Wir stehen vor einer Meisterschaft, wie es sie noch nie gegeben hat. Natürlich wegen des Virus’, weil es sicher das eine oder andere Spiel geben wird, bei welchem zwei, drei Spieler Corona-bedingt fehlen werden. Aber auch, weil so offensiv gespielt werden wird wie noch nie.
Warum? Weil wir eine Liga sind, in welcher die Abgänge des FC St. Gallen (Itten, Demirovic, Hefti) exemplarisch sind. Die Klubbosse werden offensiveren Fussball sehen wollen, um ihre Rohdiamanten ins Schaufensterlicht stellen zu können. Das geht am besten über Tore. Die Klubs brauchen Transfererlöse in dieser enorm schwierigen und unsicheren Zeit so dringend wie noch nie. Und sind mehr denn je gezwungen ihr Tafelsilber zu vergolden.
Basel
Ich insistiere und wiederhole meinen Meistertipp vom Vorjahr. Beim FCB kommt es zu einem echten Neubeginn, weil es Ciri Sforza gelingen wird, Klub und Mannschaft zu disziplinieren. Dass Captain Stocker verlängert hat, ist ein starkes Zeichen. Und mit Alderete, Xhaka, Frei und Cabral verfügt der FCB über herausragende Spieler. Zusammen mit der neuen Mentalität reicht das zum Titel.
YB
Das Out in der Champions-League-Quali wird an der Motivation der Berner zusätzlich nagen. Im Team hat es Spieler, die Abwanderungsgelüste haben, die aber immer noch hier sind wie Nsame, Fassnacht und Aebischer. Zudem wird Nsame keinesfalls nochmals 32 Tore machen, welche letzte Saison die YB-Lebensversicherung waren. Das kleine YB-Motivationsdefizit reicht aus, um den Titel an Basel zu verlieren.
Sion
Der Transfersieger! Hoarau, Tosetti, Karlen, Serey Die, Iapichino – das sind alles clevere Zuzüge. Jetzt braucht es nur noch ein wenig Geduld seitens von Christian Constantin – dann kommt es gut. Ganz wichtig, und das ist mein Rat an Trainer Fabio Grosso: Er darf keinesfalls, wie das italienische Trainer meistens tun, die italienische Kultur bedingungslos in den Walliser Klub implantieren wollen. Sondern er muss intelligent sein und gut zuhören, was Generaldirektor Marco Degennaro und Guillaume Hoarau sagen.
Servette
Die Spiele der Genfer haben mich letzte Saison zusammen mit jenen von St. Gallen am besten unterhalten. Trotz des Europa-League-Outs (gegen einen Ligue-1-Klub allerdings) wird sich nicht viel daran ändern, dass man am Genfersee an den klaren Ideen festhält. Trainer Alain Geiger muss allerdings dafür sorgen, dass das Spiel von Servette unberechenbarer wird, denn die letztjährige (Offensiv-)Masche hat die Konkurrenz mittlerweile durchschaut.
Luzern
Fabio Celestini war immer im ersten Jahr oder Halbjahr als Trainer stark. Und dann, als er an seinen Ideen von schönem Spiel stur festhielt, kam es zum Rückschlag. Celestini muss lernen, nicht seine Spielidee über das Kader zu stellen, sondern die Idee dem vorhandenen Spielermaterial anzupassen. Tut er das, und Celestini ist ein cleverer Trainer, der auch weiss, dass er am Ende des Tages an den Resultaten gemessen wird, wird er mit dem FCL eine ruhige Saison haben.
Lugano
Die ganz grosse Liebe ist es noch nicht zwischen Präsident Angelo Renzetti und Trainer Maurizio Jacobacci. Auch wenn der in den letzten acht Spielen der letzten Saison ungeschlagen blieb. Denn Renzetti will mehr Entertainment haben. Er will offensiveren Fussball à la St. Gallen letzte Saison, um seine Spieler ins Rampenlicht zu stellen. Diese Balance zu halten ist enorm schwierig, weshalb Jacobacci doch ein bisschen unter Druck steht.
St. Gallen
Drei der wichtigsten Spieler sind weg. Vor allem Hefti und Demirovic waren Leithammel, die sagten wo es langgeht. Sie sind nicht adäquat ersetzt worden. Von den 79 Espen-Toren in der abgelaufenen hervorragenden Saison gingen 33 auf das Konto des Duos Itten/Demirovic. Sol viele Tore kann man nicht einfach zusammenkaufen. St.-Gallen-Trainer Peter Zeidler wird mit Rückschlägen leben und beweisen müssen, dass er ein grosser Trainer ist.
Lausanne
Giorgio Contini hat sich letzte Saison zu einem Offensivtrainer gewandelt. So will er auch in der Super League spielen lassen. Doch entscheidender als jede Taktik ist, dass die Rohdiamanten Zeqiri und Turkes dem Aufsteiger erhalten bleiben. Weil potenzielle Abnehmer zuerst sehen wollen, wie sich die Beiden in der obersten Spielklasse bewähren, ist das nicht mal utopisch. Bleiben sie, wird Lausanne mit dem Abstieg nichts zu tun haben.
Zürich
Bo! Ich habe den FCZ im Cup gegen Chiasso ausscheiden sehen. Und ich habe einen miserablen FCZ gesehen. Vor allem in der Abwehr. Trainer Ludovic Magnin muss wie letzte Saison nach dem verpatzten Saisonstart den Zauberstab auspacken, um diese Mannschaft auf Vordermann zu bringen. Einzig: Dieses Mal wird es nicht reichen. Der FCZ muss in die Barrage. Und ist dort dann – analog zu Thun letzte Saison – höchst gefährdet.
Vaduz
Wen kenne ich von der Aufstiegsmannschaft. Den Trainer, klar. Aus der Serie A. Und weil ich noch gegen Mario Frick gespielt habe; er bei St. Gallen und ich bei GC und wir ein Spiel gegen die Espen mit 8:0 gewonnen haben. Aber sonst? Eigentlich niemanden so richtig. Und das sagt alles. Vaduz hat mit diesem Kader in der Super League keine Überlebenschance.
1. Basel
2. YB
3. Sion
4. Servette
5. Luzern
6. Lugano
7. St. Gallen
8. Lausanne
9. Zürich
10. Vaduz
1. Basel
2. YB
3. Sion
4. Servette
5. Luzern
6. Lugano
7. St. Gallen
8. Lausanne
9. Zürich
10. Vaduz