Stur ist sowohl das spanische als auch das kosovarische Fussball-Lager. Das stellen beide Parteien bereits vor dem WM-Quali-Duell in Sevilla unter Beweis. Auf der einen Seite der spanische Journalist, der das Wort «Kosovo» nicht in den Mund nehmen will, auf der anderen Seite der Pressesprecher Kosovos, der seinen Trainer Bernard Challandes aus dem Neuenburger Jura erst sprechen lässt, als das Wort nach rund einer Minute fällt.
Weil Spanien als eines von fünf EU-Ländern die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt (neben Griechenland, Rumänien, Zypern und der Slowakei), stand das Spiel vom Mittwochabend auf der Kippe. Der Kosovo drohte mit dem Spielabbruch, sollte die Hymne nicht abgespielt werden (BLICK berichtete).
Hymne ja – aber Kleinschrift
Kurz vor 20.45 Uhr ist klar: Die Hymne erklingt im Olympiastadion von Sevilla! Also findet die Partie statt. Spanien gewinnt 3:1. Versöhnung in der Schlammschlacht? Nein. Weitere Seitenhiebe lassen nach dem Anpfiff nicht lange auf sich warten.
Im spanischen TV erstrahlt das Kosovo-Kürzel in Kleinbuchstaben. «ESP – kos», steht auf der Resultatanzeige. Diese Provokation flimmert nur in Spanien über die Bildschirme. Bei der Übertragung des Spiels in deutschsprachigen Ländern, zum Beispiel auf «DAZN», erscheint das Kosovo-Kürzel gemäss «msn.com» durchwegs in Grossbuchstaben.
Auch Kosovaren bleiben stur
Auf der anderen Seite sorgen Vertreter des Kosovo auf der Tribüne eigenhändig dafür, dass die Flagge ihres Landes im Stadion präsent ist. Als sie aufgefordert werden, die Flagge zu entfernen, flammt eine neue Diskussion auf.
Wortgefecht 2.0 zwischen Spanien und Kosovo nach dem Zoff auf der Pressekonferenz. Ein Video dokumentiert eine hitzige, zweiminütige Diskussion auf den Rängen. Daraus geht hervor, dass die Kosovaren ihre Flagge aufgehängt lassen können, wie die kosovarische Zeitung «gazetaexpress.com» schreibt.
Kosovo-Halimi trifft aus 40 Metern
Von der Schlammschlacht zum Sportlichen. Erwähnenswertes gibts auch da. Zuerst bringt Leipzig-Stürmer Dani Olmo Spanien in Führung. Sein Schlenzer schlägt genau im Lattenkreuz ein (34.).
Mittendrin die Kosovaren mit Schweizer Bezug: Der Romand Bernard Challandes stellt die FCZ-Spieler Fidan Aliti, Hekuran Kryeziu und Benjamin Kololli in die Startelf, zusammen mit Ex-YB-Verteidiger Florent Hadergjonaj. Auf der Bank sitzen FCB-Dribbler Edon Zhegrova, St.-Gallen-Eigengewächs Betim Fazliji und der Ex-Luzerner Idriz Voca.
Sie staunen alle in der zweiten Halbzeit: Noch verrückter als Dani Olmo für Spanien trifft Besar Halimi für den Kosovo. Der Sandhausen-Mittelfeldspieler schnappt Spanien-Goalie Unai Simon bei dessen Ausflug in der Nähe der Mittellinie den Ball weg, trifft aus 40 Metern haargenau (70.). So, dass Spieler Marcos Llorente auf der Linie nicht klären kann.
Sonst ist der Kosovo unterlegen im Quali-Duell, das Spanien 3:1 gewinnt. Anders als neben dem Feld: Da bleiben beide Parteien ähnlich stur. (str)