Corona-Wirbel um Bayern-Star
Müller-Odyssee löst Stunk aus

Nach seinem positiven Corona-Resultat durfte Bayern-Star Thomas Müller (31) mit einem Privatjet nach Deutschland zurückfliegen. Das löst in Deutschland eine hitzige Debatte über die Sonderbehandlung des Fussballs aus.
Publiziert: 13.02.2021 um 09:04 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2021 um 16:05 Uhr
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Kurz vor dem Klub-WM-Finale gab der FC Bayern bekannt, dass Mittelfeldspieler Thomas Müller positiv auf Corona getestet worden war.
Foto: imago images/MB Media Solutions

Gestern Nacht um 23.35 Uhr landete ein Ambulanz-Flieger auf dem Flughafen München. Auf dem Rollfeld war da trotz später Uhrzeit noch einiges los: Die Zoll-Polizei war da und auch ein mobiles medizinisches Team, die den Flieger bestiegen, gleich nachdem dieser die Türen öffnete. Rund zehn Minuten später stieg ein Mensch aus in einem weissen Ganzkörperanzug mit weissen Schuh-Überzieher, eine Corona-Maske tragend, das Gepäck in einem Müllsack.

Der Flieger kam von Katar und ausgestiegen ist Bayern-Profi Thomas Müller. Der stieg dann auch gleich in den bereitstehenden Van mit Fahrerin und verschwand in die Nacht.

Die Vorgeschichte

Wenige Stunden vor dem Final der Klub-WM in Katar gab Bayern München am Donnerstag bekannt: Thomas Müller habe das Coronavirus. Damit war er nach Javi Martinez (32) und Leon Goretzka (26) der dritte Bayern-Spieler, der beim Spiel gegen die UANL Tigres aus Mexiko Corona-bedingt fehlte. Stoff für die Kritiker, die am Sinn dieser Klub-WM in Katar zweifeln und ganz allgemein Vorbehalte haben an dieser Vielreiserei der Fussball-Klubs quer über den Globus, als gäbe es keine Pandemie und sei alles in Ordnung.

Aber von solchen kritischen Einwürfen liess sich der deutsche Rekordmeister nicht beirren und brachte mit einem souveränen 1:0-Sieg den Weltpokal nach München zurück. Müller durfte nicht mit dem Team nach Hause fliegen. Er musste, besser gesagt durfte, die 5500-Kilometer-Reise per Sanitätsflugzeug antreten. In dem Privatjet war er isoliert, ohne Kontakt zum Piloten oder zur Crew. Aber immer noch besser als in Katar vor Ort isoliert zu werden. Nun muss er sich in Deutschland in eine zehntägige Quarantäne begeben. Damit fällt er mindestens für die nächsten zwei Bundesligaspiele aus.

Wenigstens gesundheitlich scheint es dem 31-Jährigen nicht allzu schlecht zu gehen: «Er ist etwas müde, aber ich denke, das ist normal, wenn man so eine Diagnose bekommt, da geht einem einiges durch den Kopf», sagt Trainer Hansi Flick nach dem Spiel am Donnerstag. Er hofft auf eine schnelle Rückkehr seines Offensivspielers: «Jetzt müssen wir schauen, wie wir es schaffen, dass er so schnell wie möglich zurückkommt.» Verständlich, denn im Champions-League-Achtelfinal gegen Lazio Rom am 23. Februar wollen die Bayern nicht auf ihren zweitbesten Skorer verzichten.

Sonderbehandlung für den Fussball

Bevor Müller überhaupt wieder in den Flieger nach Deutschland gestiegen war, sind in der Heimat bereits heftige Diskussion über die Sonderbehandlung des Profifussballs während der Coronavirus-Pandemie entflammt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur SID äussert sich Handball-Ligachef Frank Bohmann dazu: «Ich erwarte durch die Gesundheitsämter eine Gleichbehandlung aller Berufssportler». Ähnlich klingt es bei Sportmediziner Wilhelm Bloch: «Ich würde mir wünschen, dass in allen Ballsportarten die gleichen Regeln gelten.»

Grund für die erhitzten Gemüter: Während beispielsweise in den Eishockey- oder Handballligen regelmässig Spiele abgesagt und Teams Quarantäne geschickt werden, ist das in der Bundesliga in dieser Saison trotz mehreren Corona-noch nicht passiert. Die Ämter würden es sich «vielleicht dreimal mehr überlegen, eine Mannschaft in Quarantäne zu schicken und damit ein Fussball-Bundesligaspiel abzusagen als ein Handball-, Drittliga- oder Basketballspiel», beklagt Basketball-Bundesliga-Chef Stefan Holz. Er störe sich nicht daran, dass in der Bundesliga noch keine Spiele abgesagt wurden, aber trotzdem wüsste Holz auch gerne, warum der Fussball eher von Quarantänemassnahmen verschont bleibe als andere Sportarten. (tim)

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