Friedhof Sihlfeld, Zürich. Kurz nach 15 Uhr vor dem Familien-Grab von «Köbi National». Zwei Schwestern von Köbi, ein Bruder, Freunde und ehemalige Team-Kollegen stehen vor der letzten Ruhestätte des ehemaligen National-Coaches. Nicht ohne Grund: Köbi wäre 77 geworden. «Und ich einen Tag später 89», sagt Ruth, seine älteste Schwester. Der zweite Grund sind die fünf Musiker von «The Matt’s Live Band!» Der Urner Band-Leader Hans-Ruedi Von Matt (68) war ein enger Freund von Köbi Kuhn. Und hätte am 13. Dezember letzten Jahres an der Beerdigung im Zürcher Grossmünster Köbis Lieblingslied «Le vieux chalet» spielen sollen.
«Le vieux chalet»
Wie es dazu kam? Von Matt erinnert sich: «Es war 2014. Alice (Köbis erste Gattin, die Red.) war schon schwer krank. Eines Tages chauffierte ich Köbi zu einem Interview mit dem Tessiner Fernsehen. Wir sprachen auf der Fahrt über Gott und die Welt.» Auch über Köbis Beerdigung. Von Matt: «Plötzlich sagte Köbi zu mir: Hans-Ruedi, auf meiner Beerdigung musst du unbedingt ‚Le vieux chalet’ spielen! Ich antwortete ihm damals: Heute und morgen sterben wir jetzt noch nicht.»
Fünf Jahre danach. Der Musiker wird zu Köbis Abdankung ein- und drei Tage später wieder ausgeladen. Köbis zweite Gattin Jadwiga stellte sich offenbar quer.
Von Matt: «Da sagte ich mir: Irgendwann, so Gott will, werde ich Köbi die Melodie am Grab spielen.» Gesagt, getan. Am 77. Geburtstag wird der Plan umgesetzt.
Zuerst spielt die Band «Das Feuer der Sehnsucht», dann singen die Anwesenden «Happy birthday» für Köbis Schwester Ruth. Und zum Schluss ertönt Köbis Lieblingslied.
Von Matt: «Das ist jetzt wie eine Erlösung für mich.»
Schöne Erinnerungen an Köbi
«Eisen-Max» Heer (76), acht Jahre lang der stahlharte Verteidiger an der Seite von Köbi beim FC Zürich, zu BLICK: «Schade, dass das Lied nicht bei der Abdankung gespielt wurde, die Akustik wäre gewaltig gewesen. Mit Köbi habe ich viel unternommen, auch privat. Und unsere beiden Töchter haben auf der Letzigrund-Tribüne zusammen geturnt.» Köbis Tochter Vivian (†47) liegt seit 2018 im Familien-Grab. Heer: «Und wenn ich unser Mannschafts-Foto von damals anschaue, ist der eine oder andere auch schon weg.»
Ernst Meyer (77), den alle zeitlebens nur «Ernschtli» rufen, kommt in Begleitung seiner Gattin Yvonne (80). Der Ex-Internationale: «Köbi war ein ganz bescheidener Typ. Er kam mit dem Velo statt dem Auto zum Training.»
Meyer führte mit seiner Gattin bis vor drei Jahren das Restaurant «Rosenburg zur Meyerei»: Jeden Donnerstagmittag trafen sich die ehemaligen Teamkollegen Fritz Künzli († 2019), Köbi Kuhn und Kurt Grünig (ist gestern verhindert) zum Essen.
«Gehen wir noch in die Rosenburg?» fragt einer beim Gehen. Es hätte ein Spruch von Köbi sein können.