Otto Pfister über anstehenden Afrika-Cup
«Eine riesige Sache, viele Klubs in Europa begreifen das nicht»

Am Samstag beginnt der Afrika-Cup in der Elfenbeinküste. Das Land war eines der zwölf in Afrika, in denen Weltenbummler Otto Pfister (86) Trainer war. Er erklärt, was Stars wie Salah oder Osimhen erwartet.
Publiziert: 10.01.2024 um 16:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2024 um 14:33 Uhr
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Otto Pfister zeigte Blick im Jahr 2018 sein kleines Fussballmuseum in seiner Wohnung in Mels SG.
Foto: EDDY RISCH
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Spätestens im Sommer wissen wir in Europa wieder, wie es sich anfühlt, wenn ein Kontinent im Bann des Fussballs steht. Wenn wieder alle über die Nati sprechen, wenn während Spielen Strassen leergefegt und Public Viewings voll sind, wenn Hupkonzerte durch die Städte dröhnen und die Stimmung im Land vom Resultat des Nationalteams abhängt. Was bei uns im Juni ansteht, beginnt in Afrika schon diesen Samstag. Dann ist in der Elfenbeinküste Kick-off zum Afrika-Cup mit 24 Ländern, sechs grossen Stadien inklusive des Tempels in Abidjan mit 60'000 Plätzen.

Weltstars wie Salah, Osimhen oder Hakimi sind mit von der Partie (siehe Box). Sie stehen ihren Klubs aktuell wochenlang nicht zur Verfügung. Der Afrika-Cup, der in die europäischen Meisterschaften reinfunkt? Ein einseitiges Bild: «Viele Klubs in Europa haben nicht begriffen, was für eine Bedeutung das Turnier in Afrika hat», entgegnet Otto Pfister (86). Kaum ein Europäer kennt den afrikanischen Fussball besser als er. Der Wahlschweizer war auf dem Kontinent in zwölf verschiedenen Ländern Trainer. Mit Ghana erreichte er 1992 den Afrika-Cup-Final, mit Kamerun im Jahr 2008, mit Togo spielte er an der WM 2006 gegen die Schweiz.

Die Top-Shots am Afrika- und Asien-Cup

Afrika-Cup (vom 13. Januar bis 11. Februar in der Elfenbeinküste)

Mohamed Salah (31, Ägypten, Liverpool)

Victor Osimhen (25, Nigeria, Napoli)

Achraf Hakimi (25, Marokko, PSG)

Sadio Mané (31, Senegal, Al-Nassr)

Riyad Mahrez (32, Algerien, Al-Ahli)

Serhou Guirassy (27, Guinea, Stuttgart)

Edmond Tapsoba (24, Burkina Faso, Leverkusen)

Noussair Mazraoui (26, Marokko, Bayern München)

Mohammed Kudus (23, Ghana, West Ham)

Nicolas Jackson (22, Ghana, Chelsea)

André Onana (27, Kamerun, Manchester United)

Sofyan Amrabat (27, Marokko, Manchester United)

Hakim Ziyech (30, Marokko, Galatasaray)

Edouard Mendy (31, Senegal, Al-Ahli)

Kalidou Koulibaly (32, Senegal, Al-Hilal)

Inaki Williams (29, Ghana, Bilbao)

Ramy Bensebaini (28, Algerien, Dortmund)

Samuel Chukwueze (24, Nigeria, Milan)

Die Teilnehmerländer (24): Elfenbeinküste, Nigeria, Äquatorialguinea, Guinea-Bissau; Ägypten, Ghana, Kap Verde, Mosambik; Senegal, Kamerun, Guinea, Gambia; Algerien, Burkina Faso, Mauretanien, Angola; Tunesien, Mali, Südafrika, Namibia; Marokko, DR Kongo, Sambia, Tansania.

Asien-Cup (vom 12. Januar bis 10. Februar in Katar)

Heung-min Son (31, Südkorea, Tottenham)

Min-jae Kim (27, Südkorea, Bayern München)

Wataru Endo (30, Japan, Liverpool)

Takefusa Kubo (22, Japan, Real Sociedad)

Kaoru Mitoma (26, Japan, Brighton)

Sardar Azmoun (29, Iran, AS Roma)

Die Teilnehmerländer (24): Katar, Libanon, China, Tadschikistan; Australien, Indien, Usbekistan, Syrien; Vereinigte Arabische Emirate, Hongkong, Iran, Palästina; Japan, Vietnam, Indonesien, Irak; Südkorea, Bahrain, Malaysia, Jordanien; Thailand, Kirgistan, Saudi-Arabien, Oman.

Eine Auswahl der bekanntesten Namen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Afrika-Cup (vom 13. Januar bis 11. Februar in der Elfenbeinküste)

Mohamed Salah (31, Ägypten, Liverpool)

Victor Osimhen (25, Nigeria, Napoli)

Achraf Hakimi (25, Marokko, PSG)

Sadio Mané (31, Senegal, Al-Nassr)

Riyad Mahrez (32, Algerien, Al-Ahli)

Serhou Guirassy (27, Guinea, Stuttgart)

Edmond Tapsoba (24, Burkina Faso, Leverkusen)

Noussair Mazraoui (26, Marokko, Bayern München)

Mohammed Kudus (23, Ghana, West Ham)

Nicolas Jackson (22, Ghana, Chelsea)

André Onana (27, Kamerun, Manchester United)

Sofyan Amrabat (27, Marokko, Manchester United)

Hakim Ziyech (30, Marokko, Galatasaray)

Edouard Mendy (31, Senegal, Al-Ahli)

Kalidou Koulibaly (32, Senegal, Al-Hilal)

Inaki Williams (29, Ghana, Bilbao)

Ramy Bensebaini (28, Algerien, Dortmund)

Samuel Chukwueze (24, Nigeria, Milan)

Die Teilnehmerländer (24): Elfenbeinküste, Nigeria, Äquatorialguinea, Guinea-Bissau; Ägypten, Ghana, Kap Verde, Mosambik; Senegal, Kamerun, Guinea, Gambia; Algerien, Burkina Faso, Mauretanien, Angola; Tunesien, Mali, Südafrika, Namibia; Marokko, DR Kongo, Sambia, Tansania.

Asien-Cup (vom 12. Januar bis 10. Februar in Katar)

Heung-min Son (31, Südkorea, Tottenham)

Min-jae Kim (27, Südkorea, Bayern München)

Wataru Endo (30, Japan, Liverpool)

Takefusa Kubo (22, Japan, Real Sociedad)

Kaoru Mitoma (26, Japan, Brighton)

Sardar Azmoun (29, Iran, AS Roma)

Die Teilnehmerländer (24): Katar, Libanon, China, Tadschikistan; Australien, Indien, Usbekistan, Syrien; Vereinigte Arabische Emirate, Hongkong, Iran, Palästina; Japan, Vietnam, Indonesien, Irak; Südkorea, Bahrain, Malaysia, Jordanien; Thailand, Kirgistan, Saudi-Arabien, Oman.

Eine Auswahl der bekanntesten Namen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Stars werden verehrt – oder geächtet

Pfister hatte als Nationaltrainer Weltklasse-Spieler wie Adebayor, Eto'o und Song unter seinen Fittichen. Solche Spieler sind dann Hoffnungsträger ganzer Länder. «Das sind auch einfach Menschen, aber das Volk zählt auf sie», erklärt Pfister zu Blick. «Es geht eigentlich gar nicht, dass einer nicht ans Turnier kommt. Das ist ein Volksfest.»

Er erzählt von einem Fall, der sein Aufgebot verweigerte – ihm wurde in der Heimat das Haus angezündet. «Bei einer Absage kann man sich im Land nicht mehr sehen lassen.» Aber die Spieler gingen normalerweise sehr gerne ans Turnier, erzählt er aus Erfahrung. «Fussball ist in Afrika eine Religion.» Und viele sehen dann für ein paar Wochen ihre Familien wieder.

Vom Rummel erzählte vor einigen Jahren zum Beispiel Premier-League-Star Alex Iwobi (27), nachdem er sich 2015 für sein Geburtsland Nigeria entschied und gegen England, wo er aufgewachsen ist: «Die Zuneigung, die mir die Leute in Nigeria zeigen, ist unglaublich. Die Fans haben mich fast aufgefressen vor Liebe.» Mit mittlerweile 67 Länderspielen auf dem Buckel nimmt der Fulham-Spieler auch diesmal teil, im starken nigerianischen Team mit Offensiv-Stars wie Osimhen (Napoli), Chukwueze (Milan) oder Lookman (Atalanta).

Pfister wurde in der Nacht von Soldaten geweckt

Es geht um viel Prestige – auch in den höchsten Etagen in der Politik. Pfister kann davon ein Liedchen singen. 1987 wird er als Trainer von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) mitten in der Nacht von Soldaten abgeholt, ins Regierungsgebäude gefahren und vom damaligen Diktator Mobutu angewiesen, das Spiel gegen Angola besser zu gewinnen, da der Regierungschef von Angola nicht sein bester Freund sei. Diese ist nur eine der vielen Episoden aus seiner wilden Trainerkarriere in Afrika, die Pfister Blick vor der letzten Austragung 2022 erzählte.

Wird der 86-Jährige auch diesmal wieder am TV zuschauen? Nicht sicher, denn parallel zum Afrika-Cup findet die Asienmeisterschaft in Katar statt. Ja, auch auf diesem Kontinent war der gebürtige Kölner Trainer mehrerer Länder. Vom Präsidenten des asiatischen Fussballverbands erhielt er nun eine Einladung zum Turnier. Der Weltenbummler muss sich entscheiden, welche Erinnerungen er diesen Januar und Februar wieder aufleben lassen will.

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