte am Wochende zuvor frei, weil das Spiel gegen Lugano auf Wunsch der Berner verschoben wurde.
Auch in der Rückrunde hat YB öfter frei. Im Gegensatz zum FCB überwintert man nicht europäisch. Ein grosser Vorteil?
Es ist jedenfalls bestimmt kein Nachteil, wenn man weniger Spiele bestreiten muss.
Ist das nicht frustrierend, wenn man Jahr für Jahr die einzige Mannschaft ist, die europäisch die Kohlen aus dem Feuer holt?
Natürlich wäre ich froh, wenn auch andere Mannschaften regelmässig punkten würden. Aber so schlecht hat es zumindest YB ja auch nicht gemacht.
Der FCB hat die Conference-League-Gruppe gewonnen und die Vorrunde vor YB abgeschlossen. Trotzdem gabs in der Winterpause Diskussionen, ob man mit Patrick Rahmen weitermachen soll. Ihre Meinung?
Ich habe während der Winterpause das Handy ausgestellt und habe nichts davon mitbekommen.
Das Interview mit David Degen, der den Trainer massiv kritisierte, wurde aber schon vor den Ferien publiziert.
Wissen Sie, ich bin nun schon seit 18 Jahren in diesem Klub und habe schon etliche «Krisen» erlebt, die gar keine waren und die zum Teil auch von aussen herangetragen wurden. Die Klubführung und der Trainer haben sich getroffen und sich für Veränderungen ausgesprochen. Und ich bin froh, dass es so ist, wie es jetzt ist.
Mit Abascal und Smiljanic sind zwei neue Assistenten mit an Bord. Weht ein neuer Wind?
Es sind zwei neue Persönlichkeiten, zwei Alpha-Tiere, die sich einbringen. Beide mit klaren Ideen. Bis jetzt läuft das wunderbar.
In den Testspielen gabs vier Siege.
Testspiele sollte man nicht überbewerten, aber natürlich geben Siege ein gutes Gefühl.
Mit Edon Zhegrova hat man einen wichtigen Offensivmann verloren. Ist er zu ersetzen?
Jeder ist ersetzbar, inklusive mir.
Auch Arthur Cabral, der bislang 27 Tore erzielt hat?
Auch Arthur Cabral ist ersetzbar, ja. Und auch wenn er jetzt geht, dreht sich die Fussballwelt weiter.
Apropos bleiben: Können Sie sich vorstellen, auch nach dem Ende Ihrer Aktivkarriere beim FCB zu sein?
Darüber mache ich mir zurzeit keine Gedanken.
Es gibt Experten, die trauen Ihnen eine Karriere als Trainer zu.
Das höre ich noch ab und zu und ich glaube, ich würde das nicht so schlecht machen. Mal schauen. Ich will jetzt erst noch ein wenig Fussball spielen.
Das tun Sie mittlerweile auch wieder in der Nati. Was hätten Sie getan, wenn Ihnen jemand vor einem Jahr prophezeit hätte, dass Sie in den entscheidenden WM-Quali-Duellen eine tragende Rolle spielen?
Dann hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt. Andererseits habe ich, als Murat Yakin Nati-Trainer wurde, für einen kurzen Moment gedacht, dass ein Comeback möglich sein könnte.
Können Sie sich noch an Ihre allererste Begegnung mit Murat Yakin erinnern?
Ja, das war als ich nach St.Gallen ausgeliehen war. Er war Trainer beim FC Luzern und wollte mich holen. Wir sind einen Kafi trinken gegangen – schlussendlich bin ich aber zurück zum FCB.
Offenbar ist er Ihnen deswegen nicht böse.
Nein, wir hatten ja dann in Basel eine erfolgreiche Zeit zusammen. Und nun kams in der Nati zum Wiedersehen.
Yakin machte aus Ihnen beim FCB einen zentralen Mittelfeldspieler.
Eine ungewohnte Position. Als Junior war ich Mittelstürmer, als Profi dann im offensiven Mittelfeld zuhause. Unter Ottmar Hitzfeld kam ich in der Nati auf dem Flügel zum Einsatz.
Fabian Frei geht in Frauenfeld TG in den Kindergarten, als er seine grosse Liebe Muriel kennenlernt. «Wir hatten denselben Weg nach Hause. Ich habe ihr eine Blume geschenkt und sie hat diese gegessen. Seither bekommt sie keine mehr», erzählt der 33-Jährige mit einem Schmunzeln. Seit 2017 sind die beiden verheiratet, das Paar hat zwei Töchter, Lena (5) und Mara (2). Fabian Freis Vater ist Markus Frei. Der coachte die Schweizer U17-Nati 2002 zum EM-Titel und ist mittlerweile Präsident des FC Frauenfeld, Fabians Jugendverein. Via Winterthur landet dieser beim FCB. Und wird dort bald Rekordspieler sein.
Fabian Frei geht in Frauenfeld TG in den Kindergarten, als er seine grosse Liebe Muriel kennenlernt. «Wir hatten denselben Weg nach Hause. Ich habe ihr eine Blume geschenkt und sie hat diese gegessen. Seither bekommt sie keine mehr», erzählt der 33-Jährige mit einem Schmunzeln. Seit 2017 sind die beiden verheiratet, das Paar hat zwei Töchter, Lena (5) und Mara (2). Fabian Freis Vater ist Markus Frei. Der coachte die Schweizer U17-Nati 2002 zum EM-Titel und ist mittlerweile Präsident des FC Frauenfeld, Fabians Jugendverein. Via Winterthur landet dieser beim FCB. Und wird dort bald Rekordspieler sein.
Und wo waren Sie unter Petkovic?
Meistens zuhause.
Wurmt Sie das? Dass Sie während Ihrer besten Fussballerjahre kaum Aufgebote erhielten?
Meine besten Jahre kommen noch (lacht). Natürlich habe ich mir damals oft gedacht, dass ich ein Nati-Aufgebot verdient gehabt hätte. Aber es ist ja oft auch so, dass man sich selber besser sieht als andere.
Glauben Sie, dass es zwischen Ihnen und Petkovic etwas Persönliches war?
Ich hoffe es nicht. Aber ein enger Austausch hat nicht stattgefunden. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht aus Frust meinen Rücktritt aus der Nati bekannt gegeben habe (lacht).
Warum eigentlich nicht?
Weil es aus meiner Sicht die grösste Ehre für einen Fussballer ist, für sein Land aufzulaufen.
Nach dem 4:0 gegen Bulgarien und der direkten WM-Quali haben Sie geweint.
Ich bin schon während des Spiels in Tränen ausgebrochen. Als Remo Freuler den vierten Treffer erzielte und ich realisierte, dass wir es schaffen werden. Ich habe in jenem Moment die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren lassen. Und dann hats mich genommen. Diesen Moment werde ich nie mehr vergessen.
Fahren Sie nun an die WM?
Es ist kein Wunschkonzert. Wenn die WM jetzt wäre, dann hätte ich wohl gute Chancen.
Und wenns nicht klappt, dann wäre es nicht ganz so schlimm, weil das Turnier in Katar stattfinden wird. Oder?
Was soll ich sagen? Natürlich hätte eine WM in England oder Deutschland einen anderen Reiz. Aber ich war noch nie an einer WM. Und deshalb wäre es ein Traum. Egal, wo sie stattfindet.
Sie wären dann knapp 34 Jahre alt. Zu alt?
Das ist keine Frage des Alters.
Beim FCB werden aber vor allem junge Spieler gepusht. Ein Problem?
Nein, das verstehe ich aus Vereinssicht. Dass wenn man die Wahl zwischen einem älteren und einem jüngeren hat, die etwa gleich gut sind, dass man dann auf den Jüngeren setzt.
Massimo Ceccaroni trat mit 34 Jahren zurück? Und Sie?
Ich fühle mich fit und ich habe wie gesagt immer noch grosse Lust Fussball zu spielen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |