Es ist beinahe ein Rückfall in die 70er- oder 80er Jahre. Damals, als sich die Schweizer Nati meist mit ehrenvollen Niederlagen begnügen musste. Die Teilnahme an einem grossen Turnier war nach der WM 1966 – out nach drei Niederlagen und 1:9 Toren – 24 Jahre lang nur Wunschdenken. Es war oft auch die Zeit des Röstigrabens in der Nati, hier die Deutschschweizer, dort die Romands. Auch am Esstisch.
2014 schüttet Petkovic Röstigraben zu
Mit dieser Unsitte räumte Nati-Coach Vladimir Petkovic auf. «Alle an einen Tisch!», titelte Blick Anfang August 2014 kurz nach der Amtsübernahme des Hitzfeld-Nachfolgers. Petkovic führte einen einzigen, grossen Esstisch ein. Und schüttete so auf einen Schlag den Rösti- und den Balkangraben zu.
Das ist jetzt im EM-Vorbereitungscamp im «Grand Resort» in Bad Ragaz SG offenbar anders. Der Romand Kevin Mbabu (26) sagte diese Woche: «An meinem Tisch sitzen nur Romands.»
Der Wolfsburg-Verteidiger, der auch leidlich Deutsch spricht, erklärte: «Es gibt offensichtlich eine natürliche Selektion durch die Sprachen. An meinem Tisch sitzen Dan, Andi, Edi, Zak, Becir und Ivon.» Das sind Dan Ndoye, Andi Zeqiri, Edimilson Fernandes, Denis Zakaria, Becir Omeragic und Ivon Mvogo.
Die welsche Gruppe wurde durch Petkovic inzwischen verkleinert: Zeqiri und Ndoye haben den Cut nicht überstanden, sie fliegen nicht mit an die EM.
Alles wegen Corona
Warum gibts in der Nati nicht mehr wie bei Petkovics Amtsantritt einen grossen Tisch für alle? Corona ist offenbar schuld. Die Platzzahl ist eingeschränkt. Mbabu: «Aber im Training mischen wir uns, lachen zusammen. Das geht ganz natürlich.»
