Abstellungspflicht könnte zum Problem werden
Spuckt der Afrika-Cup dem FCZ in die Meister-Suppe?

Vereine werden von der Fifa verpflichtet, Spieler für Nationalmannschaftstermine freizugeben. So auch für den Afrika-Cup, der hierzulande dem FC Zürich ungelegen kommen könnte.
Publiziert: 06.12.2023 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2023 um 17:17 Uhr
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Sie sorgen für den FCZ-Höhenflug: Jonathan Okita, Cheick Condé und Ifeanyi Mathew (v.l.).
Foto: Pius Koller
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Cédric HeebRedaktor Sport

Eigentlich hätte der Afrika-Cup schon im letzten Sommer über die Bühne gehen sollen, aufgrund der Monsun-Zeit im Gastgeberland Elfenbeinküste wurde das Turnier allerdings verschoben. Nun messen sich die besten Nationen ab dem 11. Januar 2024 an der Kontinentalmeisterschaft.

Die Neuansetzung bringt allerdings ein grosses Problem für Vereine mit sich: Viele Spieler werden für ein paar Wochen nicht am Trainings- und Ligabetrieb teilnehmen, da sie fürs Turnier aufgeboten werden. Die Klubs unterliegen einer Abstellungspflicht, müssen die Spieler daher abgeben. Beim Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen dürften beispielsweise gleich fünf Leistungsträger die ersten Spiele der Rückrunde verpassen.

Drei YB-Stars dürfen auf Aufgebot hoffen

Und wie siehts in der Schweiz aus? Potenziell gibts in der Super League rund 50 Spieler, die am Afrika-Cup teilnehmen könnten, Doppelbürger mit einberechnet. Wahrscheinlicher ist aber, dass rund zwei Handvoll tatsächlich dabei sind. Schaut man sich die letzten Aufgebote der Teilnehmernationen an, waren gerade einmal sieben Akteure aus der höchsten Schweizer Liga dabei – drei davon von Meister YB.

Meschack Elia (26, DR Kongo), Mohamed Camara (23, Guinea) und Ebrima Colley (23, Gambia) reisten im November zum Nationalteam und dürfen sich auch Chancen auf eine Turnierteilnahme ausrechnen. Hinzu kommen Saidy Janko (28, Gambia) und Miguel Chaiwa (19, Sambia), Cheikh Niasse (23) dürfte für den Senegal hingegen keine Rolle spielen. Dennoch: Den Bernern droht, Leistungsträger abstellen zu müssen.

Man geht davon aus, dass «mehrere YB-Spieler nicht zur Verfügung stehen werden», wie der amtierende Meister gegenüber Blick verlauten lässt. «Wir freuen uns für jeden Spieler, der für sein Nationalteam aufgeboten wird. Gleichzeitig bedauern wir natürlich, dass sie uns fehlen werden.»

FCZ nimmt es gelassen

Dem FC Zürich, dem aktuellen Spitzenreiter der Super League, könnte das Turnier gewaltig in die Suppe spucken. Denn in der Stammelf stehen drei Leistungsträger, die durchaus auch in die Nationalmannschaft berufen werden könnten. Ist das der Fall, wäre es ein herber Dämpfer im Meisterrennen.

Jonathan Okita (27, DR Kongo) führt die Torschützenliste an, Cheick Condé (23, Guinea) und Ifeanyi Mathew (26, Nigeria) halten die Fäden im Mittelfeld zusammen und bilden die Schaltzentrale des FCZ. Sie sind drei der sechs Akteure, die in jedem der 15 Liga-Partien zum Einsatz kamen (neben Brecher, Kamberi und Boranjasevic).

Die Hoffnung der Zürcher: Mathew spielte noch nie für die A-Nationalmannschaft, Condé seit September 2022 nicht mehr. Nur Okita kommt in diesem Jahr auf einen Einsatz. Der Stadtklub könnte aber ein allfälliges Aufgebot sowieso nicht verweigern – und würde es, wie YB auch, nicht in Erwägung ziehen, selbst wenn es möglich wäre: «Der FC Zürich würde dies niemals tun.» Es sei schliesslich nichts Neues, wenn Spieler aufgrund des Afrika-Cups nicht da wären, es sei «Part of the Game».

Wie siehts bei den anderen Super-Ligisten aus?

Das Spitzenduo der Liga ist aber nicht allein, auch andere Klubs müssen sich auf die eine oder andere Absenz vorbereiten. So hat beispielsweise Servette acht Akteure, die für ein afrikanisches Nationalteam auflaufen könnten (Doppelbürger inklusive). Allerdings weisen erst Jérôme Onguéné (25) und Gaël Ondoua (28) zehn respektive sieben Länderspiele für Kamerun vor.

Wann die definitiven Kader für den Afrika-Cup erscheinen, ist nicht bekannt. Eine Deadline hat der afrikanische Fussballverband zumindest öffentlich nicht genannt. Vermutet wird, dass die Aufgebote Ende Dezember verschickt werden.

Diese Spieler könnten am Afrika-Cup teilnehmen

Servette (6): Jérôme Onguéné (Kamerun, 10 Länderspiele), Gaël Ondoua (Kamerun, 7 Länderspiele), Samba Diba (Senegal, 1 Länderspiel), Dereck Kutesa (Angola), Hussayn Touati (Algerien), Chris Bedia (Elfenbeinküste).

YB (6): Meschack Elia (DR Kongo, 30 Länderspiele), Mohamed Camara (Guinea, 20 Länderspiele), Ebrima Colley (Gambia, 19 Länderspiele), Saidy Janko (Gambia, 7 Länderspiele), Cheikh Niasse (Senegal), Miguel Chaiwa (Sambia).

Stade-Lausanne-Ouchy (5): Sahmkou Camara (Guinea, 1 Länderspiel), Dylan Ouedraogo (Burkina Faso, 3 Länderspiele), Kamine Gassama (Senegal, 49 Länderspiele), Edmond Akichi (Elfenbeinküste), Emmanuel Essiam (Ghana).

FC Lugano (4): Hadj Mahmoud (Tunesien), Sebastian Osigwe (Nigeria, derzeit verletzt), Ayman El Wafi (Marokko), Johan Nkama (Nigeria).

FC Zürich (4): Cheick Condé (Guinea, 3 Länderspiele), Ifeanyi Mathew (Nigeria), Jonathan Okita (DR Kongo, 2 Länderspiele), Daniel Afriyie (Ghana).

Yverdon (4): Mauro Rodrigues (Guinea-Bissau, 7 Länderspiele), Haithem Loucif (Algerien, 3 Länderspiele), Samuel Oum Gouet (Kamerun, 25 Länderspiele), Aymen Mahious (Algerien, 8 Länderspiele).

FC St. Gallen (4): Lawrence Zigi (Ghana, 17 Länderspiele), Abdoulaye Diaby (Mali), Musah Nuhu (Ghana), Chadrac Akolo (DR Kongo, 22 Länderspiele).

Lausanne (4): Fousseni Diabaté (Mali, 3 Länderspiele), Samuel Kalu (Nigeria, 17 Länderspiele), Kali Sène (Senegal), Seydou Traoré (Elfenbeinküste).

FC Basel (2): Mohamed Dräger (Tunesien, 38 Länderspiele), Jonas Adjetey (Ghana).

FC Winterthur (2): Sayfallah Ltaief (Tunesien, 5 Länderspiele), Souleymane Diaby (Elfenbeinküste).

GC (1): Francis Momoh (Nigeria).

FC Luzern:

Hinweis: Auf Doppelbürger wurde in dieser Übersicht verzichtet, wenn sie für beide Nationen noch kein Junioren- oder A-Länderspiel gemacht haben oder für das andere, nicht-afrikanische Land aufgelaufen sind. Jérôme Onguéné von Servette ist zwar kamerunisch-französischer Doppelbürger, spielte allerdings für die A-Nationalmannschaft Kameruns und ist deshalb aufgeführt. Auch Chris Bedia ist trotz seiner ivorisch-französischen Staatsbürgerschaft auf der Liste, weil er schon für ivorische U-Nationalmannschaften spielte. 

Servette (6): Jérôme Onguéné (Kamerun, 10 Länderspiele), Gaël Ondoua (Kamerun, 7 Länderspiele), Samba Diba (Senegal, 1 Länderspiel), Dereck Kutesa (Angola), Hussayn Touati (Algerien), Chris Bedia (Elfenbeinküste).

YB (6): Meschack Elia (DR Kongo, 30 Länderspiele), Mohamed Camara (Guinea, 20 Länderspiele), Ebrima Colley (Gambia, 19 Länderspiele), Saidy Janko (Gambia, 7 Länderspiele), Cheikh Niasse (Senegal), Miguel Chaiwa (Sambia).

Stade-Lausanne-Ouchy (5): Sahmkou Camara (Guinea, 1 Länderspiel), Dylan Ouedraogo (Burkina Faso, 3 Länderspiele), Kamine Gassama (Senegal, 49 Länderspiele), Edmond Akichi (Elfenbeinküste), Emmanuel Essiam (Ghana).

FC Lugano (4): Hadj Mahmoud (Tunesien), Sebastian Osigwe (Nigeria, derzeit verletzt), Ayman El Wafi (Marokko), Johan Nkama (Nigeria).

FC Zürich (4): Cheick Condé (Guinea, 3 Länderspiele), Ifeanyi Mathew (Nigeria), Jonathan Okita (DR Kongo, 2 Länderspiele), Daniel Afriyie (Ghana).

Yverdon (4): Mauro Rodrigues (Guinea-Bissau, 7 Länderspiele), Haithem Loucif (Algerien, 3 Länderspiele), Samuel Oum Gouet (Kamerun, 25 Länderspiele), Aymen Mahious (Algerien, 8 Länderspiele).

FC St. Gallen (4): Lawrence Zigi (Ghana, 17 Länderspiele), Abdoulaye Diaby (Mali), Musah Nuhu (Ghana), Chadrac Akolo (DR Kongo, 22 Länderspiele).

Lausanne (4): Fousseni Diabaté (Mali, 3 Länderspiele), Samuel Kalu (Nigeria, 17 Länderspiele), Kali Sène (Senegal), Seydou Traoré (Elfenbeinküste).

FC Basel (2): Mohamed Dräger (Tunesien, 38 Länderspiele), Jonas Adjetey (Ghana).

FC Winterthur (2): Sayfallah Ltaief (Tunesien, 5 Länderspiele), Souleymane Diaby (Elfenbeinküste).

GC (1): Francis Momoh (Nigeria).

FC Luzern:

Hinweis: Auf Doppelbürger wurde in dieser Übersicht verzichtet, wenn sie für beide Nationen noch kein Junioren- oder A-Länderspiel gemacht haben oder für das andere, nicht-afrikanische Land aufgelaufen sind. Jérôme Onguéné von Servette ist zwar kamerunisch-französischer Doppelbürger, spielte allerdings für die A-Nationalmannschaft Kameruns und ist deshalb aufgeführt. Auch Chris Bedia ist trotz seiner ivorisch-französischen Staatsbürgerschaft auf der Liste, weil er schon für ivorische U-Nationalmannschaften spielte. 

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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