GC-Chaot spritzt mit Pfefferspray in S-Bahn
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Nach Zürcher Derby:GC-Chaot spritzt mit Pfefferspray in S-Bahn

Experte über die ausgeartete Fan-Rivalität in Zürich
«Ein Verein kann nicht sagen, es geht ihn nichts an»

Die Bilder rund um das 286. Zürcher Derby verdeutlichen, welcher Umgang mittlerweile zwischen GC- und FCZ-Fans herrscht. Was ein Kriminalexperte dazu sagt und welche Aussagen es von den Klubs gibt.
Publiziert: 22.10.2024 um 14:44 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2024 um 15:30 Uhr
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GC-Chaoten stürmten am Samstag mit Pfefferspray in eine S-Bahn.
Foto: zVg
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Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

Nachdem FCZ-Fans vor dem 286. Zürcher Derby unter der Woche die Choreo von GC-Fans gewaltsam entwendet hatten, ist es am Samstag zu einem üblen Pfefferspray-Vorfall in einer S-Bahn gekommen. Anfang Jahr wurde ein Tram überfallen, die Scheiben wurden eingeschlagen und GC-Fans attackiert. Und in der Nacht auf den 7. Oktober machten FCZ-Chaoten an einer Chilbli in Wiesendangen ZH Jagd auf GC-Fans. Wo führt das hin?

Zwar mag die Zahl der Gewalttaten im Vergleich zu früher kleiner geworden sein, wie dies die Vereine und Fans wiederholt betonen. Die Zahl an brutaler Gewalt auf öffentlichem Grund ist aber zunehmend. Und das ist beunruhigend. Ein Hopper-Fan, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen will, sagt zu Blick: «Ich gehe abends nicht mehr mit den GC-Kleidern aus dem Haus.»

«Es ist eine Eskalation feststellbar»

Dirk Baier (48) ist Kriminalexperte an der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Er sagt: «Es ist eine Eskalation feststellbar, die auf die Spitze getrieben wird. Ein Banner-Klau, und dieses zu präsentieren, ist eine grosse Demütigung. Es ist logisch, dass auf eine solche Provokation von den gegnerischen Gruppierungen reagiert wird.» Aufgrund der Vorfälle sagt Baier: «Ich will den Teufel, nicht an die Wand malen. Aber man kann sich Szenarien ausmalen, bei denen es auch Schwerverletzte oder sogar Tote geben könnte.»

Der Grund für die zunehmende Hemmungslosigkeit in Zürich: Es wachse eine neue Generation heran. «Es steckt eine neue Generation junger Männer dahinter. Die vorangegangene ist aus der Gewaltszene herausgewachsen. Jetzt kommt eine neue, die das offenbar gerade entdeckt.»

Wichtig sei, dass GC und der FCZ mit Polizei und anderen Helfern zusammenarbeiten und so die Kerngruppe ausfindig machen. «Ein Verein kann nicht sagen, es geht ihn nicht an, weil es ausserhalb des Stadions geschieht. Man muss klare Strukturen haben, sich moralisch distanzieren, zentraler Akteur sein für runde Tische, sich mit Sozialarbeit beschäftigen.»

Floskeln von den Klubs

Und was machen die Klubs? Auf Anfrage betont der FCZ: «Wir engagieren uns umfassend im Rahmen unserer Corporate Social Responsibility (CSR) mit Fansozialarbeit, mit Schulbesuchen und Projekttagen oder im stetigen Dialog mit unseren Fans für fanspezifische Fragen und den Anliegen des Vereins.» In welchem Ausmass dies geschieht, oder welche finanziellen Ressourcen der FCZ dafür aufwendet, bleibt aber unbeantwortet.

Dem Ernst der Lage sei sich auch GC bewusst, sagt man auf dem Campus in Niederhasli. Massnahmen werden keine preisgegeben. Auf eine entsprechende Blick-Anfrage verweist die Medienabteilung auf ein substanzloses Statement auf der Website. Auf spezifische Fragen wird nicht eingegangen.

Hier könnte man gemäss Baier am Hebel ansetzen. «Wie intensiv sich die Klubs damit beschäftigen, kann man schwer sagen. Das müsste man im Detail anschauen. Man kann immer mehr tun», sagt der Kriminalexperte.

Kaskadenmodell? «Wir wissen, dass das nicht funktioniert»

Trotz der Entwicklungen in Zürich will Baier positiv bleiben. Er hat Ähnliches schon einmal erlebt: «In der Jugendkriminalität gab es von 2016 bis 2021 einen deutlichen Anstieg. Weil es meiner Meinung nach eine Zunahme gewalttätiger Vorbilder gibt, die zum Beispiel in den sozialen Medien präsent sind. Durch mehrere Massnahmen konnte eine Stagnation herbeigeführt werden. Ich denke, dass wir jetzt an einem solchen entscheidenden Punkt sind.»

Die Behörden setzen auf eine andere Strategie. Man will Härte demonstrieren und setzt darum auf Repression durch das Kaskadenmodell. Dieses hält Baier indes für nicht zweckmässig: «Im Endeffekt setzt das Modell stark auf Abschreckung durch harte Strafen, wovon wir wissen, dass dies weitestgehend nicht funktioniert.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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