Zeit, um mit einer Auszeit runterzukommen, brauchte der Italoberner wahrlich keine. Kaum bei CS Sfaxien freigestellt, macht er sich auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber. «Ich war ja auch nur zwei Monate in Tunesien, also gabs keinen Grund für eine Pause», sagt der Mann, der darüber brütete, was der 16. Klub in seiner langen Trainerkarriere werden könnte. Fündig wurde er bei 1860 München. Dort herrschte nach dem Absturz von Platz eins auf acht und der Entlassung von Michael Köllner dringender Handlungsbedarf.
Per Selbstbewerbung nach München
Warum also nicht selber aktiv werden? Über einen Bekannten trug er seine Kandidatur in der bayerischen Metropole vor – und wurde prompt zu einem Gespräch mit Geschäftsführer Sport Günther Gorenzel eingeladen. In diesem überzeugte der Wahl-Zuger vollends. «Beeindruckt hat ihn wohl meine Fachkompetenz und wie gut ich über Klub und die dritte Liga Bescheid wusste», erzählt Jacobacci.
Und doch: Es ist die 3. Liga! Für einen, der zuletzt Sion und Lugano und einen der grössten tunesischen Klubs trainierte? «Halt», wendet Jacobacci sogleich ein. «Das mag wohl dritte Liga sein. Aber erstens tummeln sich dort auch Duisburg, Dynamo Dresden, Waldhof Mannheim, Rot-Weiss Essen, Saarbrücken – alles ehemalige Erst-Bundesligisten. Und zweitens ist 1860 nicht irgendein Klub, kein 08/15-Verein. Das ist ein Kultklub!» Kult – und auch Chaos. So erfuhr der jordanische Investor Hasan Ismaik zum Beispiel über Twitter von der Entlassung von Köllner...
In unserem Sport-Kalender gibts den vollen Fussball-Service: Alle Ergebnisse aus Europas Top-Ligen, Tabellenstände und weitere Statistiken.
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In München ist die Boulevardpresse omnipräsent
Kult. Verstanden. Und einverstanden. Und so hat der frühere Klasse-Stürmer und Meister mit Xamax nun den schwierigen Job, hier den Turnaround zu schaffen. Das Debüt misslingt. Vor 15'000 Fans gibts im (vollen) Stadion an der Grünwalder Strasse ein 0:1 gegen Viktoria Köln. «Die haben einmal aufs Tor geschossen», brummt Jacobacci. Schon am Samstag beim MSV Duisburg sollte das anders ausgehen. Das weiss der alte Hase ganz genau. Zumal in München der Boulevard pedantisch über das Gebaren bei den Löwen wacht. «Trotz Drittklassigkeit ist der Klub in den Medien enorm präsent, hat Jacobacci konstatiert.
Auf jeden Fall sei die Schonzeit bereits vorbei, schreibt die «Abendzeitung». Wie bitte? Nach nur einem Spiel? Nun, es geht um die Schonzeit für die Spieler. «Ich habe mir in den ersten Tagen ein Bild gemacht. Das ist abgehakt», sagt Jacobacci. Nun werde er die getroffenen Erkenntnisse umsetzen. In Marschrouten. Und am besten auch gleich in Punkte. Damit wäre allen geholfen. Dann könnte Jabobaccis Wunsch in Erfüllung gehen: Nicht mehr der «perfekte» Sechzger-Trainer zu sein. Weil er im Januar 2024 61 wird.