Nur drei Tage nach dem bitteren Out im Europacup gegen AEK Athen nach einem erfundenen Penalty spielt der FCSG wieder gegen einen ausländischen Gegner. St. Gallens Trainer weiss um die Brisanz. Peter Zeidler zu SonntagsBlick: «Ja, ich habe mitbekommen, dass dies ein ganz, ganz besonderes Spiel ist. Ich habe auch mitbekommen, dass es irgendwelche Statistiken gibt und der FC Vaduz so etwas wie der Angstgegner ist.»
Statistik spricht klare Sprache
Die Statistiken? In der Ära vor Zeidler schafft der FCSG zwischen September 2014 und Februar 2017 in elf Spielen keinen einzigen Sieg: Es gibt gegen den kleinen Bruder aus dem Ländle sieben (!) Pleiten und vier Unentschieden. Erst Mitte 2017 gelingt dem FCSG unter dem damaligen Trainer Giorgio Contini (er trainierte zuvor Vaduz) der erste Dreier. 2:0, auch dank dem ersten Treffer von Rückkehrer Tranquillo Barnetta. Seither herrscht in der Meisterschaft Funkstille, da sich die Liechtensteiner Ende Saison aus der Liga verabschiedeten. Und erst jetzt wieder im Oberhaus zurück sind. Zeidler: «Viele Leute aus dem Rheintal schrieben mir diese Woche: Machts gut gegen Athen – aber noch wichtiger ist der Match vom Sonntag. Wir wollen am Montag mit einem guten Gefühl zur Arbeit!»
Bei Vaduz sitzt der absolute Derby-Spezialist mittlerweile auf dem Büro-Stuhl des Sportchefs: Franz Burgmeier (38) war bei 11 der 12 Super-League-Duelle gegen den FCSG dabei. Nur beim 0:2 aus Sicht der Liechtensteiner fehlte er verletzt. Burgmeier sagt: «Der FC St. Gallen war für uns schon immer wie der grosse Bruder. Das waren stets spannende, knappe Spiele. Derbys halt, spezielle Partien mit eigenen Gesetzen und vielen Emotionen auf dem Platz. Auch, weil wir jeweils viele Spieler hatten, die auf eine Vergangenheit in St. Gallen zurückblickten. Philipp Muntwiler etwa. Oder Moreno Costanzo. Auch jetzt haben wir beispielsweise mit Cédric Gasser, Tunahan Cicek oder Denis Simani Spieler im Kader, die aus der Region stammen – für sie wird es ebenfalls eine besondere Partie.» Ein Heimpiel aus dem Jahre 2015 hat Burgmeier besonders gut in Erinnerung: «Wir gewannen 3:1, da ist mir ein Doppelpack gelungen. Ein sehr schöner Moment.»
Burgmeier lobt St. Galler Entwicklung
Die Entwicklung der St. Galler Rasselbande, die letzte Saison mit begeisterndem Fussball lange Zeit auf Platz 1 lag, verfolgt man im Ländle ganz genau. Burgmeier: «In St. Gallen hat sich einiges getan in den letzten Jahren. Das Gesicht des Klubs hat sich grundlegend verändert. Da ist ein neuer Trainer, ein ganz anderer Spielstil. Im Vergleich zur Zeit vor drei, vier Saisons ist mit Sicherheit mehr Qualität vorhanden.»
Und was sagt der Vaduzer Mister Derby zur Ausgangslage von heute? Burgmeier: «Leider sind nur 1000 Zuschauer dabei – sonst wäre die Hütte sicher voll gewesen. Der FCSG ist der klare Favorit, trotzdem bin ich überzeugt, dass wir zu unseren Chancen kommen werden. Wir haben uns auch in Basel teuer verkauft und unter dem Strich einen verdienten Punkt mitgenommen.»Schlusswort Zeidler: «Schade, sind fast keine Zuschauer vor Ort. Sonst hätten wir ein Heimspiel gehabt. Aber wir haben allergrössten Respekt vor Vaduz.»