Der scheidende FCL-Präsident Stefan Wolf über vier turbulente Jahre
«Ich gebe zu, dass Luzern speziell ist»

FCL-Präsident Stefan Wolf zieht nach vier turbulenten Jahren Bilanz. Er spricht über Ehrenpräsidenten, finanzielle Herausforderungen und den anhaltenden Aktionärsstreit. Wolf betont die Fortschritte in der Nachwuchsarbeit, sieht aber noch Luft nach oben.
Publiziert: 01.12.2024 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2024 um 13:40 Uhr
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Stefan Wolf zieht Bilanz über seine vier Jahre als FCL-Präsident.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Stefan Wolf tritt als FCL-Präsident ab und zieht Bilanz
  • Wolf sieht Stierli nicht als Ehrenpräsidenten, fokussiert auf andere Probleme
  • FCL hat ein strukturelles Defizit trotz Rekordtransfer von 6 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Stefan Wolf, seit der letzten GV diskutiert ganz Luzern über das Ehrenpräsidium von Walter Stierli. Ist er nun Ehrenpräsident oder nicht?
Stefan Wolf: Für mich war er Präsident, wie Romano Simioni. Er hat viel für den FCL gemacht und ist dafür verantwortlich, dass wir ein solches Stadion haben. Ich habe ihn aber nie als Herr Ehrenpräsident angesprochen. Das habe ich bei Romano Simioni aber auch nicht gemacht.

Das heisst, Sie sehen ihn nicht als Ehrenpräsidenten?
Normalerweise wird eine Ehrenpräsidentschaft an einer GV vergeben. Mit einem Traktandum und einem Protokoll. Da kann man es nachlesen. Ein solches habe ich aber nie gefunden, dies habe ich an der GV der FCL-I AG auch mitgeteilt. Aber wir haben im Moment wirklich andere Probleme, als über das Ehrenpräsidium des Walter Stierli zu diskutieren.

Sie treten Ende Jahr nach vier Jahren ab. Als was für einen Präsidenten soll man Sie in Erinnerung behalten?
Wenn mir jemand sagt, dass ich den FCL den Leuten wieder näher gebracht habe und sie den Klub wieder gerne haben, dann macht mich das stolz. Ich gebe den Klub sportlich ambitioniert, mit einer tollen Nachwuchsabteilung und mit hoher Identifikation der Leute ab.

Wie bewerten Sie Ihre Zeit in der Doppelfunktion CEO/Verwaltungsratspräsident?
Es gab Höhen und Tiefen. Nicht nur sportlich mit dem Cupsieg und der Barrage. Auch abseits vom Platz ging es so zu und her. Unser Ziel, nebst einer lokalen und regionalen Verankerung des Klubs eine stärkere Verbindung zu den Fans sowie eine FCL-DNA zu installieren, konnten wir umsetzen. Geschafft haben wir das, in dem wir die passenden Leute geholt haben wie Stefan Marini im Nachwuchs oder auch mit Mario Frick als Trainer. Das Doppelmandat konnte ich nur ausführen, weil ich eine top funktionierende GL hatte, welche ihre Aufgaben stets professionell und zum Wohle des Klubs ausführte. Ich denke, dies hat funktioniert und wir konnten gemeinsam mit den Mitarbeitenden vieles entwickeln.

Persönlich

Stefan Wolfs (53) Name ist eng mit dem FC Luzern verbunden. Von 2021 bis Ende 2024 war er Präsident und CEO des Klubs. Auch als Spieler hat er eine FCL-Vergangenheit. Von 1990 bis 1997 stand er beim FCL unter Vertrag. Spuren hinterliess er auch beim FC St. Gallen, in der Ostschweiz beendete er 2006 seine Karriere. Wolf ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Mit seiner Frau Sarah gründete er die Webagentur Wolf + Web.

Stefan Wolfs (53) Name ist eng mit dem FC Luzern verbunden. Von 2021 bis Ende 2024 war er Präsident und CEO des Klubs. Auch als Spieler hat er eine FCL-Vergangenheit. Von 1990 bis 1997 stand er beim FCL unter Vertrag. Spuren hinterliess er auch beim FC St. Gallen, in der Ostschweiz beendete er 2006 seine Karriere. Wolf ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Mit seiner Frau Sarah gründete er die Webagentur Wolf + Web.

Was geben Sie sich für eine Note?
Das müssen andere sagen.

Wirtschaftlich sind Sie nicht genügend, da Sie es nicht geschafft haben, den Klub selbsttragend zu machen. Jahr für Jahr gab es rote Zahlen.
Das Fussballbusiness ist per se ein defizitäres Geschäft. Wir sind bei weitem nicht der einzige Klub in der Schweiz mit einem strukturellen Defizit. Es gibt drei Hebel in der Schweiz, um Geld zu verdienen: Transfers, internationales Geschäft mit der Gruppenphase sowie ein regelmässig volles Stadion. Und wir haben sicher überall Luft nach oben.

Aber weshalb hat es in einem Jahr, in dem man Ardon Jashari für die Rekordsumme von sechs Millionen Franken transferiert, nicht zu schwarzen Zahlen gereicht?
Unsere Strategie im VR war, den FCL weiterzuentwickeln, und haben daher viel ins Personal und Bereiche wie der Digitalisierung investiert. Die Verluste waren immer so budgetiert. Es ist nie anders herausgekommen, als wir es gedacht haben. Dass sich die Investitionen auch refinanzieren, braucht es auch Geduld. Es ist aber auch klar, dass wir in gewissen Bereichen besser hätten sein sollen und dass der FCL vom strukturellen Defizit unabhängiger werden muss.

Wann denken Sie, dass es so weit ist?
Das ist schwierig, vorauszusehen. Rückblickend dachte ich auch, dass es schneller geht. Der Weg stimmt, was die Stadionauslastung angeht und in Sachen Nachwuchs sowieso. Sportlich sind wir voll dabei, obwohl wir vom Budget her im letzten Drittel zu finden sind. Letztlich fehlt uns auch die Ruhe, die andere Klubs haben. Und das spielt uns nicht in die Karten.

Sie sprechen den Aktionärsstreit an. Kann es sich der Klub langfristig leisten, auf das Geld von Bernhard Alpstaeg zu verzichten?
Wenn man einen Verlust macht, fehlt immer Geld. Auch das von Herrn Alpstaeg. Natürlich muss es der Anspruch sein, dass man solche Leute an Bord holen kann, damit man solche Verluste decken kann. Aber der Anspruch muss auch sein, dass man möglichst viele Einnahmen generieren kann und auf der Kostenseite so effizient wie möglich ist.

Der Aktionärsstreit dauert nun mehr als zwei Jahre. Zwei Jahre zu lang?
Streiten ist nie schön, wenn es kein Ende gibt. Das hätte ich gerne anders gehabt. Aber Bernhard Alpstaeg hat seine Forderungen und der FCL hat seine.

Bei Streitenden sagt man, der Klügere gibt nach. Gibt es in diesem Fall keinen Klugen?
Es sieht so aus.

Sehen Sie sich in Zukunft noch einmal an einem gemeinsamen Tisch mit Bernhard Alpstaeg?
Ja, ich war und bin nach wie vor bereit, mit ihm über alles zu sprechen.

Würden Sie rückblickend im Streit etwas anders machen?
Mich hinter unseren Sportchef Remo zu stellen und ihn verteidigen, würde ich wieder tun, da er für mich in der Schweiz zu den Besten seines Fachs gehört und er sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Danach gab es Situationen, in denen ich mich anders verhalten würde. Die ganze Sache bekam eine Dynamik, die fast nicht mehr aufzuhalten war. Den Point of no Return haben wir verpasst.

Alle sprechen immer vom riesigen Potenzial, welches dieser Klub habe. Aber irgendwie kommt er nie richtig voran. Alex Frei bezeichnete Luzern einmal als Haifischbecken. Unterschreiben Sie das?
Dass Luzern speziell ist, gebe ich zu. Es hat extrem viele Leute, die sich für diesen Klub mit Leib und Seele engagieren. Sei es vom Aktionariat bis zum kleinen Jungen, der ins Stadion kommt. Aber es gibt natürlich immer viele, die mitreden und ihre Meinung kundtun wollen. Die Ratschläge kann der Klub anhören. Wichtig ist aber, dass die Entscheidungsträger ihren Weg gehen, da sie auch die Verantwortung übernehmen und tragen.

Sie sind nicht der Einzige, der den FCL in diesen Wochen verlässt. Unter anderem auch der Finanzchef sowie der Medienchef sind weg. Zeichen eines radikalen Umbruchs und Sparprogramms. Machen Sie sich Sorgen?
Ich mache mir viele Gedanken, klar. Die einzelnen Hintergründe kenne ich aber nicht, da ich in diesen Entscheidungen des Verwaltungsrats nicht involviert war.

Was macht Stefan Wolf ab dem 1. Januar?
Ich werde den FCL und seine Menschen in und ausserhalb der Organisation sehr vermissen. Deswegen ist es gut, wenn ich erstmal Abstand gewinne und den Horizont wieder etwas offener sowie wieder Zeit für meine Familie habe.

Dem Fussball bleiben Sie aber treu?
Bei einem anderen Klub die gleiche Funktion auszuführen, kann ich mir nicht vorstellen. Der FCL ist mein Klub. Da steckt so viel Herzblut drin. Aber es gibt auch andere Sachen im Leben als Fussball. Vielleicht tut mir das gut.

Was ist Ihr Wunsch für den FCL?
Dass wieder Ruhe im Klub herrscht und alle am gleichen Strick ziehen.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
17
9
31
2
FC Basel
FC Basel
17
22
30
3
Servette FC
Servette FC
17
3
29
4
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
17
6
27
5
FC Zürich
FC Zürich
17
1
27
6
FC Luzern
FC Luzern
17
2
26
7
FC Sion
FC Sion
17
3
23
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
17
4
22
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
17
-5
20
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
17
-11
17
11
FC Winterthur
FC Winterthur
17
-23
13
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
17
-11
12
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