So leidet dieser Bayern-Fan unter der Corona-Krise
1:23
Grösster Albtraum:So leidet dieser Bayern-Fan unter der Corona-Krise

«Mein Leben ist unvollständig!»
Corona-Albtraum für grössten Bayern-Fan der Schweiz

Der FC Bayern ist seine grosse Leidenschaft. Der Zürcher Superfan Marcel Heil reist an jedes Spiel, egal wo seine Münchner spielen. Doch jetzt hat Corona sein Nomaden-Leben auf den Kopf gestellt.
Publiziert: 08.03.2021 um 15:21 Uhr
|
Aktualisiert: 08.03.2021 um 15:22 Uhr
1/10
Bayern-Super-Fan Marcel Heil: Der Zürcher kann seit einem Jahr nicht mehr mit dem Fanbus zu den Spielen fahren.
Foto: Sven Thomann
Matthias Dubach (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Dieser Mini-Bus ist sonst sein zweites Zuhause. Doch jetzt steht der Wagen seit einem ganzen Jahr ungenutzt daheim bei Marcel Heil (37). Das Auto ist der Fan-Bus des Bayern Fanclub Zürich (BFCZ), Heil ist der Vereinspräsident.

Normalerweise verbringt der Zürcher pro Jahr Hunderte Stunden in diesem Bus, auf der Fahrt kreuz und quer durch Deutschland. Immer an die Bayern-Spiele. Rund 50'000 Kilometer zeigt der Zähler im erst eineinhalb Jahre alten Fan-Bus an. Und wenn die Fahrt wie oft bei den Champions-League-Spielen zu weit ist, fliegt der Super-Fan hin.

Der grösste Bayern-Fan der Schweiz besitzt sogar eine Dauerkarte für die Auswärtsspiele (!) der Münchner. «In den letzten elf Jahren habe ich jedes Bundesliga-Auswärtsspiel der Bayern gesehen», sagt der Reprograf aus Geroldswil ZH.

Doch die Serie ist längst gerissen. Heil erlebt einen nicht enden wollenden Corona-Albtraum. Der Fussball findet ohne Zuschauer statt. Ein brutaler Einschnitt im Leben jedes Fussballfans, der sonst die Leidenschaft für einen Klub rund um die Uhr lebt. Heil steht exemplarisch für Hunderttausende Hardcore-Fans weltweit, die jetzt nicht mehr ins Stadion dürfen. Und deshalb leiden.

Vor einem Jahr letztmals am Bayern-Spiel

«Mein Leben hat sich definitiv stark verändert. Es fühlt sich unvollständig an», sagt der Super-Fan, der sonst praktisch alle drei Tage im Stadion seine Bayern verfolgt. Jetzt sinds seit einem Jahr null Mal! Das letzte Champions-League-Spiel sieht Heil Ende Februar 2020 gegen Chelsea in London, das letzte Bundesliga-Spiel am 8. März in der Allianz Arena gegen Augsburg. Dann kommen der Lockdown und die Geisterspiele.

Heil: «Am schlimmsten war es zwischenzeitlich, als wieder Hoffnung aufkam. Im September hatte ich zwei Tickets für die Partie gegen Schalke an einem Freitag. Am Donnerstag wars noch gültig. Am Spieltag nicht mehr, es fand dann doch ohne Zuschauer statt.»

Oder auch im März, als die Corona-Pandemie nur ein paar Wochen zu dauern schien. Heil hat schon fast den Rucksack gepackt, um in Berlin das Union-Spiel zu schauen. Doch wird die Partie in letzter Minute abgesagt. Heil: «Da habe ich dann halt Hotel und Flug verfallen lassen.»

Der Super-Fan wird unfreiwillig zum Stubenhocker. Heil muss aus der Ferne verfolgen, wie seine Bayern das erfolgreichste Jahr der Klubgeschichte hinlegen. Denn neben dem Triple-Triumph wird die 2. Mannschaft – deren Partien der Zürcher auch so oft wie möglich live schaut – in der 3. Bundesliga Meister. «Man freut sich schon, aber es ist einfach nicht das Gleiche», sagt der 37-Jährige mit Wehmut.

Champions-League-Final in Zermatt

Eine Zeitlang schaut sich Heil mit den Fan-Kumpels die Spiele im Stammlokal des BFCZ, die «Hotel Bar» am Zürcher Schöneggplatz, an. Aber seit den verschärften Massnahmen ist auch der Bar-Besuch nicht mehr möglich. Es bleibt nur noch das TV-Schauen daheim. «Den Champions-League-Final konnte ich nicht daheim schauen, das hätte ich nicht ausgehalten. Das war das erste wirklich wichtige Bayern-Spiel seit 1999, das ich nicht live erlebt habe», schildert Heil. Also reist er. Aber natürlich nicht ans Finalturnier nach Lissabon – sondern nach Zermatt, wo er den Sieg im Hotel sieht.

Es ist nicht das einzige Mal, dass es Heil in die Berge zieht. Er entdeckt wandernd die Berge. «Ich hatte ja plötzlich sehr viel Freizeit», sagt er schmunzelnd. Als in der Schweiz Zuschauer erlaubt sind, geht er an einige GC-Spiele. Wie sehr sich sein Leben verändert hat, erkennt er Ende Jahr: Erstmals seit der Lehre hat er Rest-Ferientage. Sonst richtet er seinen Ferienplan nach dem Bayern-Trainingslager, der Klub-WM und den Europacup-Auswärtsspielen in Madrid, Rom, Paris oder sonstwo. Was Heil besonders frustriert: Der Blick in die Zukunft. Ein Ende der Geisterspiele ist nicht in Sicht!

Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
14
30
33
2
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
14
12
29
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
14
14
27
4
RB Leipzig
RB Leipzig
14
8
27
5
SC Freiburg
SC Freiburg
14
1
24
6
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
14
5
23
7
FSV Mainz
FSV Mainz
14
6
22
8
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
14
4
22
9
Werder Bremen
Werder Bremen
14
-2
22
10
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
14
6
21
11
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
14
4
21
12
Union Berlin
Union Berlin
14
-2
17
13
FC Augsburg
FC Augsburg
14
-11
16
14
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
14
-7
14
15
FC St. Pauli
FC St. Pauli
14
-8
11
16
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
14
-13
10
17
Holstein Kiel
Holstein Kiel
14
-23
5
18
VfL Bochum
VfL Bochum
14
-24
3
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?