Wie oft hat YB gewonnen? Wie oft Basel? Die Antwort ist unfassbar: Die beiden Teams standen schon in 36 Endspielen. Aber nie gegeneinander! 94 Cupfinals sind ausgetragen worden. Es gab exotische Paarungen wie La Chaux-de-Fonds gegen Grenchen oder Lugano gegen Winterthur. Aber YB gegen Basel, die beiden in diesem Jahrtausend unseren Fussball dominierenden Vereine? Fehlanzeige.
«YB ist der Favorit»
Umso brisanter, spezieller, verrückter diese Premiere! «Es geht gegen Basel. Das ist eine tolle Affiche und die Spiele sind immer geil», sagt YB-Flügel Christian Fassnacht.
Basel-Coach Marcel Koller seinerseits schiebt die Favoritenrolle elegant Gelbschwarz zu: «YB ist der Favorit, die Berner sind Meister und spielen im eigenen Stadion.» Eine Anspielung auf den Kunstrasen, natürlich. Und dass YB im eigenen Stadion in der abgelaufenen Saison kein einziges nationales Heimspiel verloren hat. Einzig das Europa-League-Duell gegen Porto, die Nummer 19 Europas.
«Aber», so Koller, «wir können im Wankdorf und auf Kunstrasen gewinnen. Das zu wissen, ist gut für unser Selbstvertrauen.» Da ist sie, die Kampfansage des Zürchers, der immerhin Trainer ist der Nummer 24 von Europa. Nicht weit hinter Porto…
Angesäuerter Koller
Koller also kampfeslustig. Wohl auch, weil er total angesäuert ist. Und seinem Unmut über diverse Dinge in der Chefetage freien Lauf lässt. So zum Beispiel darüber, dass Ciri Sforza als neuer Trainer noch schnell vor dem Final präsentiert wurde: «Mit der Vorstellung hätte man warten können.» Schliesslich versuche seine Mannschaft sich in dieser Zeit auf das Spiel gegen YB zu konzentrieren. Und weiter: «Ich will nicht überheblich sein. Aber man müsste uns einen Orden verleihen für alles, was wir ertragen und aushalten mussten.»
Er spielt damit auf die Unruhe im Klub an, die ja zuletzt fast schon epische Ausmasse angenommen hat. Nur «das Team im Keller» halte noch zusammen und versuche alles zu geben. Gemeint ist natürlich die Mannschaft.
Quarantäne-Trio nicht mit dabei
Doch auch die ist dezimiert. Cömert, Cabral und Ramires stecken wegen ihres Sardinien-Ferientrips noch in Quarantäne, könnten am Wochenende daraus befreit werden. Sie sind also sicher nicht dabei. Allenfalls höchstens Samuele Campo, der vierte im unseligen Bunde.
Der Zauberfuss war «nur» isoliert, weil er mit dem Trio auf Sardinien war, aber zwei Tage früher zurückkam und im Gegensatz zu den anderen nicht Covid-19-positiv war. Er konnte am Freitag mit dem Team trainieren.
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Corona-Fälle auch bei YB
Weil zudem Xhaka und Zuffi verletzt fehlen, könnte Campo ebenso als Joker im FCB-Kader auftauchen wie bei YB die sechs Wochen verletzte gewesene Klublegende Guillaume Hoarau in ihrem letzten Spiel für die Berner.
Die ihrerseits auch ihre Corona-Fälle haben: Ein Mitarbeiter im Umfeld der ersten Mannschaft, aber keiner aus dem Trainerstaff, weshalb die Vorbereitung nicht beeinträchtigt wurde. Dazu zwei Angestellte im Nachwuchsbereich.
«Mir fehlen auch alle Rechtsverteidiger»
Trainer Gerry Seoane könnte also in der FCB-Aufstellung die eine oder andere Überraschung erleben. Das bereitet ihm kein Kopfweh. «Wenn ein oder zwei Spieler fehlen, wirft dies das Konzept des Gegners nicht über den Haufen. Mir fehlen auch alle Rechtsverteidiger. Es wird nun immer wieder vorkommen, dass es in Mannschaften Corona-Fälle hat.»
An diese Realität, so der zweifache Meistercoach, müsse man sich gewöhnen. «Wir haben so viele Mitarbeiter, da kann es mal einen erwischen. Wie in der Bäckerei. Wir können nicht mehr machen, als alle nötigen Vorkehrungen zu treffen. Und das mindert den Wert eines Cupsiegs auch nicht», sagt der Luzerner, der weder als Spieler noch als Trainer jemals in einem Cupfinal stand.
Jetzt also die verrückte Premiere. Gewiss ist: Seoane wird sie niemals vergessen. Wer den Pokal auch immer holt.