«Jede einzelne Einwechslung bei YB freut den Fan»
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Pedro Lenz ist grosser YB-Fan:«Jede einzelne Einwechslung bei YB freut den Fan»

Schriftsteller und YB-Edelfan Pedro Lenz heizt Cupfinal an
«Werde Baschi mit einer Flasche Rotwein trösten»

Schriftsteller Pedro Lenz ist ein grosser YB-Fan. Der Autor von «Der Goalie bin ig» will bei Spielen seine Ruhe.
Publiziert: 30.08.2020 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2020 um 14:11 Uhr
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Pedro Lenz ist grosser YB-Fan.
Foto: Sven Thomann
Alain Kunz (Text) Sven Thomann (Fotos)

BLICK: Pedro, Sie sind doch sicher ein hoffnungs­loser Romantiker und in sterilen Corona- Zeiten nie im Sta­dion gewesen.
Pedro Lenz: Nicht ganz. Ich war mit meinem Bub am Cup-Halbfinal gegen Sion. Nicanor ist zweieinhalb und war das erste Mal überhaupt in einem Fussballstadion. Er ist ein vergifteter Fan.

Wegen Ihnen.
Klar. Er hat viele YB-Poster und kennt die meisten Spieler. Selbst solche mit so kom­plizierten Namen wie Nicolas Moumi Ngamaleu.

Ist Fussball in leeren oder fast leeren Stadien vereinbar mit Ihren Idealen?
Es hat mich irgendwie an die ganz schwierigen Jahre im maroden Wankdorf erinnert. Bis es zu einer ominösen Rettungstat eines Luzerners kam. Wie hiess der doch gleich …

… Albert Koller.
Ja, genau. Damals hatten wir auch 2700 Zuschauer, ich erinnere mich da ein Spiel in der NLB gegen Wangen bei Olten. Die eingefleischten Fans sassen damals ganz eng zusammen, um ein Fan-sein- Feeling zu kreieren.

Wie haben Sie den Titel gefeiert?
Sehr diskret. Zu Hause. Ich sass alleine vor dem Fernseher.

Alleine?
Ja. Danach habe ich «ge-whats-äpplet». Wir haben Sprüche he­rumgeschickt, so von wegen Serienmeister.

Und ein Fläschchen aufgemacht?
Klar.

Was?
Bier!

Bier?
Bier. Chlöpfmoscht nehme ich fast nie.

Wie schauen Sie generell die YB-Spiele?
Am TV. Und ich schaue die Spiele sehr technisch an. Ich abstrahiere da und habe es nicht gerne, wenn jemand neben mir sitzt, der dir die ganze Zeit die Birne füllt. So habe ich erst nach dem Match festgestellt: Oops, da war ja gar keine Stimmung. Und über die Matches sprechen mag ich auch nur vorher und danach.

Ist ein Cupfinal unter diesen Umständen gleich viel Wert wie sonst?
Für mich schon. Der Cupfinal weckt unglaubliche Erinnerungen. Die Duelle zwischen dem FCZ und dem FCB in den 70er-Jahren zum Beispiel. Köbi Kuhn und so. Der Bundesrat auf der Tribüne, zu dem die Spieler zuerst hochmussten, um den Pokal abzuholen.

Diesmal werden nur Offizielle, Journalisten und Verbandssponsoren im Stadion sein. Und alle sitzen im Freien, weit voneinander entfernt, und haben dennoch unsinnigerweise diese Masken an. Das ist doch nicht dasselbe!
Ich halte auch Lesungen, bei denen alle mit Maske kommen, weil der Abstand nicht eingehalten werden kann. Wir gewöhnen uns daran. Es ist einfach so. Die Vorstellung ist natürlich alles andere als schön. Aber lieber so als gar keine Fans und gar kein Fussball.

Wie haben Sie den letzten Cupsieg erlebt?
Das war 1987. Vor dem Fernseher.

Und danach?
War ich bei allen vier Niederlagen im Stadion. Mit der bittersten 2018. Wegen Michi Frey …

Diesmal aber gewinnt YB – nicht?
Ich bin mir ganz sicher: Wir sind reif für diesen Titel. Ich habe in der Meisterschaft ein Team gespürt, das einen extremen Erfolgshunger entwickelt hat. Auch wenn es knapper war als auch schon. Und das Kader ist so gut, dass jede einzelne Einwechslung den Fan freut.

Und es ist das Spiel der Abschiede: Hoarau. Wölfli.
Den Wolf kann man doch kurz vor Schluss einwechseln, wenn es der Spielstand zulässt. Es wäre ein Kindheitstraum. Marco steht gefühlt im Tor, seit ich ein kleines Kind war.

Und Hoarau. Da werden Ihnen bestimmt die Tränen kommen?
Guillaume ist nicht ein Kumpel von mir. Wir begegnen uns sehr respektvoll. Ich halte enorm viel von ihm als Persönlichkeit. Und ich sehe ihn immer wieder im Progr in Bern, was ein Berner Kulturzentrum ist, wo sich Schriftsteller, Musiker etc. begegnen. Er geht dort mit einer Selbstverständlichkeit ein und aus, als wäre dies das Normalste der Welt. Er ist da nicht der YB-Star. Doch wenn Training oder Match ist, ist er hundert Prozent Profi.

Hätten Sie ihm einen neuen Vertrag gegeben?
Als Fan bin ich natürlich todtraurig. Aber wenn ich mich in den Sportchef versetze, kann ich den Entscheid zu hundert Prozent nachvollziehen. Was hätte Spycher tun sollen? Ihm einen Vertrag anbieten wie damals George Best bei Hibernian Edinburgh, der nur noch dann Geld gekriegt hatte, wenn er spielte? Was wäre das für ein Zeichen gewesen an die Jungen! Die hätten genau gewusst: Wenn der Hoarau fit ist, spielt er auch. Bernhard Heusler hat mir mal gesagt, wenn er auf die Fans hören würde, müsste der Trainer heute noch den Karli Odermatt bringen. Aber mir graut natürlich schon vor dem Tag, an dem Hoarau mit einem Sion-Leibchen am Körper gegen uns hineinkommt und uns abschiesst. Ich werde ihm dennoch zujubeln …

Wie geht es einem Kleinkünstler so ganz ohne Auftritte?
Natürlich nicht gut. Man hat schon ein wenig Existenzangst. Auch wenn ich das Glück hatte, dass mir die Erwerbsersatz-Ordnung des Kantons Solothurn achtzig Prozent der ausgefallenen Lesungen vergütet hat. Aber die Situation ist schwierig, auch wenn wir nun wieder auftreten können.

Der letzte YB-Cupsieg liegt 33 Jahre zurück. Wäre ein Sieg vergleichbar mit dem ersten Meistertitel nach 32 Jahren?
Nicht ganz. Der Cup war ein Traum, als die Meisterschaft zu weit weg war. Wir Fans sagten uns: «Holen wir wenigstens diesen Pokal!» Jetzt aber wäre es bloss noch das Tüpfelchen aufs i nach einer weiteren tollen Saison. Ein Sieg hätte nicht mehr dieselbe Bedeutung, wie er es in einem der Finals gegen Sion gehabt hätte. So 2009, als ich nach dem 2:0 für uns Goran Obradovic in die Augen schaute und merkte: Gopfertelli, die haben noch lange nicht aufgegeben.

Nun aber ist YB die neue Grossmacht im Schweizer Fussball. Haben Sie sich das jemals vorstellen können in diesem Jahrtausend?
Natürlich nicht. Klar haben wir uns gesagt, es sei möglich, den Titel mal zu holen, wenn Basel in einer Saison strauchelt und wir mal nicht gegen Thun verlieren. Das wäre dann einmalig. Und jetzt das … Der Hattrick hat aufgezeigt: Der erste Titel war nicht Zufall, so wie es jener 1986 zumindest ein bisschen war. Die Punktehalbierung. Prytz, der in der Winterpause kommt. Und Bregy, der den Schweden neben sich duldet.

Der FCB ist doch heuer Kanonenfutter für YB …
Ganz im Gegenteil. Man muss die Basler sehr ernst nehmen. Da gibts extrem unangenehme Spieler wie Taulant, Stockerli, Frei. Wenn man als YB-Fan in den Jahren vor 2018 etwas gelernt hat, dann Demut!

Gegen Basel zu gewinnen, verschafft einem YB-Fan immer noch eine doppelt so schöne Befriedigung. Im Wankdorf ist YB diese Saison national unschlagbar. Seit Juni gabs einzig gegen Porto beim 1:2 im letzten November eine Niederlage. Was soll da passieren?
Okay, das stimmt. Aber ich möchte betonen, dass das Kunstrasen-Argument nicht haltbar ist. YB muss viel öfter auf einer ungewohnten Unterlage spielen als die Konkurrenz.

Aber in der Meisterschaft hat YB nächste Saison weiterhin keine ernst zu nehmende Konkurrenz.
Schwierig zu sagen. Plötzlich prescht ein Klub nach vorne – wie zuletzt St. Gallen. Oder CC zaubert einen Stürmer aus dem Hut, der dreissig Öfen macht. YB ist sicher Favorit. Aber Überheblichkeit ist völlig unangebracht.

Sie haben kein Ticket für den Final, nehme ich mal an?
Ich schaue ihn am TV mit meinem Bub. Wissen Sie, wie er YB sagt?

Nein.
Hopp YB …

Wie werden Sie FCB-Fan Baschi trösten?
Er nimmt ja gerne ein Glas ... Also lade ich ihn zu mir nach Hause ein zu einer Flasche Rotwein. Getrunken wird dann in schönen kleinen Schlückchen. Dazu werde ich den YB-Song von Züri West abspielen.

So darf der Cupsieg gefeiert werden

Auch beim Cupfinal ist dieses Jahr alles anders. Feierlichkeiten? Gibts aufgrund der Corona-Restriktionen nur sehr beschränkt. Der Cupsieger hat einzig die paar Minuten nach Spielende Zeit, auf dem Rasen ausgelassen zu jubeln. Mehr liegt nicht drin. Die Stadt Bern vermeldet: Sollte YB den Titel gewinnen, werde die Mannschaft nicht in der Stadt erscheinen – um grössere Menschenansammlungen zu vermeiden. Überhaupt appelliert die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie an die Eigenverantwortung der Bevölkerung, die Distanzen und Hygieneregeln einzuhalten und «in kleineren Gruppen, verteilt auf die Stadt, das Spiel zu geniessen».

Auf Ereignisse wie am 31. Juli, als Fans den YB-Meistertitel feierten, sei man jetzt vorbereitet: «Sollte es in der Innenstadt wieder zu Menschenansammlungen kommen, namentlich in der Aarbergergasse, hat die Stadt Bern die Kantonspolizei Bern beauftragt, den Zugang erneut zu regulieren.»

Berner Gastgewerbebetriebe dürfen, wie schon während der Meisterschaft, den Cupfinal auf Bildschirmen auf bewilligten Aussenbestuhlungsflächen zeigen – «unter Einhaltung der notwenigen Schutzkonzepte» versteht sich. Es ist der einzige Weg für Fussballfans, die Partie in der Öffentlichkeit gemeinsam zu schauen. Aufgrund der Bestimmungen des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) wurden keine Tickets öffentlich verost.

Auch beim Cupfinal ist dieses Jahr alles anders. Feierlichkeiten? Gibts aufgrund der Corona-Restriktionen nur sehr beschränkt. Der Cupsieger hat einzig die paar Minuten nach Spielende Zeit, auf dem Rasen ausgelassen zu jubeln. Mehr liegt nicht drin. Die Stadt Bern vermeldet: Sollte YB den Titel gewinnen, werde die Mannschaft nicht in der Stadt erscheinen – um grössere Menschenansammlungen zu vermeiden. Überhaupt appelliert die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie an die Eigenverantwortung der Bevölkerung, die Distanzen und Hygieneregeln einzuhalten und «in kleineren Gruppen, verteilt auf die Stadt, das Spiel zu geniessen».

Auf Ereignisse wie am 31. Juli, als Fans den YB-Meistertitel feierten, sei man jetzt vorbereitet: «Sollte es in der Innenstadt wieder zu Menschenansammlungen kommen, namentlich in der Aarbergergasse, hat die Stadt Bern die Kantonspolizei Bern beauftragt, den Zugang erneut zu regulieren.»

Berner Gastgewerbebetriebe dürfen, wie schon während der Meisterschaft, den Cupfinal auf Bildschirmen auf bewilligten Aussenbestuhlungsflächen zeigen – «unter Einhaltung der notwenigen Schutzkonzepte» versteht sich. Es ist der einzige Weg für Fussballfans, die Partie in der Öffentlichkeit gemeinsam zu schauen. Aufgrund der Bestimmungen des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) wurden keine Tickets öffentlich verost.

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