Sportökonom erklärt
Saudis verfolgen mit Ronaldo ein klares Ziel

Saudi-Arabien buttert Milliarden von Franken in den Sport, ist so auf bestem Weg zur Grossmacht. Der zurzeit viel beredete Transfer von Cristiano Ronaldo sei dabei aber nur ein kleines Zahnrad im grossen System, wie Sportökonom Simon Chadwick sagt.
Publiziert: 06.01.2023 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2023 um 10:16 Uhr
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Cristiano Ronaldos Wechsel nach Saudi-Arabien sorgt für Schlagzeilen.
Foto: AFP
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Nicolas HorniSportredaktor

Seit Ende 2022 steht Cristiano Ronaldo offiziell beim saudi-arabischen Klub Al-Nassr unter Vertrag. Zwar hat er noch kein Spiel gemacht, bald soll er aber in den saudischen Ligabetrieb einsteigen – und dort den Weg zur weltweiten Sportmacht unterstützen. Über 200 Millionen Euro soll Ronaldo dafür einstreichen.

Herausgeworfenes Geld in einer Liga für Stars, die kaum jemanden interessiert? Falsch, wenn es nach Simon Chadwick, britischer Sportökonom und Professor für Sport und Geopolitik, geht. So werde Ronaldo zwar wohl neue, zahlungskräftige Sponsoren anziehen, den Wert der Fernsehverträge steigern und mit Trikotverkäufen Geld einspielen. Viel wichtiger sei aber der langfristige Plan. Weil natürliche Ressourcen und damit die Hauptverdienstquelle des saudischen Staats in den nächsten 20 bis 30 Jahren ausgehen, plane man auf der Arabischen Halbinsel schon jetzt die wirtschaftliche Zukunft – vor allem mithilfe des Sports: «Saudi-Arabien plant jetzt schon langfristig und investiert in viele Wirtschaftssektoren. Einer davon ist Sport. Und dieser soll, wenn Gas und Öl knapp werden, dem Königreich wieder Geld in die Kassen spülen.»

Saudi-Arabien will dorthin, wo Brasilien ist

Dass dabei viel Geld ausgegeben wird, nehme man hin. Laut Chadwick werde der Fussball in Nahost sowieso anders behandelt als in Europa. «Die Investitionen in den Fussball sind nicht mit denen in Europa zu vergleichen. Es soll mehr ein Fussball sein, der der ganzen Nation zugutekommt. Sie leben auch nicht so, dass jeder investierte Franken doppelt wieder rauskommen muss.»

Das Ziel des Wüstenstaates sei laut Chadwick sowieso, den Fussball in Zukunft populärer zu machen – und eben auch, dass die Welt über die Menschenrechtsverletzungen im Königreich hinwegsehen kann. Ähnlich, wie es in den vergangenen Jahren schon in Brasilien passierte. Während Ex-Präsident Jair Bolsonaro den Amazonas roden liess, habe die Sportwelt nur an Sonne, Strand und verspielte, aber sackstarke Kicker gedacht, so Chadwick.

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