Stell dir vor: Eine Fussball-WM wird nach Saudi-Arabien vergeben und kaum jemand regt sich darüber noch auf. Genau das ist diese Woche passiert. Dass die WM 2034 nun definitiv im Wüstenstaat stattfinden wird, ist nur ein weiteres Kapitel in der Geschichte, wie die Saudis nach und nach den Weltfussball erobern. Ein Überblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Newcastle United
Seit 2021 befindet sich der Premier-League-Klub zu 80 Prozent im Besitz des saudi-arabischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF). Kaufpreis damals: kolportierte 350 Millionen Euro. Seitdem ist Yasir Al-Rumayyan, ein enger Vertrauter des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, Vorsitzender von Newcastle. Des Weiteren ist Al-Rumayyan auch noch Vorsitzender von Aramco.
Aramco
Im April dieses Jahres gaben der Weltfussballverband Fifa und die grösste Erdölfördergesellschaft der Welt ihre Zusammenarbeit bekannt. Der Sponsoring-Vertrag läuft bis 2027 und schliesst die Männer-WM 2026 und die Frauen-WM 2027 ein. Dafür bezahlt Aramco gemäss «The Times» 100 Millionen US-Dollar – pro Jahr. Bereits Anfang des Jahres ging Aramco mit dem Kontinentalverband Concacaf eine Partnerschaft ein.
Spanien
Längst fliesst viel Geld von Saudi-Arabien nach Spanien. Beispiele gefällig? Seit 2023 ist Riyadh Air, eine Airline, die erst 2025 abheben soll, Trikotsponsor von Atlético Madrid. Und im Oktober 2024 wurde bekannt, dass das Stadion des Klubs für die nächsten neun Jahre «Riyadh Air Metropolitano» heissen wird. Auch bei Atléticos Stadtrivale Real hat Saudi-Arabien ihre Finger mit im Spiel. Seit 2023 ist die Saudi Investment Bank Sponsor der Königlichen. Und auch La Liga bekommt dank ihres Partners «Riyadh Season» Geld aus der Wüste. Ach ja, und noch etwas: Seit 2020 wird die Supercopa in Saudi-Arabien ausgetragen. Der Vertrag, der kürzlich bis 2029 verlängert wurde, soll 240 Millionen Euro einbringen.
Italien
Nicht nur die Supercopa, sondern auch Italiens Supercoppa findet in der Wüste statt – und das seit 2022. Die nächsten Spiele in Riad steigen Anfang Januar.
DAZN
Der kostenpflichtige Streamingdienst gehört zu den wichtigsten Playern im Fussball. Erst diese Woche wurde bekannt, dass sich DAZN für eine Milliarde US-Dollar die Rechte für die aufgeblähte Klub-WM 2025 ergattern konnte. Hinter dem Deal soll der saudische Staatsfond PIF stecken, der gemäss Medienberichten demnächst auch einen Teil der DAZN-Anteile übernehmen will.
Und zum Schluss noch dies: Saudi-Arabien macht auch vor dem Amateurfussball keinen Halt. Seit 2023 sind sie Trikotsponsor des Kreisligisten TuS Rumbach. Der deutsche Klub schrieb damals das saudi-arabische Konsulat an und bat um Unterstützung. Seitdem steht auf den Rumbach-Trikots «Saudi – welcome to Arabia.»
Eine WM in Saudi-Arabien, spanische Spiele in der Wüste, Trikotwerbung in der Provinz – willkommen in der neuen Fussball-Realität.