«Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen»
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Spycher warnt vor Midtjylland:«Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen»

YB-Sportchef Christoph Spycher
«Wir müssen uns auf den Abgang von Nsame vorbereiten»

YB-Sportchef Christoph Spycher kann zufrieden sein: Die Abgänge sind kompensiert. Das Kader steht. Und noch ist Jean-Pierre Nsame mit dabei. YB ist bereit für den Kracher bei Midtjylland.
Publiziert: 16.09.2020 um 01:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2020 um 22:44 Uhr
  • Wir bereiten uns auf einen möglichen Auswärtssieg vor
  • Siebatcheu hat auf viel Geld verzichtet, um zu uns zu kommen
  • Die Favoritenrolle ist etwas vom Unwichtigsten
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Der Schweizer Meister muss am Mittwoch gegen den FC Midtjylland ran.
Foto: Urs Lindt/freshfocus

BLICK: Christoph Spycher, wie gross ist der Nachteil, dieses derart wichtige Spiel gegen den FC Midtjylland auswärts bestreiten zu müssen?
Christoph Spycher: Es ist sicher nicht ganz im Sinne der Fairness, denn es hängt doch finanziell und sportlich unglaublich viel von diesem einen Spiel ab. Aber wir können es nunmal nicht ändern und bereiten uns auf einen möglichen Auswärtssieg vor.

Lange Zeit war YB in dieser Saison auswärts schwach.
Da hatten wir Probleme, stimmt. In der Saison davor waren wir hingegen absolut dominant.

Ein Vorteil wenigstens, dass keine Fans am Spiel sind?
Nicht unbedingt. In einem derart wichtigen Spiel sind unglaubliche Emotionen drin, auch bei den Zuschauern. Diese gegen dich zu haben, kann mitunter die grössten Pushs und Motivationen auslösen, die es man haben kann.

In der Schweiz erwarten viele, dass YB gegen Midtjylland weiterkommt. Gar problemlos.
Die Jütländer sind mit 16 Punkten Vorsprung auf den FC Kopenhagen dänischer Meister geworden. Sie haben die Liga dominiert. Das sagt alles über deren Stärke. Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen, wahrscheinlich darüber hinaus.

Ein Weiterkommen ist insofern Pflicht, als Sie das YB-Kader im Hinblick auf eine Gruppenphase zusammengestellt haben.
Es könnte ein Problem entstehen, sollten wir keine Gruppenphase erreichen. Mindestens jene der Europa League, die wir auch im Fall einer Niederlage noch erreichen könnten. Wir haben das Kader in den letzten Jahren immer so ausgerichtet, dass wir in einer Gruppenphase mit dabei sind. Wir können die Qualifikation dafür ja schlecht mit drei U21-Spielern bestreiten.

Erreicht YB die Champions-League-Gruppenphase und kassiert die rund 30 Millionen Franken, sind alle finanziellen Probleme aufgrund der Pandemie und ihrer Folgen weggeblasen.
Der wirtschaftliche Faktor dieses Spiels ist sehr gross, ja. Wir versuchen die Mannschaft davon ein wenig auszuschliessen. Die Spieler wollen doch unbedingt in eine Gruppenphase. Mit einem Sieg in Dänemark ist das erreicht und der Traum von der Champions League würde weiterleben. Das ist der grösste Ansporn, den ein Spieler haben kann.

Dann war es also nie ein Gedanke, dass jemand aus dem Verwaltungsrat oder der Sportchef in der Kabine war und den Spielern sagt: Hey Jungs, es geht um die Zukunft des Vereins, vielleicht auch um eure, um euren Lohn.
Nein. Die Spieler haben mit Prämien ja bereits einen finanziellen Anreiz. Und der grösste Anreiz ist ohnehin das, was sportlich auf dem Spiel steht. Wenn es um die Champions League geht, muss man keinen speziell motivieren. Zudem muss man aufpassen, nicht zu viel Druck zu erzeugen, denn das kann kontraproduktiv sein. Man spürt, dass die Mannschaft immer mehr auf das hinfiebert, wofür sie ein Jahr lang hart gearbeitet hat.

Sind mit dem Zuzug von Jordan Siebatcheu die YB-Transfers für diese Saison getätigt?
Das wäre schön, wenn der Sportchef einen Monat vor Transferende sagen könnte, dass sein Job nun getan ist… Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass es noch Bewegung gibt. Das ist aber in jeder Transferphase so. Was wir sagen können: Wir können sehr zufrieden sein, wenn wir die Vorrunde mit dem aktuellen Kader bestreiten können. Aber das Kader ist das eine. Mentalität und Qualität das andere.

Ist das Gesicht des neuen YB besser als das alte?
Also das alte war ja nicht das schlechteste… Wir haben den einen oder anderen Wechsel gehabt. Aber keinen Umbruch wie in der Saison zuvor.

Sie haben im Moment vier Stürmer. Verlieren Sie noch einen?
Wir haben mit Nsame und Siebatcheu zwei physisch starke und mit Elia und Mambimbi zwei kleine, wendige Spieler. Diese Profile sind optimal. Wenn sich daran etwas ändert, wollen wir reagieren, klar. Gerade bei Jean-Pierre Nsame. Da müssen wir auf einen Abgang vorbereitet sein.

Ist Ihr letzter Neuzugang Jordan Siebatcheu eine grosse Nummer?
Er passt sicher zu uns. Ein grosser Stürmer, der gut ist mit dem Rücken zum Tor, der Präsenz zeigt im Strafraum und physisches Verdrängunspotenzial hat. Die Suche nach Stürmern ist nie einfach, weil es das am schwierigsten zu findende Profil ist. Stade Rennes hatte viel Geld für ihn bezahlt. Er selber hat auf viel Geld verzichtet, um zu uns zu kommen. Und wir wollen Zugriff auf ihn haben.

Also ist schon festgelegt, was er in einem Jahr kostet, sollten Sie sich für eine definitive Übernahme entscheiden?
Ja, es ist alles festgelegt. Sonst hätten wir ja den Zugriff nicht.

Aber nochmals: Ist der Ersatz für Guillaume Hoarau eine ähnlich grosse Nummer wie der zur Klublegende gewordene Franzose?
Das zeichnet sich erst ab, wenn einer auf dem Platz steht. Jordan hatte eine überragende Saison bei Stade Reims. Dann hat er einen grossen Transfer zu Rennes gemacht, wo er aber eine schwierige letzte Saison hatte und nicht wie gewünscht zum Einsatz kam. Das war unsere Chance. Wir hängen ihm nun nicht eine Rolle als Hoarau-Ersatz an, so dass die Leute meinen, Hoarau sei wieder hier. Das wäre nicht fair. Wir betrachten ihn als Jordan Siebatcheu.

Während es bei Basel drunter und drüber geht, ist bei YB immer alles ruhig. Ist diese Ruhe die wichtigste Erfolgskomponente?
Es ist sicher ein gutes Zeichen und eine wichtige Zutat für Erfolg. Aber nicht die entscheidende. Das ist die Qualität der Arbeit, die geleistet wird. Und zwar auf jeder Ebene. Vom Materialwart bis zum Verwaltungsrat. Jeder muss die höchsten Erwartungen an sich selber haben. Und der Teamspirit muss stimmen, die Kabine. Es wird Unzufriedene geben, das ist klar. Und die muss man unterstützen.

Blicken wir ein wenig weiter voraus, auf den kommenden Samstag, wenn die neue Saison mit dem Spiel gegen den FCZ beginnt. Eine neue Spielzeit mit nur einem Favoriten. Und einem so klaren wie noch selten.
Die Favoritenrolle ist etwas vom unwichtigsten, das es gibt. Aber klar: Nach drei Meistertiteln in Folge können wir jetzt nicht hinstehen und sagen, dass wir nun Zweiter werden wollen.

Es wird das letzte Spiel mit nur tausend Fans sein. Ein historisches also.
Dieser Moment, wenn wieder Zuschauer im Stadion sein werden, wird für jeden Fussballer unvergesslich sein! Es ist das Schönste, das wir uns im Moment wünschen können. Ein Fussballer lebt doch auch dafür, diese Momente mit den Fans teilen zu können und nicht nur mit Teamkollegen und dem Staff.

Keine Angst, dass sich Sättigungssymptome nach den drei Meistertiteln einstellen?
Letzte Saison haben wir gesehen, wie hungrig die neu gekommenen Spieler auf ihren persönlich ersten Titel mit YB waren. Aber auch jene waren es, die bereits zum dritten Mal Meister wurden. Es ist eine derart schöne Empfindung, dass man das immer wieder erleben will.

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