«Das ist grösser, als der Weltmeistertitel»
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Rapinoe nach Einigung:«Das ist grösser, als der Weltmeistertitel»

Vorkämpferin für «Equal Pay»
So hat Trump-Kritikerin Rapinoe ihr Ziel erreicht

US-Fussballerinnen kassieren künftig gleich viel wie die Männer. Mit Superstar Megan Rapinoe (36) ist eine unermüdliche Frau am Ziel, die sich nicht zum ersten Mal glasklar positioniert.
Publiziert: 23.02.2022 um 17:10 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2022 um 07:27 Uhr
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Megan Rapinoe hat drei Jahre lang für die gleiche Bezahlung im US-Fussball gekämpft.
Foto: AFP
Marco Pescio

Er war ein historischer Tag, dieser Dienstag, an dem der US-Fussballverband bekannt gegeben hat, dass der lange Streit um gleichwertige Bezahlung für Frauen und Männer beigelegt sei. «US Soccer» vergütet künftig beide Geschlechter gleich – und setzt damit auch über die Landesgrenzen hinaus ein klares Zeichen.

Superstar Megan Rapinoe (36) hatte seit 2019 an vorderster Front dafür gekämpft, war hartnäckig geblieben. Jetzt spricht sie von einer «Herkulesaufgabe», die es zu bewältigen galt und von einem «guten Startpunkt» für den Frauenfussball, der paradoxerweise schon bis anhin sowohl sportlich als auch finanziell erfolgreicher war als jener der US-Männer.

Rapinoe, die Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin, ist nicht nur eines der grössten Frauen-Aushängeschilder des US-Sports, sie ist längst auch in der Politik eine einflussreiche Figur. Und das hat viel mit ihrer persönlichen Geschichte zu tun.

Bruder in Nazi-Gang, Vater ein Trump-Anhänger

Rapinoe stammt aus der kalifornischen Kleinstadt Redding, einem Ort, den man nicht sofort mit dem «Sunshine State» in Verbindung bringt. Strand gibts dort keinen, Gutbetuchte lassen sich dort nicht nieder.

Rapinoe frönt früh dem Fussball, kickt zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Rachael. Beide eifern dem älteren Bruder nach, bis dieser dem Fussball den Rücken kehrt – und den Drogen verfällt. Im Knast soll er sich später einer Nazi-Bande angeschlossen haben, womöglich um sich zu schützen, vermutet Rapinoe gegenüber dem «Spiegel».

Ihr Vater war ein Anhänger von Ex-US-Präsident Donald Trump, woraufhin seine Töchter – beide lesbisch – ihn nach den ersten Wahlen sechs Monate lang ignorierten.

Die Probleme in ihrer Familie sind auch diejenigen, für die sich Rapinoe öffentlich einsetzt. Sie kämpft gegen Rassismus, gegen Homophobie. Für Gleichberechtigung, für Gleichstellung.

2016 hatte sie sich mit Football-Quarterback Colin Kaepernick (34) solidarisiert, der während der Nationalhymne niederkniete, als Protest gegen die Unterdrückung schwarzer Menschen in den USA.

Im tiefpatriotischen Land stiess dies vielerorts auf Empörung, Rapinoe wurde gar zwischenzeitlich vom Fussballverband ausgeschlossen und des Verrats am Vaterland bezichtigt.

Trump-Boykott und Nackt-Shooting

Auch mit Trump legte sie sich an. 2019, als die USA den Titel an der Frauen-WM gewannen, weigerte sie sich, an die Ehrung im Weissen Haus zu gehen: «I'm not going to the fucking White House.» Was wiederum Twitter-Schimpftiraden des US-Präsidenten zur Folge hatte.

Doch Rapinoe liess all das an sich abprallen. Genauso wie die Anfeindungen wegen ihrer Homosexualität, nachdem sie sich mit ihrer Verlobten Sue Bird nackt auf dem Cover des «ESPN Body Issue» zeigte.

Die Frau mit den kurzen blonden Haaren und den pinken Strähnen provoziert gerne. Sie weiss genau, dass sie eine Reizfigur ist und stark polarisiert. Doch sie weiss genauso gut, welche Strahlkraft sie als US-Sportstar hat.

Der «Equal Pay» im amerikanischen Fussball nach dreijährigem Kampf ist der beste Beweis dafür.

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