Bei seinem Einstand als Trainer von CS Sfaxien in Tunesien verliert Maurizio Jacobacci kurz vor Weihnachten gegen Leader Etoile du Sahel 0:1. Torschütze? Der ehemalige FCZ-Ballzauberer Yassine Chikhaoui, mittlerweile 36. «Yassine ist technisch immer noch überragend», sagt Jacobacci.
Aus Spiel zwei und drei holt Jacobacci vier Punkte. Es ist das, was er braucht. Er habe einen leistungsbezogenen Vertrag, sagt er. Heisst wohl: Die Qualifikation für die Finalrunde ist Pflicht, will er längerfristig arbeiten.
Garderoben nach jedem Training räumen
Er muss sofort liefern. Das wird alles andere als einfach. Wegen eines Meisterschaft-Unterbruchs wird in Tunesien ab sofort quasi jeder dritte Tag gespielt. Jacobacci hat kaum Zeit, um taktische Spielzüge einzustudieren. Zudem hofft er auf zwei, drei routinierte Verstärkungen.
Noch wohnt er im Hotel, für die Wohnungssuche fehlte ihm bisher die Zeit. Auch von der Hafenstadt Sfax hat er in seinem ersten Monat noch kaum was gesehen. «Ich konzentriere mich voll auf meinen Job. Ich musste meine Spieler kennenlernen, Gegner studieren und mich an die Bedingungen gewöhnen.» So hat zum Beispiel Sfaxien kein eigenes Stadion, Spieler und Staff müssen nach jedem Training die Garderoben räumen. Einen eigenen Spind habe niemand, erzählt der Berner, «wir haben aber wenigstens einen Materialraum, wo wir Bälle, Hütchen und so lagern können ...»
Und schafft er den Sprung in die Top 4 und die Finalrunde? Jacobacci: «Ich glaube fest daran, aber wir haben einen harten Weg vor uns. Inshallah sagen die Menschen hier.» Das heisst so viel wie: «So Gott will …»
Weihnachten und 60. Geburtstag hat er allein «gefeiert»
Er nimmts cooler als zu Beginn seiner Trainerkarriere. Immerhin hat er als Trainer auch schon jede Menge erlebt. Er war unter anderem bei Sion, Wil, Schaffhausen, Lugano, GC, Kriens, bei Wacker Innsbruck und zuletzt bei Grenoble, wo er im Dezember 2021 trotz guter Klassierung und Resultate entlassen wurde. «Wenn ich etwas in den Jahren gelernt habe, dann, dass Entlassungen einfach zum Job gehören.»
Und dennoch nimmt er nach Rücksprache mit seiner Lebenspartnerin das Angebot an. Im Wissen, dass er sowohl Weihnachten, Neujahr und auch seinen 60. Geburtstag am 11. Januar ohne sie, die Kinder und seinen Bruder mit Frau verbrachte. «Fussball ist halt mein Leben», sagt er, «das war es als Spieler und jetzt als Trainer. Solange ich mich fit fühle und Freude verspüre, werde ich Trainer sein …»