Ex-FCZ-Trainer Magnin bricht sein Schweigen
«Ich hatte schon diverse Angebote»

So lange hat Ludovic Magnin (42) wohl noch nie geschwiegen. Über ein halbes Jahr nach seiner Entlassung beim FCZ redet er mit Blick.
Publiziert: 27.04.2021 um 21:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2021 um 08:34 Uhr
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Seit seiner Entlassung von vor 7 Monaten beim FCZ hat sich Ludovic Magnin einen Maulkorb verpasst. «Ich verspürte kein Bedürfnis, mich zu erklären», sagt er.
Foto: keystone-sda.ch
Michael Wegmann

Blick: Ludovic Magnin, am 5. Oktober wurden Sie beim FCZ nach dem dritten Spieltag entlassen. Warum haben Sie fast sieben Monate geschwiegen?
Ludovic Magnin:
Das habe ich nicht. Sie wissen ja, dass ich nicht mal einen Tag schweigen kann! Ich habe viel geredet in dieser Zeit (lacht).

Also anders gefragt: Warum haben Sie keine Interviews gegeben?
Weil ich kein Bedürfnis verspürte, mich zu erklären oder irgendetwas klarzustellen.

Hat Sie Ihre Entlassung stark mitgenommen? Es gibt Trainer, die sagen, sie hätten nach ihrer ersten Entlassung wochenlang gelitten.
Nein, es ging mir gut. Ich kenne den Fussball und seine Mechanismen. Ich wusste immer, dass dieser Tag kommen wird. Ich sehe es positiv, dass ich beim FCZ fast drei Jahre im Amt war. Das ist alles andere als selbstverständlich in diesem Business.

Was haben Sie in den letzten Monaten gemacht?
Ich habe mir vorgenommen, nach meiner ersten Entlassung mindestens ein halbes Jahr Pause einzulegen. Da ich nach meiner Spielerkarriere sofort ins Trainerbusiness eingestiegen bin, lagen zwei, drei Wochen Ferien mit meiner Familie eigentlich nie drin. Auch an den Wochenenden war ich quasi nie da. Diese Zeit wollte ich nachholen. Leider hat mir dabei Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war leider auch nicht möglich, bei anderen Trainern zu hospitieren, wie ich es geplant hatte.

Es hiess, Sion hätte mehr als nur Interesse angemeldet. Und auch ein paar deutsche Klubs hätten Sie kontaktiert. Stimmt das?
Zu einzelnen Klubs konkret will ich keine Stellung nehmen. Aber ich hatte in dieser Zeit diverse Kontakte und auch Angebote. Aber mir war klar, dass ich erst im Juli auf die Vorbereitung in die neue Saison wieder einsteigen will, dann aber mit Vollgas. Stress habe ich aber keinen. Das Wichtigste ist, dass der nächste Verein und ich zusammenpassen.

Zieht es Sie nach Deutschland zurück, wo Sie als Spieler grosse Erfolge gefeiert haben?
Klar wäre ein Job in der Bundesliga attraktiv. Aber ich bin da offen. Ich habe das Glück, dass ich viersprachig bin.

Persönlich

Ludovic Magnin wird am 20. April 1979 in Lausanne VD geboren. Mit sechs Jahren kickt er beim FC Echallens, bald unter dem Ex-Internationalen Lucien Favre. Magnin, gelernter Primarlehrer spielt bei Yverdon, Lugano, Werder, Stuttgart und dem FCZ. Mit Bremen und dem VfB wird er Meister. Der Linksverteidiger macht 62 Spiele für die Nati. Beim FCZ ist er vom 20. Februar 2018 bis 5. Oktober 2020 Cheftrainer.

Ludovic Magnin wird am 20. April 1979 in Lausanne VD geboren. Mit sechs Jahren kickt er beim FC Echallens, bald unter dem Ex-Internationalen Lucien Favre. Magnin, gelernter Primarlehrer spielt bei Yverdon, Lugano, Werder, Stuttgart und dem FCZ. Mit Bremen und dem VfB wird er Meister. Der Linksverteidiger macht 62 Spiele für die Nati. Beim FCZ ist er vom 20. Februar 2018 bis 5. Oktober 2020 Cheftrainer.

Deutsch, Französisch, Italienisch und?
Englisch. Aber ehrlich gesagt: Da ist nicht viel mehr als mein Schulenglisch.

Lucien Favre, Ihr väterlicher Freund, ist zurzeit ebenfalls klublos. Könnten Sie sich auch vorstellen, bei einem ganz grossen Verein seinen Assistenztrainer zu sein?
Da wäre ich ganz schön doof, wenn ich mir das nicht vorstellen könnte! An der Seite von Lucien könnte ich sicher viel profitieren und meinen Rucksack weiter füllen.

Da ist schon der Cupsieg von 2018 drin.
Und auch Europa-League-Spiele, Abstiegskampf und natürlich eine Entlassung (lacht).

Blick machte damals publik, dass sich einige Ihrer Spieler gegen Sie gestellt haben, weil sie nichts mehr von Ihrem gepflegten «Hinten-raus-Spielen» wissen wollten. Dieses System war ihnen zu fehleranfällig. Warum sind Sie den Spielern nicht entgegengekommen?
Das ist der Spielstil, der mir vorschwebt. Klar ist er riskanter, als einfach mit langen, hohen Bällen in die Spitze zu operieren. Aber ich bin der Trainer und gebe die taktische Marschrichtung vor.

Waren Sie ob der Reaktion Ihrer Spieler enttäuscht?
Es waren ja bei weitem nicht alle … Aber lassen wir das. Darüber zu reden, hilft keinem mehr.

FCZ-Präsident Ancillo Canepa meinte im November im SonntagsBlick, dass Ihnen ein wenig mehr Flexibilität gutgetan hätte. Wären Sie noch im Amt, hätten Sie Ihr System umgestellt?
Das müssen Sie Cillo fragen (lacht).

Sie meinten einst, Sie würden, wenn die Lage einmal kritisch werden würde, das Ding durchziehen. Sie wollten, wenn Sie einmal entlassen werden, sagen können, dass Sie mit Ihren eigenen Ideen gescheitert seien.
Sehen Sie: Ich habe gehalten, was ich mir vorgenommen habe! Ich hatte den Auftrag, viele junge Talente einzubauen. Das habe ich definitiv getan. Und ich wollte mit ihnen einen gepflegten Fussball spielen lassen. Die Bälle einfach nach vorne pfeffern ist nicht die Spielphilosophie des FCZ. War es auch in der Akademie nie.

Mittlerweile sieht es aber oft danach aus.
Das haben jetzt Sie gesagt.

Das 0:4 in Lausanne, Ihre letzte Partie als Trainer, war aber auch das zwölfte sieglose Spiel in Serie. Ihre Entlassung könnte man auch locker resultatmässig begründen.
Da haben Sie recht. Aber es gibt schon auch Erklärungen für ­diese Negativ-Serie. Wir waren auf gutem Weg, bis die ganze Mannschaft wegen zu vielen Corona-Fällen geschlossen in Quarantäne musste. Damit die Meisterschaft zu Ende gespielt werden konnte, spielten wir in Basel dann quasi mit der kompletten U21. Nach der Quarantäne mussten wir sofort wieder ran. Irgendwie ist es gekommen, wie es musste.

Aber auch in den ersten drei Meisterschaftsspielen der aktuellen Saison blieben Sie sieglos.
Ja. Vor dem schwachen Auftritt in Lausanne verloren wir knapp mit 1:2 auswärts gegen den Meister YB. In Runde zwei kassierten wir gegen Lugano in der Nachspielzeit das 2:2. So mies war das nicht. Kommt hinzu, dass damals Dzemaili, Doumbia und Aliti noch nicht da waren, Tosin war verletzt, und Gnonto hatte noch keine Spielberechtigung. Dann kam es zum Trainerwechsel, und der FCZ hat unter Massimo (Rizzo; die Red.) in den ersten Spielen sofort ­einige Punkte geholt.

Zum Glück. Denn seit der Rückrunde läufts nicht mehr nach Wunsch. Im Gegenteil: Der FCZ liegt nur noch fünf Punkte vor dem Abstiegsplatz und nur noch zwei von der Barrage weg. Machen Sie sich Sorgen?
Beruhigend ist das Polster sicher nicht. Aber ich denke, der FCZ ist gut aufgestellt und wird nicht absteigen. Im Gegensatz zu 2016 wird man die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich drücke den Jungs auf alle Fälle die Daumen.

Wo? Zu Hause vor dem TV?
Nein. Jetzt gehen wir mit der ganzen Familie in die Frühlingsferien. Das hat es, glaube ich, noch nie gegeben.

Das meint Thorsten Fink zum Abstiegskampf in der Super League
5:47
«Es könnte den FCZ treffen»:Das meint Thorsten Fink zum Abstiegskampf
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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