«Jetzt fliegen beim FCB die Fetzen»
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Baschi über das Basel-Chaos
«Jetzt fliegen beim FCB die Fetzen»

Weil er einst als Bub in einer Badi ein «Ständli» gesungen hat, wurde er FCB-Fan. Seither jubelt und leidet Musiker Baschi (33) mit seinem Klub. Für den Cup-Final wünscht er nur eines: «Bring(t) en hei»!
Publiziert: 29.08.2020 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2020 um 15:48 Uhr
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FCB-Edelfan Baschi glaubt, dass Basel den Cupfinal gegen YB gewinnen kann.
Foto: STEFAN BOHRER
Michael Wegmann

Baschi, kann der FCB gegen YB im Cupfinal überhaupt gewinnen?
Baschi: YB ist eine super Mannschaft und auf den meisten Positionen wohl besser besetzt als der FCB. Trotzdem können auch wir gewinnen. Wir haben diese Saison immerhin schon Getafe und zweimal Frankfurt geschlagen. So schlecht, wie er zurzeit gemacht wird, ist der FCB sicher nicht.

Im Klub herrscht seit längerem Unruhe. Wie viel davon haben Sie mitbekommen? Sie dürften ja ein Fan mit Privilegien sein.
Das würde ich so nicht sagen. Aber klar kenne ich Marco Streller, Alex Frei oder Beni Huggel gut. Und die Degen-Zwillinge. Die alte Garde eben. Und klar habe ich mitbekommen, dass nicht alles so harmonisch läuft. Auch ich lese zudem alles über den FCB, wie jeder andere Fan. Aber wissen Sie: Wären die Basler diese Saison Meister geworden und hätten sich dabei intern die Köpfe eingeschlagen, hätte dies keinen interessiert. Aber wenn man gegen Thun oder Xamax verliert und es in der Kommunikation nicht optimal läuft, dann brennt der Baum. Vor allem in Basel.

Sie finden auch, dass der FCB schlecht kommuniziert?
Ja. Da lief wirklich nicht alles rund zuletzt. Ein Klub wie Basel, der die letzten 15 Jahre im Schweizer Fussball dominiert hat, müsste das ein bisschen besser hinbekommen. Die Kommunikation ist dem FCB entglitten.

Sind die Basler Fans nicht ganz einfach zu verwöhnt?
Klar sind wir in Basel verwöhnt. Wir sind auch «gottverdelli» achtmal hintereinander Meister geworden. Das Feiern nach der Saison auf dem Barfi gehörte schon fast dazu. Das wurde irgendwie zur Routine und machte einem fast schon müde.

Waren Sie auf dem Barfüsser–Platz immer dabei?
Nicht immer. Aber vor einigen Jahren war ich auch schon auf dem Balkon und habe Party gemacht. Vollgas! Ich habe dieses Privileg genossen. Sie müssen wissen: Wenn ich Spieler treffe, bin ich ein Fan. Das sind für mich Helden. Vor allem Streller, Frei und Huggel.

Und die jungen FCB-Spieler sind Baschi-Fans?
Keine Ahnung, welche Musik in der FCB-Garderobe läuft. Was ich sagen kann, ist, dass ich schon beim einen oder anderen an der Hochzeit gespielt habe.

Streller ist schon länger weg. Letzte Woche hat auch noch Frei hingeschmissen. Die Ikonen werden weniger.
Das finde ich «u huere schad». Denn diese Spieler sind auch nach ihrer aktiven Karriere extrem wichtig für den Klub. Identifikationsfiguren. Das ist von diesen Unruhen im Verein das bitterste Zeichen gegen aussen. Ein solcher Abgang dieser Legenden lässt keinen kalt. Da muss etwas ganz falsch gelaufen sein beim FCB.

Es ist in letzter Zeit laut geworden in und um den FCB. Der Lack ist ab. Eigentlich sollte ihnen als Musiker das ja gefallen. Rock’n’Roll. Showbiz.
Ja. Jetzt fliegen die Fetzen. Jetzt gibt man sich mal auf den Grind. Stimmt schon, Rock’n’Roll ist super. Aber nur wenn die Leistungen stimmen. Wenn nicht, nervt es mehr.

Apropos Showbiz. Kann ein Fussballer richtig performen, wenn keine Fans im Stadion sind?
Das ist ein bisschen, wie wenn wir bei unseren Live-Stream-Gigs in eine kleine Kamera singen. Aber man muss es können. Auch der Fussballer. Erstens verdient er damit sein Geld, zweitens gehe ich davon aus, dass er gerne Fussball spielt. Die Spiele ohne Fans waren qualitativ übrigens sicher nicht schlechter. Ich hatte sogar das Gefühl, dass es Spieler gibt, die in einem leeren Stadion aufblühen, weil sie weniger Druck verspüren. Aber logisch: Als Fan will man ins Stadion. Die Stimmung und Emotionen aufsaugen.

Sie dürften nicht gehemmt sein, wenn bei Ihren Konzerten viele Zuschauer da sind?
Im Gegenteil! Ich habe vor jedem Auftritt panische Angst. Ob vor 200 Menschen oder vor 40'000 Menschen.

Was tun Sie dagegen?
Ich versuche ganz ruhig zu werden und gehe in mich. Und ein Bierchen oder ein Glas Weisswein vor dem Gig hilft auch. Das ist wohl der grösste Unterschied zwischen einem Fussballer und einem Sänger (lacht). Aber ab dem ersten Ton ist die Nervosität weg.

Sind Sie eigentlich ein lauter Fan, der alles besser weiss?
Welcher Fan weiss es nicht immer besser? Ich bin schon sehr emotional. Man hört mich auf dem Balkon auch drei, vier Reihen weiter unten noch sehr gut. Früher in der Muttenzerkurve war ich aber noch viel lauter.

Haben Sie aktuell einen Lieblingsspieler?
Cabral gefällt mir. Wenn er Fahrt aufnimmt, ist er eine Wucht. Es wird schwierig sein für den FCB, ihn zu halten.

Wann wurden Sie eigentlich FCB-Fan?
Mein Papi hat mich schon ins Stadion mitgenommen. Aber da gibt es noch ein einschneidendes, lustiges Erlebnis. Als Bub war ich mit meinen Kumpels in einer Badi. Da lag Urs Siegenthaler (Ex-FCB-Trainer und später Chef-Analyst der deutschen Nationalmannschaft; die Red.) mit seinen Badehosen im Gras. Wir haben ihm dann ein Lied vorgesungen.

Weshalb tut man so was?
Das weiss ich doch auch nicht mehr. Aber es hat ihm anscheinend gefallen. Er hat uns alle zumindest danach zu einem Spiel ins alte Joggeli eingeladen. Das war sehr cool.

Haben Sie als Bub lieber gesungen oder Fussball gespielt?
Ganz klar Fussball gespielt. Ich habe es bis in die Nord-Westschweizer Auswahl geschafft, mit 16 habe ich 2. Liga gespielt. Eigentlich war ich gut unterwegs – aber eben.

An was sind Sie gescheitert?
An der Disziplin.

Als Musiker scheinen Sie disziplinierter zu sein. Seit Ihrer Teilnahme bei «Music Stars» vor 16 Jahren können Sie von der Musik leben. Wie haben Sie das geschafft?
Mal besser, mal schlechter. Es ist eine Wellenbewegung, wie beim FCB (lacht). Aber unter dem Strich bin ich mir immer treu geblieben. Ich glaube, die Leute schätzen das. Sie wissen, wer ich bin und für was ich einstehe. Ich habe immer gesagt, was ich denke. Und dann gibt es sicher Ereignisse in einer Karriere, die spielentscheidend sind. Wenn man in einem Champions-League-Final das entscheidende Tor schiesst, zum Beispiel. Bei mir war es die WM 2006. Da hat die ganze Schweiz «Bring en hei» gesungen.

Können Sie «Bring en hei» überhaupt noch hören?
Also ich bin jetzt keiner, der seine eigene Musik hört. Aber ich spiele ihn natürlich regelmässig.

Gianna Nannini singt «Notti magiche», den WM-Song von 1990, längst nicht mehr, weil er ihr zu kommerziell ist.
Schade, ein tolles Lied! Es gibt auch Missen, die nun behaupten, dass sie es bereuen an den Miss-Schweiz-Wahlen mitgemacht zu haben. Aber ich bin nicht so. Ich verleugne mich nicht und auch keines meiner Lieder. Ohne «Bring en hei» wäre meine Karriere anders verlaufen. Ich habe diesem Lied viel zu verdanken.

Was, wenn der FCB den Pokal am Sonntag «hei bringt»?
Eine Party gäbe es wegen Corona ja keine. Also würde ich mich zuhause wahnsinnig freuen. Vor allem auch für Marcel Koller, Ricky van Wolfswinkel und alle anderen, die gehen. Oder gehen müssen.

Spielen Sie eigentlich noch Fussball?
Vor zwei Jahren habe ich bei einem Spiel in der Berner Alternativ-Liga den Meniskus gerissen. Seither spiele ich praktisch nicht mehr.

Ab und zu ein wenig jonglieren mit Ihrem Bald-Schwiegervater Günther Netzer?
Ja, ich zeige ihm manchmal ein paar Tricks. Er ist jeweils recht begeistert. (lacht).

Wenn wir vorhin von Legenden gesprochen haben, Netzer ist eine der grössten Fussball-Legenden Europas. Wenn ihr zusammen unterwegs seid, haben auch schon Leute gefragt: «Wer ist dieser ältere Herr neben Baschi?»
Ist auch schon vorgekommen, ja. Aber Günther nimmt das total locker. Er freut sich für mich und Alana, wenn es uns gut läuft. Er will das Beste für uns.

Und ist er zufrieden mit seinem künftigen Schwiegersohn?
Ja, ich glaube, Günther ist happy mit mir. Er weiss, dass ich das Herz am rechten Fleck habe. Aber klar behält er mich im Auge. Er ist ein super Mensch, er behandelt alle Menschen gleich.

Wo und wann heiraten Alana und Sie eigentlich?
Das ist noch geheim.

So darf der Cupsieg gefeiert werden

Auch beim Cupfinal ist dieses Jahr alles anders. Feierlichkeiten? Gibts aufgrund der Corona-Restriktionen nur sehr beschränkt. Der Cupsieger hat einzig die paar Minuten nach Spielende Zeit, auf dem Rasen ausgelassen zu jubeln. Mehr liegt nicht drin. Die Stadt Bern vermeldet: Sollte YB den Titel gewinnen, werde die Mannschaft nicht in der Stadt erscheinen – um grössere Menschenansammlungen zu vermeiden. Überhaupt appelliert die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie an die Eigenverantwortung der Bevölkerung, die Distanzen und Hygieneregeln einzuhalten und «in kleineren Gruppen, verteilt auf die Stadt, das Spiel zu geniessen».

Auf Ereignisse wie am 31. Juli, als Fans den YB-Meistertitel feierten, sei man jetzt vorbereitet: «Sollte es in der Innenstadt wieder zu Menschenansammlungen kommen, namentlich in der Aarbergergasse, hat die Stadt Bern die Kantonspolizei Bern beauftragt, den Zugang erneut zu regulieren.»

Berner Gastgewerbebetriebe dürfen, wie schon während der Meisterschaft, den Cupfinal auf Bildschirmen auf bewilligten Aussenbestuhlungsflächen zeigen – «unter Einhaltung der notwenigen Schutzkonzepte» versteht sich. Es ist der einzige Weg für Fussballfans, die Partie in der Öffentlichkeit gemeinsam zu schauen. Aufgrund der Bestimmungen des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) wurden keine Tickets öffentlich verost.

Auch beim Cupfinal ist dieses Jahr alles anders. Feierlichkeiten? Gibts aufgrund der Corona-Restriktionen nur sehr beschränkt. Der Cupsieger hat einzig die paar Minuten nach Spielende Zeit, auf dem Rasen ausgelassen zu jubeln. Mehr liegt nicht drin. Die Stadt Bern vermeldet: Sollte YB den Titel gewinnen, werde die Mannschaft nicht in der Stadt erscheinen – um grössere Menschenansammlungen zu vermeiden. Überhaupt appelliert die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie an die Eigenverantwortung der Bevölkerung, die Distanzen und Hygieneregeln einzuhalten und «in kleineren Gruppen, verteilt auf die Stadt, das Spiel zu geniessen».

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