Vom Beisser zum Kartenrekord
Die verrücktesten Partien zwischen Bayern und Dortmund

Bayern München gegen Borussia Dortmund. Der Clasico, wie die Deutschen zu sagen belieben. Das waren 107 Bundesliga-Duelle. Einige episch. Einige völlig durchgeknallt. Hier die verrücktesten fünf.
Publiziert: 31.03.2023 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2023 um 08:59 Uhr
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Bayern gegen Dortmund, hier Lothar Matthäus und Stéphane Chapuisat – das waren 107-mal Tore, Tränen, Emotionen.
Foto: imago images / Pressefoto Baumann
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Alain KunzReporter Fussball

November 2002: Sturmriese Koller hält den Kasten rein

Das kurioseste Spiel trug sich im November 2002 zu. Zwei Dortmunder fliegen mit Gelbrot vom Platz. Zuerst Torsten Frings, dann Goalie Jens Lehmann. Weil Trainer Matthias Sammer schon dreimal gewechselt hatte, musste ein Feldspieler ins Tor. Es war Stürmerhüne Jan Koller. Und das schon in der 67. Minute! Der Tscheche machte den Job mit Bravour, liess sich nicht bezwingen. Nur stand es dummerweise schon 2:1 für den FC Bayern, als Koller vom vordersten zum hintersten Mann wurde – und dabei blieb es. So schaffte es der 2,02-Meter-Mann in die Elf der Runde des «Kicker» – als Torhüter.

April 2001: Kartenrekord im Wildwest-Spiel

Im April 2001 regnet es bei einem vogelfreien 1:1 einen bunten Strauss gelber und roter Karten. Ausgerechnet im Klassiker stellt Schiedsrichter Hartmut Strampe aus Handorf in Niedersachsen einen neuen Bundesligarekord auf: Nie zuvor waren 14 Karten gezeigt worden. Nie danach wurde diese Zahl nochmals erreicht. 10-mal Gelb, dazu Gelbrot gegen Bixente Lizarazu und jeweils direkt Rot gegen Stefan Effenberg und Evanilson. Die Bayern traf es nicht weniger als 11-mal! Bayern-Manager Uli Hoeness sagte schon nach der ersten Roten gegen Lizarazu, das sei einer von über 50 Fehlentscheidungen von Strampe gewesen. Nach dem Spiel stürmte Hoeness mit hochrotem Kopf die Schiedsrichterkabine und wollte sie nicht wieder verlassen, bis der Rapport unterschrieben sei. Und zwar so, wie es Hoeness wollte, das plauderte einer von Strampes Assistenten später aus. Zum Beispiel soll Hoeness gesagt haben, Strampe müsse Effenbergs Rote Karte gar nicht erst aufschreiben, weil er sowieso nächste Woche wieder spielen würde.» Da irrte sich der gute Hoeness natürlich fundamental.

April 1999: «Affe» Kahn beisst und spielt Kung-Fu

Im April 1999 steigt das Spiel, in welchem der heutige Bayern-Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn komplett durchdreht. Erst knabbert er Heiko Herrlich am Hals an, die Weisung von Trainer Ottmar Hitzfeld etwas zu wörtlich befolgend, der gesagt hatte, seine Spieler sollten sich am Gegner festbeissen. Dann greift Kahn Stéphane Chapuisat mit einer Kung-Fu-Einlage an. In der Schlussphase hält er einen Penalty von Lars Ricken. Und als Tomas Rosicky mit einem Freistoss kurz vor Schluss den Innenpfosten trifft, von wo der Ball in die Arme des geschlagenen und verdutzten Kahn springt, jubelt dieser, wie wenn er das Siegtor geschossen hätte. Das Spiel endet 2:2. Nun, Kahn war auch nicht überaus nett von den BVB-Fans empfangen worden: Vor dem Spiel hagelt es Bananen für den «Affen» Kahn. Nach dem Spiel sagte der Titan augenzwinkernd: «Ich habe eine meiner ruhigsten Partien gespielt, ruhig und sachlich.»

April 1997: Matthäus verhöhnt Heulsuse Möller

Im April 1997 trägt eine andere Bayern-Legende ganz dick auf: Lothar Matthäus! Der heutige Sky-Experte verhöhnt BVB-Mittelfeldstar Andreas Möller mit einer Geste, mit welcher «Loddar» an Möllers Spitznamen erinnert: Heulsuse. Matthäus wischt sich mit beiden Händen die Augen, als Möller aus Sicht des Münchners wieder mal zu viel Theatralik einfliessen lässt. Später sagte Matthäus dazu: «Der Andy war dafür bekannt, dass er gerne mal fliegt, auch ohne dass man ihn berührt hat und dann noch lange am Boden liegenblieb. Ich wollte ihm sagen: Spiel weiter! Zeig, dass du ein Mann bist!» Das Spiel endete übrigens 1:1 – mit einem sehr starken Möller.

November 1971: Endergebnis 11:1

Tore fast ohne Ende gab es am 27. November 1971. An jenem Samstagnachmittag verdroschen die Bayern den BVB beim 11:1 sogar zweistellig! Es war nicht nur der höchste Bayern-Sieg in ihrer Bundesliga-Geschichte, sondern auch eines von nur fünf Bundesliga-Spielen mit zwölf Toren. An vier der fünf torreichsten Partien war übrigens der BVB beteiligt. Torschützen unter anderen: Gerd Müller, Uli Hoeness, Franz Beckenbauer. Nach dem neunten Tor flippten die Fans aus und forderten lautstark das zehnte. Das Tor zum «Stängeli».

Der damalige Dortmund-Keeper Jürgen Rynio erinnert sich: «Weil sie so schrien, habe ich mich umgedreht und die Anzeigetafel gesehen. Da dachte ich mir: Da oben ist doch gar kein Platz für ein zweistelliges Ergebnis. Geht das überhaupt?» Es ging, wie sich sechs Minuten später nach dem zehnten Bayern-Treffer durch «Bulle» Roth herausstellte. Der Tafelmann war offenbar ein findiger Kerl, wie die Fotos von damals überliefern. Irgendwie schaffte er es, die zweite Nummerntafel zwar windschief, aber trotzdem fest anzubringen. Kurz darauf musste er erneut improvisieren, um das Endergebnis anzuzeigen. Drei Einsen für das 11:1 gab es nämlich nicht – kurzerhand funktionierte er eine Sieben zur Eins um, sodass am Ende, wenn man genau hinsah, das Endergebnis sogar mit 71:1 angezeigt wurde. So ein Spiel war eben nicht vorgesehen, auch für die Anzeigetafel nicht.

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