«Es braucht eine fähige Geschäftsleitung»
Alpstaeg spricht im FCL-Streit Klartext

Bernhard Alpstaeg meldet sich nach Wochen wieder einmal zu Wort. In einem Communiqué gibt er Einblick in seine Pläne. Wenig später folgt ein Schreiben des Verwaltungsrates.
Publiziert: 31.10.2022 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2022 um 14:49 Uhr
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Bernhard Alpstaeg bezieht in einem Communiqué Stellung.
Foto: PIUS KOLLER
Carlo Emanuele Frezza

Am Samstag führte FCL-Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg Gespräche mit Minderheitsaktionär Josef Bieri. Gesittet sei es zu und hergegangen. Über deren Inhalte wurde allerdings Stillschweigen vereinbart.

Am Montagvormittag folgt das nächste Kapitel im FCL-Streit. Zunächst meldet sich Alpstaeg mit einem Communiqué zu Wort. Wenig später folgt eine Medienmitteilung des Verwaltungsrates. Alpstaeg legt in seinem Schreiben einen Entwurf des künftigen FC Luzern dar und macht deutlich, dass er nur eingreife, wenn die Dinge nicht liefen, wie sie sollten. Doch genau das sei momentan der Fall. «Der Auslöser meines Eingreifens war, dass Anregungen von mir ignoriert wurden und mir sogar Akteneinsicht verweigert wurde.»

Wolf und Meyer müssen weichen

Deshalb will Alpstaeg nun Veränderungen vornehmen. Am Donnerstag will er an der ausserordentlichen Generalversammlung den gesamten Verwaltungsrat austauschen, um dann auch die Geschäftsleitung nach seinem Gusto zusammenzustellen. «Nur wenn jeder seinen Job mit Einsatz und Sachverstand und mit klar definierten Aufgaben und Kompetenzen in Angriff nimmt, ist Erfolg möglich. Dazu braucht es eine fähige Geschäftsleitung.» Dementsprechend sind Stefan Wolf, Remo Meyer und Co. in seinen Augen nicht mehr die Richtigen.

Einer ganz anderen Meinung ist der Verwaltungsrat. Dieser stellt sich klar hinter seinen Sportchef. «Die Arbeit von Remo Meyer hat der Verwaltungsrat stets akribisch beobachtet und professionell mit einer Leistungsanalyse beurteilt.» Die bisher letzte Beurteilung habe Ende Mai stattgefunden und diese «stellt Remo Meyer ein ausgezeichnetes Arbeitszeugnis aus». Deshalb habe der Verwaltungsrat die Alpstaeg-Forderung nach der Entlassung von Meyer einstimmig abgelehnt.

Der Verwaltungsrat behauptet zudem, dass Alpstaeg intern dem Sportchef vorgeworfen habe, bestechlich zu sein und er immer wieder mit den gleichen Spielerberatern zusammenarbeite. «Auch diesen Vorwurf können wir dementieren und haben dafür die nötigen Beweise.»

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Unterschiedliche Vorstellungen von Zusammenarbeit

Alpstaeg schreibt in seiner Mitteilung weiter, dass er für klare Strukturen im Arbeitsumfeld ist. «Der Besitzer besitzt und gibt die Linie vor, der Präsident repräsentiert und der Verwaltungsrat überwacht. Der Geschäftsführer führt, der Sportchef stellt das Team zusammen und der Trainer dirigiert die Mannschaft. Der Spieler trainiert und spielt.»

Der Verwaltungsrat zeigt sich derweil enttäuscht vom Verhalten Alpstaegs. «Wir einigten uns im Februar 2021, Diskussionen künftig nur noch intern zu führen und auf öffentliche Aussagen zu verzichten. Diese Abmachung hat Alpstaeg am 2. Oktober mit dem Interview im SonntagsBlick einseitig gebrochen.»

Alpstaeg will Mehrheitsaktionär bleiben

Im ansonsten klipp und klaren Communiqué von Alpstaeg gibt es einen Absatz, der Spielraum für Spekulationen lässt. «Mit einem Modell einer sogenannt breiten Abstützung und vielen Aktionären kann ich mich momentan nicht anfreunden.» Das «momentan» lässt vermuten, dass Minderheitsaktionär Bieri genau darüber mit ihm diskutiert hat.

Der Geschäftsleitung, dem Verwaltungsrat und den Fans ist das aktuelle Aktionariat sowieso ein Dorn im Auge. Die Protestbewegung «Zäme meh als 52%» fordert unter anderem die Abschaffung des Mehrheitsaktionariats und eine breitere Abstützung des FC Luzern in der Region.

Doch wenn es nach Alpstaeg geht, habe ein breit abgestütztes Aktionariat im Sport kaum je funktioniert. «Mitreden, aber keine Verantwortung übernehmen, wenn es unangenehm und schwierig wird – das führt unternehmerisch gesehen selten zum Erfolg», schreibt er.

Das sieht der Verwaltungsrat anders. «Wir haben eine klare Strategie, in zwei bis drei Jahren das strukturelle Defizit komplett zu eliminieren und nicht mehr von den jeweiligen Aktionären abhängig zu sein. Ebenfalls planten wir in Absprache mit Alpstaeg, dessen Tochter Giulia ab September 2022 ins Gremium einzubinden, um sie anschliessend als vollwertiges Mitglied zu wählen.»

Zudem bezeichnet der Verwaltungsrat die finanzielle Abhängigkeit des FC Luzern von Alpstaeg als «eine Mär». Er könne beweisen, dass der Mehrheitsaktionär seit Bezug der Swissporarena lediglich 24 Prozent aller Aktionärseinschüsse inklusive Aktienkäufe bezahlt hat. Die Aktionäre Alpstaeg und Bieri hätten jeweils nur ein allfälliges Defizit beglichen, das es vor Corona zwei Jahre lang nicht gegeben habe.

Alpstaeg sieht den FCL als künftiger Spitzenklub

Zum Schluss seines Communiqués kommt Alpstaeg auf die Vision des FCL zu sprechen. Er hat ambitionierte Ziele. In erster Linie soll der FC Luzern «ein Siegerteam werden». Anders formuliert: «Wir müssten unter den absolut besten Schweizer Klubs sein.» Zudem soll der FCL eine in der Region bestens verankerte Marke werden, die national und später gar international Beachtung und Respekt verdiene.

Der aktuelle Verwaltungsrat kann sich dagegen keine Zukunft mit Alpstaeg vorstellen. «Nach all diesen Vorfällen ist es für uns unmöglich, gemeinsam mit Alpstaeg in die Zukunft zu gehen. Darum hat der Verwaltungsrat ihn gebeten, seine Aktienanteile abzugeben.»

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