Das spanische Fussball-Chaos rund um den Kuss-Skandal um WM-Siegerin Jennifer Hermoso (33) ging in den letzten Wochen nicht spurlos am spanischen Fussballverband vorbei. Mittlerweile sind Ex-Verbandspräsident Luis Rubiales (46) und der Weltmeister-Trainer Jorge Vilda (42) nicht mehr im Amt.
Für Spanien ist der Zoff aber auch eine Chance, um die Verbandsstrukturen grundlegend zu erneuern. Weg von der Macho-Kultur. Die «richtigen» Leute einstellen. Das fordern nicht nur Sportgrössen, sondern auch Politiker im Land und die Spielerinnen, die ihren Streik trotz der Entlassungen von Rubiales und Vilda nicht beenden wollten.
Neuer Spanien-Coach hatte ein Zeitproblem
Die Weltmeisterinnen forderten, dass unter anderem auch Interimspräsident Pedro Rocha (hat seinen Sitz bis zu den Wahlen im Januar) seinen Rücktritt gibt. «Wie wir dem RFEF mitgeteilt haben, reichen die bisherigen Veränderungen nicht aus, um den Spielerinnen das Gefühl zu geben, an einem sicheren Ort zu sein, an dem Frauen respektiert werden», heissts von den Spielerinnen.
Werden diese und andere Forderungen nicht erfüllt, würden sie nicht mehr für Spanien antreten. Das Problem: Neu-Coach Montse Tomé (41) musste schnellstmöglich eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, denn am kommenden Samstag (gegen Schweden) und Dienstag (gegen die Schweiz) stehen die wichtigen Nations-League-Spiele an.
Hermoso aus «Schutz» nicht im Aufgebot
Die streikenden Spielerinnen zu einem Aufgebot zwingen wollte der Verband nicht, das ist rechtlich auch nicht möglich. Allerdings stellte er den Spielerinnen ein Ultimatum: Würden die Weltmeisterinnen weiterhin streiken, drohen Geldstrafen und mehrjährige Sperren. Im ersten Kader von Tomé, das am Montag veröffentlicht wurde, figurieren 15 der 23 Weltmeisterinnen. Ob die aufgebotenen Spielerinnen dem Aufgebot auch Folge leisten werden – und ihren Streik damit beenden – muss sich noch zeigen.
Jedoch definitiv nicht mit dabei: Kuss-Opfer Hermoso. «Wir glauben, dass wir sie so am besten schützen können», lässt Tomé verlauten. Man stehe weiter an ihrer Seite. Dafür wieder im Team ist Maria Leon (28). Die Barça-Verteidigern störte sich schon lange an Ex-Nati-Trainer Vilda und hatte sich geweigert, unter seiner Führung an der WM teilzunehmen. (par/sbe)