Tramezzani pokert mit den glorreichen Sieben
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Sion-Tramezzani zur Finalwoche:«Meine Jungs sind bereit zu sterben»

Sion vor Schicksalsspiel beim FCZ
Tramezzani pokert mit den glorreichen Sieben

Seit fünf Spielen ist der FC Sion ungeschlagen. Trainer Paolo Tramezzani setzt dabei immer auf denselben Stamm. «All in» heisst die Devise. Ein heisser Poker!
Publiziert: 28.07.2020 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2020 um 11:34 Uhr
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Auf Birama Ndoye kann sich Sions Trainer verlassen und darum spielt er auch immer....
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Da spielt man eine seit den fünf Siegen in Folge unter Stéphane Henchoz grottenschlechte Saison. Als es fast zu spät ist – die Wende. 1:0 gegen Basel am 8. Juli. Seither hat Sion nicht mehr verloren. Und seither setzt Trainer Paolo Tramezzani immer auf denselben Stamm von sieben Spielern. Kevin Fickentscher hütet das Tor (was er allerdings auch zuvor immer gemacht hat). Quentin Maceiras verteidigt rechts. Jan Bamert gibt den Abwehrchef. Ermir Lenjani spielt dort, wo es ihn gerade braucht, vom Aussenverteidiger zum Stossstürmer. Anto Grgic ist die Nervenzentrale im Mittelfeld. Pajtim Kasami bildet die Kreativabteilung, die neuerdings auch grätscht. Und Birama Ndoye ist der Mann mit gehörigem Einschüchterungspotenzial, ob als Innenverteidiger oder im defensiven Mittelfeld.

Dies sind die glorreichen Sieben, die immer von Beginn gespielt haben, wenn sie nicht verletzt oder gesperrt waren. Sieben Fixstarter. Und dies bei diesem horrenden Stakkato an Spielen… Bamert, einer der Sieben, der keine Sekunde unter Tramezzani fehlte: «Es ist für alle gleich. Aber wir haben keine andere Option.» Für alle gleich? Ab heute Dienstag nicht mehr, wenn Sion und der FCZ zum Nachtragsspiel auflaufen.

Wie lange reichen die Kräfte?

Mittlerweile gehören auch Bastien Toma, der Anfang Juli noch verletzt war, und der Brasilianer Baltazar zu diesem Stamm. Das wären dann neun von elf Spielern. Kann dieser Poker aufgehen? Es ist schon fast «all in», was Tramezzani da macht. Gefahr laufend, dass die Kräfte ausgerechnet dann zur Neige gehen, wenn es um alles oder nichts geht. Ums nackte Überleben. In der Barrage, die am 6. und 9. August angesetzt ist.

Zur Veranschaulichung: Seit der kleinen Zwangspause wegen des verschobenen Corona-Spiels gegen den FCZ vom 11. Juli bis Ende Barrage wird Sion acht Spiele in 25 Tagen absolviert haben. Alle drei Tage ein Spiel. Nie drei Tage in Folge Pause. Diesem Rhythmus zollt der Körper irgendwann Tribut. In den Spielen Nummer sieben und acht?

Noch aber kann Sion die Barrage abwenden. Wegen des viel besseren Torverhältnisses gegenüber Thun mehr oder weniger aus eigener Kraft. Doch dazu braucht es einen Sieg gegen den FCZ im Letzigrund. Tramezzani wird da von seiner Maxime des Nicht-Rotierens gewiss nicht abkommen.

Tramezzani hat keine Wahl

Das hatte auch St. Gallens Coach Peter Zeidler nicht gemacht. Bevor seine Jungs, ermattet von den vielen Einsätzen, nicht mehr konnten und zuerst in Thun verloren und dann gegen Basel einbrachen. Die Korrektur mit einer heftigen Rotation in Zürich war dann weniger irgendeinem irren Taktik-Trick geschuldet, als vielmehr der Notwendigkeit, einigen Schlüsselakteuren eine Ruhepause von immerhin einer Halbzeit zu gönnen. Zeidler hatte die Müdigkeit auch mitbekommen. Wenn auch etwas spät. Immerhin: Sein Poker mit den vier Wechseln in Zürich ging auf.

Tramezzani hingegen hat diese Rotations-Möglichkeit kaum. Er hat keine Wahl. Er muss in Zürich gewinnen, um den Anschluss an Thun nicht zu verlieren. Zumal am Freitag Meister YB ins Wallis kommt. Der italienische Poker. Wehe Tramezzani verliert ihn und Sion muss in die Barrage.

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