Nati-Rastaman im Liebes-Glück
Mbabu im sportlichen Hoch und in festen Händen

Kevin Mbabu hat sich seinen Stammplatz bei Champions-League-Aspirant Wolfsburg zurückerobert. Mehr oder weniger jedenfalls. Auch dank Renato Steffen. Die Story dahinter? Der Rastaman erzählt sie.
Publiziert: 03.02.2021 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2021 um 16:54 Uhr
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Kevin als Manga. «Ein Genfer Freund eines Freundes, der Grafiker ist, hat das gemacht. Es gefiel mir so gut - nun arbeite ich mit ihm professionell zusammen.»
Foto: zVg
Alain Kunz

Offiziell? Da hält man sich beim VW-Werksklub zurück. Weder Trainer Oliver Glasner noch Manager Jörg Schmadtke sprechen trotz aktuell Platz drei offen von unbedingter Besitzstandswahrung. Das sei dummes Zeug, nach der 18. Runde darüber zu quatschen, was alles noch kommen könne, sagt Schmadtke, der knorrige, erfolgreiche Geschäftsführer Sport beim VfL. Unser Rastaman in deutschen Söldnerdiensten ist auch vorsichtig: «Im Kopf ist es schon irgendwo. Aber die Konkurrenz ist riesig», formuliert es Kevin Mbabu, der Sonnyboy, der bei YB die Girls in Verzückung gebracht hatte.

Unmöglich sei es aber nicht, rechnet der Genfer vor. «Wir empfangen alle grossen Teams zuhause und wir sind heimstark. Da müssen wir den Unterschied machen.» Und wenn man dann noch auswärts Grosse schlägt wie zuletzt Leverkusen (mit Mbabu in der Startelf)… Träumen ist erlaubt, wenn man drei Punkte vor dem Fünften liegt, dem Gegner von YB in den Europa-League-Sechzehntelfinals, Bayer Leverkusen.

«Steffen ist in der Form seines Lebens»

«Der Teamspirit ist wirklich fantastisch», erzählt Mbabu. «Wir sind uns im übertragenen Sinne sehr nahe. Nehmen Sie das Beispiel Wout Weghorst, unser Knipser. Er macht zwölf Kilometer pro Spiel! Das habe ich bei einem Stossstürmer ganz selten gesehen. Vielleicht bei Edinson Cavani. Oder früher Wayne Rooney. Jeder von uns sendet die Botschaft aus: Wenn du in der Klemme steckst, helfe ich dir!» Auch Renato Steffen, natürlich. «Der ist sowie super drauf. Er macht Tore, gibt Assists, ist entscheidend. Kurz: Ich denke, er ist in der Form seines Lebens.»

Am Anfang des Erfolgs stehe aber der Coach: Oliver Glasner, der Österreicher aus Ried, den zweimaligen Sion-Gegner im Europacup. Mbabu: «Er hat uns vermittelt, das Augenmerk vornehmlich auf die Defensive zu richten und uns weiter zu fokussieren und ruhig zu bleiben, auch wenn wir, wie gegen Leverkusen, den Ball lange Phasen nicht sehen. Und wenn wir ihn uns dann schnappen, gehts äusserst schnell nach vorne.»

Reha in Antwerpener Spezialklinik

Dass Mbabu dabei wieder ein wesentliches Mosaiksteinchen werden würde, ist alles andere als selbstverständlich. Nach einer halben Saison Anlauf hatte er sich einen Stammplatz erkämpft. Doch im September verletzt er sich in Lemberg beim Nations-League-Spiel gegen die Ukraine: Teilabriss des Bandes im Knie. Drei Monate Zwangspause. Und weil schon der andere Mann für hinten rechts, der Brasilianer William, wegen eines Kreuzbandrisses out war, handelten die Wölfe und holten für rund 10 Millionen Franken das grosse Mainzer Talent Ridle Baku.

Mbabu selber begab sich nach Antwerpen in die Klinik Trainm, das wohl innovativste Reha-Center von Europa. «Unser Goalie Koen Casteels schwärmte mir von der Klinik vor. Auch Kevin De Bruyne liess sich dort behandeln.» Die fünf bis sechs Stunden Schufterei pro Tag nützen! «Ich gewann drei bis vier Wochen», schätzt Kevin. «Im Gegenzug verlor ich etwas: zwei Kilo», schmunzelt der Abwehrspieler.

So steht er acht Wochen nach dem Ukraine-Spiel wieder im Bundesliga-Kader. An Baku, unterdessen deutscher Nationalspieler geworden, kommt er aber nicht vorbei. Und das Team verliert nie. «Welcher Trainer würde da etwas ändern?», fragt Kevin. Es ist eine rhetorische Frage. Einen Monat muss er sich gedulden. «Das fühlte sich an wie mindestens zwei.» Und das ändert sich erst als sich Steffen verletzt. «So rutschte ich wieder ins Team, weil Ridle dann eine Reihe weiter vorne spielte.» Seither hat der Romand sieben von acht möglichen Spielen bestritten und beim 1:2 gegen Bayern einen Assist geleistet.

Mbabu als Manga

Die Verletzung war nicht die einzige Inkonvenienz, die Mbabu zu meistern hatte. Im Juli war er als erster Nati-Spieler an Corona erkrankt. Das passierte in den Sommerferien in Genf. Kevin war symptomfrei. Mit einer Ausnahme. «Ich verlor den Geruchssinn. Er ist heute, ein halbes Jahr später, noch nicht wieder zu hundert Prozent zurück.» Immerhin: Den Geschmackssinn hat er nie verloren. «Und das ist wichtiger.» Den Sinn fürs Stylische sowieso nicht. Das Ergebnis ist ein Manga des Rastamans. Kevin erzählt: «Ein Genfer Freund eines Freundes, der Grafiker ist, hat dieses Manga gezeichnet. Es hat mir derart gut gefallen, dass ich begonnen habe, mit ihm zusammenzuarbeiten. Paolo Lucchesi, so heisst er, macht nun Dinge für mich auf Instagram, Facebook und Co.»

Ein Wort in Kevins Erzählung lässt hellhörig werden. Vor allem die Girls in Bern: Freundin! «Ja, so ist es», sagt Kevin. «Ich bin verliebt. Seit anderthalb Jahren. Sie lebt in Belgien.» Ach so; deshalb die Reha in Antwerpen? «Nein, nein. Sie lebt in einer anderen Ecke des Landes.» Kinder? Hochzeit? Jetzt wollen wir es wissen. «Hochzeit? Nicht solange ich aktiv spiele. Kinder? Das ist was anderes…» Also: Mal schauen. Und vielleicht verrät Mbabu uns dann auch ihren Namen. «Im Moment ist es zu früh», sagt er und tut das, was er oft tut: lachen! Und bereitet sich dann vor auf das Cupspiel am Mittwoch. Da geht es um 18.30 Uhr gegen Schalke und Trainer Christian Gross.

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