«In Salzburg nur die Austria», flimmert beim Cupspiel gegen Winterthur ein violett-weisser Schriftzug über die Werbebanden des Brügglifelds. Und die Aarauer Fankurve gratuliert dem SV Austria Salzburg mit einem Spruchband zum 90-jährigen Bestehen.
Streng genommen wurde der Klub aber erst vor 13 Jahren gegründet. Nachdem sein gleichnamiger Vorgänger von Red Bull übernommen worden war. Am Dienstag treffen die Klubs nun im Cup aufeinander. Das Stadion wird mit 4100 Zuschauern ausverkauft sein. Das Duell elektrisiert weit über die Landesgrenzen hinaus.
Fans gründen den Klub nach RB-Einstieg
2005 stieg Red Bull beim Erstligisten SV Austria Salzburg ein – und wollte zum Ärger der Fans alles verändern. Das Red-Bull-Logo wurde ins Wappen inkorporiert, vom traditionellem Violett-Weiss wendete man sich ab und auch das Gründungsjahr sollte auf 2005 geändert werden. Zwar machte der Österreichische Fussballbund (ÖFB) die Änderung des Gründungsjahres rückgängig, der Bruch war aber schon zuvor Tatsache.
Der SVAS wurde neu gegründet, blieb den alten Klubfarben treu und beruft sich auf die Austria-Geschichte, die drei Meistertitel in den 90er-Jahren und ein Uefa-Cup-Final 1994 umfasst. Offiziell gehören diese Erfolge aber zu RB Salzburg. Während dieser auf der Infrastruktur und der Ligazugehörigkeit aufbauen konnte, 2007 den vierten Meistertitel der Klubhistorie (mittlerweile sinds 17) gewann, musste die neue Austria in der Saison 2006/07 in der untersten Spielklasse neu anfangen.
Im Austria-Stadion ist RB nur «das Konstrukt»
2010 schaffts der Fan-gegründete Klub nach vier Aufstiegen in Serie in die dritthöchste Liga Österreichs. 2015 folgte der Schritt in die zweithöchste Liga und den Profi-Fussball. Dann der Schock: Austria meldete Insolvenz an, wurde zum Saisonende zwangsrelegiert. Sportlich stürzte man weiter ab, ein neuerlicher Finanz-Kollaps wurde nur dank Spenden der Mitglieder verhindert.
Seit dieser Saison ist die Austria wieder in Österreichs 3. Liga vertreten – und führt diese nach neun Spielen ungeschlagen an. Da kommt das Highlight-Spiel gegen den Stadtrivalen gerade recht. Von Red Bull ist auf der Vereins-Homepage in den Vorberichten aber nichts zu lesen. Rede ist nur vom «Konstrukt». Red Bull betreibe den Fussball aus anderen Motiven, wird beschrieben, was damals zur Spaltung geführt habe. «Sie haben uns unsere Identität ausgelöscht, weil sie selbst eine brauchten – um am Markt erkannt zu werden, um die Verknüpfung zu ihrem Konzern herzustellen.»
Breite Fan-Unterstützung für die Austria
Austria wolle mit ihrer Einstellung gegenüber Red Bull keinen Hass schüren, stellt ein Vereinsmitglied auf laola1.at klar. Es gehe darum, «die Ablehnung dieser Auffassung von Fussball» zu demonstrieren. Man hoffe auf ein friedliches Fussballfest, mit dem man RB nicht nur in «Sachen Fankultur, sondern generell in puncto Fussballkultur vorführen» werde.
Sportlich wird man natürlich aufpassen müssen, nicht vom österreichischen Dauermeister (seit 2014) vorgeführt zu werden. Der Fan-Support ist der Austria dabei weit über die Landesgrenzen gewiss. In der deutschen Bundesliga (wo RB Leipzig konstant Fan-Hass entgegenschlägt), in Österreich oder eben in Aarau zeigten Fankurven ihre Unterstützung für die Violett-Weissen. «In Salzburg nur die Austria». Tradition seit 1933. Und wegen Red Bull auch seit 2005.