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Das Familiengrab der Wolfisbergs in Horw LU.

Foto: TOTO MARTI

Max Kern (Text) und Toto Marti (Fotos)

Es ist der vierte Adventssonntag. Wir stehen auf dem Friedhof der Katholischen Pfarrkirche St. Katharina in Horw LU. Das Familiengrab in der ersten Reihe fällt auf. Nicht nur wegen des Grabschmuckes, sondern wegen eines 60-jährigen Schwarz-Weiss-Bildes. Es zeigt den strahlenden Paul Wolfisberg, 1960 Captain des FC Luzern, wie er als Cupsieger die Sandoz-Trophäe in die Höhe stemmt. «Mein grösster Erfolg als Spieler», steht dazu später auf der Rückseite seiner Autogramm-Karten.

Der bärtige Horwer Architekt Wolfisberg, den die ganze Schweiz nur «Wolf» nennt, ist Anfang der 80er-Jahre als Trainer der erste erfolgreiche Schweizer Nati-Coach nach der arg verpatzten WM von 1966 (0 Punkte, 1:9-Tore) und der darauf folgenden fünfzehnjährigen Ära der «ehrenvollen Niederlagen». «Wolfs» Bilanz als Nati-Coach zwischen 1981 und 1985: 17 Siege, 20 Unentschieden, 15 Niederlagen. Für eine WM oder EM reichts trotzdem nicht. Am 24. August dieses Jahr verstirbt der «Wolf» 87-jährig.

Knapp vier Monate nach der Abdankung steht seine Enkelin neben der Kirche in Horw am Grab. Sie sagt zu BLICK: «Komischerweise habe ich vor einem Jahr gefühlt, dass dies das letzte Weihnachtsfest mit ihm sein würde.» Weshalb? «Irgendwie. Er war ja nicht mehr der Jüngste.»

«Er war wie ein Vater für mich»

Vor einem Jahr feiert der «Wolf» mit seiner Tochter Karin (46) bei seiner Enkelin in Biel Weihnachten. Sarah, Kauffrau bei BKW Energie AG, lebt mit ihrer Familie am Bielersee. Welch Zufall: 1954 studiert Wolfisberg in Biel Architektur und spielt 16 Partien für den damaligen NLB-Klub. In Biel lernt der «Wolf» auch seine spätere Gattin Marcelle (†2008) kennen. Sarah: «Auch ich habe meinen Freund in Biel kennengelernt. Und ich wohne gleich neben dem Stadion, wo Paps einst gespielt hat.»

Paps? Weshalb nennt die Enkelin ihren verstorbenen Grossvater Paps? «Er war für mich eher ein Vater. Im Alter von vier bis sechs Jahren habe ich bei ihm in Horw gelebt. Meine Mutter wohnte im gleichen Haus. Er hat mich schon als Baby mit auf die Fussballplätze genommen. Zuerst nach Kriens, später auch auf die Luzerner Allmend. Vor unserem Haus haben wir oft zusammen Fussball gespielt. Und als ich später beim FC Horw kickte, schaute er immer zu.»

Enkelin tauft Söhnchen wie den verschollenen Onkel

Am 15. Juni feierte die Familie im Restaurant Vogelsang in Eich LU («dort ging Paps früher oft auch mit seiner Frau hin») Wolfs 87. Geburtstag. Mit dabei auch der 18 Monate alte Ur-Enkel Leroy Eric. Sarah: «Er hat noch gesehen, wie er zu Laufen angefangen hat. Und er war froh, dass es ein Bub war.»

Wolfisberg hatte auch einen Jungen. Eric kommt 1958 zur Welt, arbeitet in den 80er-Jahren als Hochbauzeichner im Architekturbüro seines Vaters. Seit dem 27. Dezember 1986 wird Eric auf den Philippinen vermisst. Zuerst glaubt der «Wolf», dass sein Sohn von Piraten gekidnappt worden ist, doch es gibt nie Lösegeldforderungen. Seit 1989 gilt Wolfisberg junior als verschollen. Das Wort «verschollen» ist neben Erics Name auch in den Familien-Grabstein gemeisselt worden. In Gedenken an ihren Onkel, den sie nie zu Gesicht bekam, gibt Sarah ihrem zweiten Sohn den Namen Eric.

Sarah: «Ich kenne die Geschichte von den Philippinen, seit ich klein bin. Paps war nicht so sentimental, aber wenn er darüber gesprochen hat, merkte man gut, wie traurig er jeweils war.»

Kiffen mit den Nati-Spielern

Kennt die Enkelin auch die lockere Seite ihres Grossvaters als Nati-Coach – etwa die legendäre Geschichte, als der «Wolf» auf der Afrika-Tournee im Dezember 1983 mit seinen Nati-Spielern einen Joint raucht?

Wolfisberg schreibt in seiner Biografie zum Hasch-Abenteuer: «Ehrlich gesagt, das war völlig harmlos. Ich habe aus Höflichkeit mitgeraucht, gespürt habe ich nichts.» Sarah: «Ja, diese Geschichte hat Paps auch gerne erzählt.»

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