«Vor fünf Jahren kickte ich in der 2. Liga interregional»
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YB-Neuzugang Rrudhani:«Vor fünf Jahren kickte ich in der 2. Liga interregional»

Der märchenhafte Aufstieg des YB-Neuzugangs
Rrudhani schleppte die Koffer über die grüne Grenze

Dies ist die Geschichte von Donat Rrudhani. Offensivspieler. Neuzugang bei YB. Und es ist eine der aussergewöhnlicheren Lebensgeschichten im Schweizer Fussball.
Publiziert: 24.07.2022 um 12:30 Uhr
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Donat Rrudhani hat sich bei YB prima eingelebt. Hier im Zweikampf mt Illya Zabarnyi von Dynamo Kiew beim «Play for Peace».
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

So einen Menschen hätten sie selten erlebt, sagen sie bei YB. Dort, wo der Wundertrank der letzten Jahre – letzte Saison ausgenommen – mit einem Mix aus Wohlfühloase, Leistungsstreben und Charakterschulung gebraut wird. In wenigen Wochen hat der junge Mann aus dem Kosovo schon mächtig beeindruckt!

Die Begrüssung ist herzlich, der Händedruck warm. «Möchten Sie etwas trinken?», fragt Rrudhani als erstes. Dann beginnt er zu erzählen. Von einer glücklichen Kindheit: «Meine Mutter war Coiffeuse, mein Vater Bauleiter. Mir fehlte es in unserem bescheidenen Dorf in der Nähe von Gjilan an nichts. Fussball war für mich fast alles – vermittelt von meinem Vater, der selber in der obersten Liga gespielt hatte. Aber das war damals noch eine reine Amateurliga.»

Vitamin B war im Kosovo alles

Irgendwann stellt Vater Rrudhani fest, dass die Perspektive für seine drei Kinder im Kosovo quasi nicht existent ist. Zahlreiche Beispiele hatten ihm dies vor Augen geführt. Also beschliesst er auszuwandern. «Für uns alle. Nicht nur für mich als Fussballer – aber auch», so Donat. «Denn damals war es so: Wenn der Vater jemanden im Klub kannte, spielte man. Sonst nicht. Vitamin B war alles.»

Und so zieht die Familie nach Frankreich. Die Mutter erhält dank eines Onkels in Dijon ein Einreisevisum, geht mit den beiden jüngeren Kindern voraus und beantragt Asyl. Einige Wochen später machen sich Donat und sein Vater auf die Reise. Ein Fahrer bringt sie nach Serbien und dort an die ungarische Grenze. Als es dunkel ist, wandern sie los. Fünf Stunden lang durch den Wald, in die EU. «Ich trug zwei riesige Koffer, mein Vater drei. Es war das Anstrengendste, was ich je gemacht habe.»

Der erste Profi, der vom FC Brunstatt kam ...

Donat landet in der Nachwuchsabteilung von Erstligist Troyes. Doch als der Vater einen Job im 300 Kilometer entfernten Mulhouse bekommt, gehts weiter ins Elsass. Donats Karriere scheint vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Er kickt nun bei Fünftligist Brunstatt, einem Amateurklub. Und wird der Erste in diesem Klub sein, der den Schritt zum Profi schafft: «Das alleine zeigt, wie klein der Klub ist.»

Priorität hat damals aber die Schule. «Ich habe wohl jedes Training und jedes Spiel gemacht. Aber an erster Stelle kam das Bac.» Baccalauréat. Bei uns: Matura. Donat besteht sie. Die Uni-Türen stehen offen. Doch da funkt der Fussball dazwischen – obwohl er dieses Kapitel eigentlich abgeschrieben hatte.

Ceccaroni winkt ab

Rrudhanis Vater nimmt ihn zu einem Plauschturnier in Basel mit. Dort fällt er auf. Der Quartierklub AS Timau nimmt ihn unter Vertrag. Seine Leistungen in der 2. Liga inter sind überragend. Der FCB meldet sich. Aber Nachwuchschef Massimo Ceccaroni sieht keinen Bedarf. Erstligist Black Stars hingegen schon. Donats Traum lebt. Erst recht, als der FC Aarau das Talent des jungen Kosovaren entdeckt und ihn zum Probetraining einlädt. Donat kanns kaum glauben. «Vor dem ersten Training hatte ich fast Panik. Vor Nervosität.»

Shkelzen Gashi, Donats Jugendidol

Es kommt gut. Und Donat überlebt auch den Umstand, dass ein gewisser Shkelzen Gashi plötzlich sein Mitspieler ist: «Shkelzen war mein Jugendidol. Er hatte die Rückennummer elf. Ich nahm deshalb auch immer die Elf. Ich habe ihn an der EM 2016 gesehen – und angehimmelt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich eines Tages mit ihm im gleichen Team sein könnte. Im Normalfall kann man doch nicht Freund eines Idols sein! Als er erstmals im gleichen Raum war wie ich: Das war ein emotionaler Schock, aber einfach schön!»

Gashi nimmt Klein Donat unter seine Fittiche. «Er hat mir in jeder Hinsicht extrem geholfen. Wir sind in ständigem Kontakt.»

Und dann meldet sich auch noch YB

Nun also YB. Der nächste Schritt, den Rrudhani kaum fassen kann: «Der Tag, als mir mein Agent mitteilte, dass YB mich will ... der war unglaublich! Denn ich wusste, dass fast alle Super-League-Teams Interesse an mir hatten – ausser YB. Dass sich das änderte und der Serienmeister der letzten Jahre mir ein Angebot unterbreitete, macht mich sehr stolz.»

Donats Augen leuchten.

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