Basels «Zauberfuss» ist in Topform
FCB-Campo auf den Spuren von Yakin und Petric

Er ist Dauerbrenner, Standard-König, regelmässiger Torschütze: Samuele Campo (25) hat beim Re-Start zum persönlichen Höhenflug angesetzt. Kraft schöpft der Basler aus seiner Familie – und der Nummer zehn auf dem Rücken, wie seine Vorbilder.
Publiziert: 26.07.2020 um 13:14 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2020 um 12:15 Uhr
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Samuele Campo, Basels «Zauberfiessli» und Überflieger seit dem Re-Start.
Foto: freshfocus
Marco Pescio

Zehn von zehn! Samuele Campo wird von Coach Marcel Koller seit Wiederbeginn der Meisterschaft in jeder Partie von Anfang an aufs Feld geschickt. Eine Pause? Bekommt er nicht wirklich. Ein einziges Mal wird er ausgewechselt – in der 81. Minute in Sion (0:1). Campo ist einer der Dauerbrenner beim FCB – doch trotz Mammutprogramm liefert er. Vier Tore und zwei Assists seit dem Re-Start!

«Körper und Geist werden allmählich etwas müde», gibt Campo offen zu, gleichzeitig will er aber festgehalten haben: «Es gibt auch einen Vorteil: man ist voll im Rhythmus.» Es ist das familiäre Umfeld, das Campo während des Liga-Endspurts die nötige Kraft gibt: «Wenn es geht, bin ich immer mit meinen Brüdern, Eltern und Neffen unterwegs – das tut gut und hilft, mental abschalten zu können.»

Rotblau im Blut

Samuele Campo, Sohn einer Schweizerin und eines Italieners, der in jungen Jahren für die Arbeit in die Schweiz kam, ist in Basel beim Eglisee aufgewachsen. Er war Balljunge beim FCB, verteilte Matchprogramme, hat seit jeher Rotblau im Blut. Sein Umfeld und dessen Vertrauen sind schon immer sein Motor gewesen.

In den zwei Jahren, die er zwischen Januar 2016 und Januar 2018 für Lausanne spielte, war er zwar weg von der Heimat, doch er spürte den Rückhalt von Trainer Fabio Celestini. Seine starke Bilanz aus jener Zeit: 11 Tore und 18 Assists in 59 Partien.

Als Campo das Waadtland für den FCB wieder verlässt, kommt er, ausgestattet mit einem Arbeitspapier bis 2022, zwar ins heimische Joggeli zurück, doch mit dem Trainerwechsel von Raphaël Wicky zu Koller tut er sich zunächst schwer, seinen Platz im Team zu finden. Verletzungen, die Joker-Rolle – Dinge, die Campo zu schaffen machen und die ihn daran hindern, «zu zeigen, was ich eigentlich drauf habe».

Chance gepackt

Ex-FCB-Sportchef Marco Streller sagt 2018 über ihn: «Samuele weiss noch gar nicht, wie gut er ist.» Der Mann mit dem feinen linken Füsschen deutet sein Potenzial zwar regelmässig an, der richtige Durchbruch will aber irgendwie nicht gelingen.

Campo beweist Geduld, spricht von einem «Reifeprozess», den er durchmachen musste. Er wartet auf seine Chance. Die jetzt gekommen ist?

«Ja, es geht wieder aufwärts», sagt Campo, angesprochen auf die Spiele seit dem Re-Start. Klar, die Breite des Kaders hat im Vergleich zu früheren Zeitpunkten in dieser Saison gelitten. Insbesondere im Mittelfeld. Noah Okafor, Kevin Bua, Edon Zhegrova sind weg, Luca Zuffi ist verletzt. Und dennoch: Campo hat die Chance gepackt! Dass Koller nun bedingungslos auf ihn setzt, lässt den Offensiv­akteur regelrecht aufblühen. Campo glänzt auch in den grossen Spielen, skort gegen YB und St. Gallen. Und: Er ist der neue Basler Standard-König. Fünf seiner acht Saisontore gehen auf direkte Freistösse oder Elfmeter zurück.

Da steckt eine klare Absicht dahinter, wie er erklärt: «Wenn ich beim FCB eine wichtige Rolle haben will, muss ich auch Verantwortung übernehmen.» So wie das früher andere Basler Spieler mit der Nummer zehn auf dem Rücken getan haben. Matias Delgado, Hakan Yakin oder Mladen Petric beispielsweise. Letztere beide bezeichnet Campo schon in jungen Jahren als seine Vorbilder – wegen ihres Spielstils und weil beide auch begnadete Linksfüsser waren.

Die magische Nummer zehn

Von einem anderen Idol hat er derweil seinen mittlerweile Campo-­typischen Torjubel kopiert – das hawaiianische Shaka-Handzeichen über dem Kopf. Vom italienischen Ex-Internationalen Sebastian Giovinco nämlich.

Dass er zu jenen FCB-Stars gehört, die die magische Rückennummer zehn tragen dürfen, ist für Campo «nicht ein besonderer Druck, sondern einfach eine grosse Ehre». Auch dass wegen seiner Spielart und seiner Tore immer wieder die Bezeichnung «Zauberfuss» aufkommt, freue ihn, gibt er leicht verlegen zu. «Ein schönes Gefühl», sagt er, «doch das darf mich nicht gross beeinflussen, ich weiss, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann.»

Doch trotz aller Bescheidenheit ist auch er sich bewusst: Heute steht ein anderer Campo auf dem Feld als noch vor ein, zwei Jahren. Einer, der vorne weggeht. Wie zuletzt in Genf (2:2), als er sich vor seinem Penaltytor den Ball geschnappt und im kurzen Gespräch mit Cabral und Fabian Frei durchgesetzt hat: «Ich mach den!»

Ein Sinnbild für Campos wiedergewonnenes Selbstvertrauen, das ihn im Hinblick auf die restlichen Saisonspiele auch sagen lässt: «In der Liga ist jetzt Platz zwei unser Ziel. Und in der Europa League? Ist bei Duellen über 90 Minuten (ohne Rückspiel, d. Red.) alles möglich!»

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