Ein unnachahmlicher Antritt. Stampfende Schritte lassen den Boden erzittern. Und dann ein butterweicher Lupfer. Brachial, genial. Das ist Erling Haaland (22) – der beste Mittelstürmer der Gegenwart.
35 Tore hatte in der Debütsaison niemand erwartet. Grossartige Stürmer mussten in der Premier League auch schon hartes Brot essen. Aber Haaland schlägt in Manchester sofort ein. Im allerersten Spiel traf er doppelt. Gegner war damals West Ham United. 269 Tage später jubelt er in allen Wettbewerben zum 51. Mal für die «Citizens». Am Mittwoch, erneut gegen West Ham, trug Haaland wieder einen Treffer zum 3:0-Sieg bei, es war das Rekord-Goal zum zwischenzeitlichen 2:0.
269 Tage brauchte er, um an den Legenden Andrew Cole (51) und Alan Shearer (52) vorbeizuziehen. Cole (im Jahr 1994) und Shearer (im Jahr 1995) teilten sich den Rekord für 28 Jahre. Grosse Kaliber wie Harry Kane, Thierry Henry oder Mo Salah bissen sich daran die Zähne aus. Dann kam Haaland.
«Meine Gedanken sind in dieser schwierigen Zeit bei Alan Shearer», stichelt Gary Lineker (62) schalkhaft in Richtung seines Berufskollegen, mit dem er sich sehr gut versteht. Haalands Rekord ist für ihn «Wahnsinn». Shearer gratuliert gelassen: «Er hätte an keinen netteren Kerl gehen können. Er ist der Beste.»
Schon im März adelte die Newcastle-Legende den Norweger als «fast perfekten Stürmer». Was er dabei vereint? Gary Neville sieht in ihm eine Mischung aus ihm selber, Kanes Abschluss, Rooneys Kraft und der Explosivität des Brasilianers Ronaldo. «Er ist wie vier Spieler in einem», beschreibt er Haaland in seinem Podcast.
Schmerzhafte Ehrengarde
Trainer und Teamkollegen bilden nach dem Spiel gegen West Ham eine «Guard of Honor» für den Rekordtorschützen. «Die tat richtig weh – sie haben mich hart auf den Rücken geschlagen», sagt Haaland danach ins Sky-Mikrofon. Er tuts mit einem Augenzwinkern, spricht von einem «schönen Gefühl». Der Rekord bedeutet ihm viel.
Euphorisch wird Haaland deshalb nicht. Dafür hat er in der Saison noch zu viele Ziele. Sein Erfolgshunger ist nicht gestillt. Die Frage, ob er seine Tore für das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League eintauschen würde, beantwortet er kurz und knapp: «Ja».
«Problem» für die Zukunft
Eine Antwort, die Trainer Pep Guardiola (52) gefallen dürfte. Dem Spanier fehlt mit Manchester City noch der Gewinn des Henkelpotts. Ob Haaland zum entscheidenden Puzzleteil wird? Klassische Neuner hatten unter dem Fussballlehrer generell einen schweren Stand – Zlatan Ibrahimovic lässt grüssen. Für Haaland passt Guardiola seine Philosophie aber an, mehr würdigen als auf diese Weise kann Guardiola seinen Stürmer eigentlich nicht.
Bei Sky versucht er es trotzdem: «Das ganze Team freut sich für ihn, weil er eine einzigartige Person ist – so speziell. Es ist ein unglaublicher Meilenstein. Vielleicht kann er eines Tages seinen eigenen Rekord brechen.»
Das ist denn auch das einzige «Problem» an Haalands Rekordsaison: Die ohnehin schon unglaublichen Erwartungen an das norwegische Phänomen werden künftig noch grösser. (dti)
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Liverpool FC | 11 | 15 | 28 | |
2 | Manchester City | 11 | 9 | 23 | |
3 | Chelsea FC | 11 | 8 | 19 | |
4 | Arsenal FC | 11 | 6 | 19 | |
5 | Nottingham Forest | 11 | 5 | 19 | |
6 | Brighton & Hove Albion | 11 | 4 | 19 | |
7 | FC Fulham | 11 | 3 | 18 | |
8 | Newcastle United | 11 | 2 | 18 | |
9 | Aston Villa | 11 | 0 | 18 | |
10 | Tottenham Hotspur | 11 | 10 | 16 | |
11 | Brentford FC | 11 | 0 | 16 | |
12 | AFC Bournemouth | 11 | 0 | 15 | |
13 | Manchester United | 11 | 0 | 15 | |
14 | West Ham United | 11 | -6 | 12 | |
15 | Leicester City | 11 | -7 | 10 | |
16 | Everton FC | 11 | -7 | 10 | |
17 | Ipswich Town | 11 | -10 | 8 | |
18 | Crystal Palace | 11 | -7 | 7 | |
19 | Wolverhampton Wanderers | 11 | -11 | 6 | |
20 | Southampton FC | 11 | -14 | 4 |