Ajax-Chaoten erzwingen Spielabbruch und randalieren
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Skandal in Holland:Ajax-Chaoten erzwingen Spielabbruch und randalieren

Klassiker abgebrochen, Sportchef gefeuert, in der Liga abgeschlagen
Rekordmeister Ajax steckt in der Mega-Krise

Bei Ajax Amsterdam passt aktuell nichts zusammen. Die Fans wüten ob der sportlichen Misere des Klubs und sorgen für einen Spielabbruch. Folgt beim holländischen Rekordmeister nun eine Entlassungswelle?
Publiziert: 25.09.2023 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2023 um 12:45 Uhr
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Hängende Köpfe bei Ajax Amsterdam, der Klub kriegt sportlich aktuell nichts auf die Reihe.
Foto: keystone-sda.ch

Fan-Chaoten sorgen in Holland für den nächsten Skandal. Am Sonntagnachmittag erzwangen Ajax-Fans den Abbruch des Klassikers gegen Feyenoord Rotterdam. Immer wieder warfen sie Pyros aufs Spielfeld, bis Schiedsrichter Serdar Gözübüyük (37) in der 55. Minute schliesslich die Partie beim Stand von 0:3 abgebrochen hat.

Einer, der sich fürchterlich über die steten Ausschreitungen aufregt, ist Holland-Legende Marco van Basten (58). Zu Gast beim Sportsender Ziggo Sport poltert der ehemalige Stürmer: «Habe ich die Lösung? Nein, die habe ich nicht. Eigentlich müsste man sagen: Schluss mit Profifussball in Holland!»

Er ist sich sicher, dass es Fans gibt, die einzig die Absicht haben, den Fussball zu stören. «Wenn wir uns in den Stadien nicht normal verhalten können, sollten wir vielleicht einfach damit aufhören.»

Insbesondere die Politik stellt er an den Pranger: «Sie ist nicht bereit, wirklich einzugreifen.» Die für ihn logische Lösung sind personalisierte Tickets wie beispielsweise in England. In Holland scheint dies aber nicht möglich: «Alle meinen, dass es ein zu grosser Aufwand für Politik und Polizei ist.»

Keine Champions League

Das abgebrochene Duell zwischen Ajax und Feyenoord ist das Sinnbild der Mega-Krise, in der sich der holländische Rekordmeister derzeit befindet. In der laufenden Saison steht man mit fünf Punkten aus vier Spielen – das fünfte war jenes gegen Feyenoord – auf Platz 14. Damit liegt man bereits zehn Zähler hinter Leader PSV Eindhoven, der bisher alle Spiele gewonnen hat.

Doch die Misere reicht bis in die vergangene Saison zurück. Erstmals seit 2019 wurde der Hauptstadt-Klub nicht Meister, erstmals seit 2018 verpasste er die Champions League. Damals, in der Saison 2018/19, stiessen die Holländer bis in den Halbfinal der Königsklasse vor und scheiterten dort im Rückspiel dramatisch an Tottenham. Von diesem Glanz ist nichts mehr übrig. Wirklich nichts, denn kein einziger Held von damals ist noch im Kader.

Sportchef gefeuert – folgen weitere Entlassungen?

Mittlerweile wurde Sportdirektor Sven Mislintat (50), der erst Mitte Mai den Posten übernahm und in diesem Sommer 109 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat, rausgeworfen. Seine Entlassung soll allerdings nichts mit der sportlichen Krise zu tun haben. Die Untersuchungen gegen Mislintat wegen eines Interessenkonflikts rund um den Transfer von Borna Sosa (25) dürften ebenfalls eine Rolle gespielt haben (siehe Box).

Hat Mislintat von Sosa-Wechsel persönlich profitiert?

Ajax Amsterdam teilte am vergangenen Mittwoch mit, dass es gegen Sven Mislintat eine unabhängige Untersuchung geben werde. Gegenstand der Ermittlungen sind die Geschäfte rund um den Wechsel von Verteidiger Borna Sosa (25).

Was ist passiert? Mislintat ist Mitgründer der Firma Matchmetrics und immer noch zu 35 Prozent beteiligt. Das Unternehmen ist auf die Analyse von Fussballdaten spezialisiert. Mit 3,16 Prozent ist seit diesem Sommer auch die Spielerberatungsagentur AKA Global GmbH beteiligt. Und eben diese Agentur hatte den Transfers des kroatischen Nationalspielers vom VfB Stuttgart in die holländische Hauptstadt (für 8 Mio. Euro) eingefädelt. Dadurch könnte es zu einem Interessenskonflikt gekommen sein und Mislintat könnte vom Transfer persönlich profitiert haben, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt. Demnach habe Mislintat diese Dreiecksbeziehung dem Klub nicht mitgeteilt. Auch Ajax liess verlauten, dass man «keine Kenntnis von einer Beteiligung der AKA Global GmbH an Matchmetrics» gehabt habe.

Weil Ajax Amsterdam ein börsennotiertes Unternehmen ist, gilt für den Verein strengere Regeln als für andere. Solche Geschäfte könnten rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Diese könnten die Auflösung des bestehenden Vertrags von Sosa sein und Mislintat zur Kasse bitten. Und für den Deutschen kommt noch ein Probelm dazu: Der VfB Stuttgart, bei welchem der 50-Jährige zwischen Mai 2019 und April 2022 als Sportdirektor agierte, verkündete gegenüber dem «Kicker», dass man «aus gegebenem Anlass die betroffenen Transferaktivitäten» prüfen werde.

Ajax Amsterdam teilte am vergangenen Mittwoch mit, dass es gegen Sven Mislintat eine unabhängige Untersuchung geben werde. Gegenstand der Ermittlungen sind die Geschäfte rund um den Wechsel von Verteidiger Borna Sosa (25).

Was ist passiert? Mislintat ist Mitgründer der Firma Matchmetrics und immer noch zu 35 Prozent beteiligt. Das Unternehmen ist auf die Analyse von Fussballdaten spezialisiert. Mit 3,16 Prozent ist seit diesem Sommer auch die Spielerberatungsagentur AKA Global GmbH beteiligt. Und eben diese Agentur hatte den Transfers des kroatischen Nationalspielers vom VfB Stuttgart in die holländische Hauptstadt (für 8 Mio. Euro) eingefädelt. Dadurch könnte es zu einem Interessenskonflikt gekommen sein und Mislintat könnte vom Transfer persönlich profitiert haben, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt. Demnach habe Mislintat diese Dreiecksbeziehung dem Klub nicht mitgeteilt. Auch Ajax liess verlauten, dass man «keine Kenntnis von einer Beteiligung der AKA Global GmbH an Matchmetrics» gehabt habe.

Weil Ajax Amsterdam ein börsennotiertes Unternehmen ist, gilt für den Verein strengere Regeln als für andere. Solche Geschäfte könnten rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Diese könnten die Auflösung des bestehenden Vertrags von Sosa sein und Mislintat zur Kasse bitten. Und für den Deutschen kommt noch ein Probelm dazu: Der VfB Stuttgart, bei welchem der 50-Jährige zwischen Mai 2019 und April 2022 als Sportdirektor agierte, verkündete gegenüber dem «Kicker», dass man «aus gegebenem Anlass die betroffenen Transferaktivitäten» prüfen werde.

Es könnten weitere Entlassungen folgen. «Algemeen Dagbald» berichtet, dass auch Cheftrainer Maurice Steijn (49, von Mislintat eingestellt) und andere Vorstandsmitglieder um ihren Job bangen.

Und wie gehts nach dem abgebrochenen Duell gegen Feyenoord weiter? In Holland ist man sich sicher: Das logische Resultat ist ein 3:0-Sieg für das Team aus Rotterdam. Eine Wiederholung des Spiels halten Experten für «unrealistisch». Auch Feyenoord besteht darauf, dass die Partie 3:0 gewertet wird. (che)

Hier werfen Ajax-Fans Pyros aufs Spielfeld
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