«Hefti, Heeefti, Heeeeefti!», schreit der TV-Kommentator Anfang Februar ins Mikrofon. Silvan Hefti (27) erzielte sein erstes Tor für den Hamburger SV im ausverkauften Volksparkstadion gegen Hannover. Seit Sommer steht der gebürtige St. Galler beim deutschen Traditionsklub unter Vertrag. Seine Hinrunde war durchwachsen, Probleme mit dem Rücken setzten ihn über mehrere Wochen ausser Gefecht. «Ich bin sehr kritisch mit mir selbst und meinen Leistungen. Es passte nicht alles in der Hinrunde, aber jetzt fühle ich mich auf einem sehr guten Weg», sagt Hefti, der sich seit seiner Torpremiere immer näher an die HSV-Startelf zurückgekämpft hat.
Aktuell liegt Hefti mit seinem Klub auf Platz 1 in der 2. Bundesliga, am Samstag gab es im Topspiel gegen Fortuna Düsseldorf eine 4:1-Gala – vor 57'000 Zuschauern! Der lang ersehnte Aufstieg zurück in die 1. Liga ist das Ziel. «In der Stadt spürt man an jeder Ecke und in jedem Gespräch mit den HSV-Fans, wie gross dieser Wunsch ist. Beim HSV hat man immer Druck.» Die Grösse des Klubs sowie diese Perspektive haben ihn schliesslich vom Wechsel nach Deutschland überzeugt. Was es dafür braucht? «Da habe ich nur eine sehr langweilige Antwort für dich. Wir müssen hart arbeiten und Woche für Woche Punkte sammeln», so Hefti.
Der 27-Jährige erfüllt nicht das klassische Klischee eines Fussballers. Hart arbeiten, bodenständig, eine KV-Ausbildung neben dem Fussball, kein Social-Media-Account – und zum Einstand beim HSV hat er seinen Teamkollegen «Dr Schacher Seppli» vorgesungen. Ein grosser Sänger ist Hefti aber nicht, vielmehr ist die Filmwelt seine grosse Leidenschaft. Aufgewachsen in Goldach SG am Bodensee, drehte er seine eigenen Filme – mit dabei sein Bruder Nias Hefti, heute Verteidiger beim FC Sion.
Die Verbindung zur Schweiz ist für den Rechtsverteidiger stets präsent. Sei es ein Besuch beim Taylor-Swift-Konzert im vergangenen Sommer in Zürich mit seiner Ehefrau, das Verfolgen seiner Ex-Klubs in der Super League oder ein Familienbesuch in St. Gallen. «Mittlerweile werde ich dort weniger erkannt und angesprochen», sagt Hefti.
Umstrittener Wechsel von St. Gallen zu YB
Das war vor viereinhalb Jahren noch ganz anders. Damals wechselte Hefti als Captain und nach insgesamt elf Jahren beim FC St. Gallen überraschend zum schärfsten Konkurrenten YB. «Heftiger Hass auf Hefti!», titelte der Blick damals aufgrund der Reaktionen aus dem St. Galler Fanlager. Richtig äussern will er sich dazu auch heute nicht. «Ich konnte die Meinung der Fans natürlich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, aber ich bereue den Wechsel nicht – die eineinhalb Jahre bei YB waren eine wirklich tolle Zeit, in der ich viel Schönes erleben durfte.» Meistertitel inklusive.
Ob er sich eines Tages eher eine Rückkehr zu YB oder in seine Heimat vorstellen könnte, lässt Hefti offen. «Diese Frage kann ich heute nicht beantworten», sagt er lachend. Von YB ging es im Winter 2022 für rund 5 Millionen Ablöse weiter zu Genua in die Serie A, wo der heute 27-Jährige zunächst abstieg und dann wieder den Aufstieg feierte.
Eigentlich sollte er in Frankreich bleiben
Im vergangenen Winter kam es zur Leihe in die französischen Ligue 1 nach Montpellier. «Eigentlich war geplant, dass ich dort bleibe, doch im Fussball passieren ab und zu ganz verrückte Dinge», so Hefti. Der Klub geriet in finanzielle Nöte, und deshalb heisst es nun Norddeutschland statt Mittelmeerküste. «Hamburg ist eine wunderschöne Stadt, die Mentalität ist der in der Schweiz ähnlich – nur die südeuropäische Sonne vermisse ich im Vergleich zu vorher ein bisschen», erzählt der Rechtsverteidiger. Auch der Immobilienmarkt sei nicht ganz einfach, weshalb er lange mit Ehefrau und Kind im Hotel gelebt habe.
Beim Einleben half auch Miro Muheim, aktuell in seiner vierten Saison beim HSV und ehemaliger Teamkollege beim FC St. Gallen. «Ich hatte vor dem Wechsel schon Kontakt mit ihm, fragte ihn über den Klub und das Drumherum aus. Dank ihm ging es mit dem Einleben deutlich einfacher.» Teamkollege Muheim schaffte es im November zum Nati-Debüt – ein Traum, den sich Hefti gerne erfüllen würde, über den er sich aber nicht den Kopf zerbrechen will. «Miro hat gezeigt, dass diese Chance immer besteht, doch es geht nur über Leistung und Momentum. Daran arbeite ich täglich.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Hamburger SV | 25 | 23 | 45 | |
2 | 1. FC Köln | 25 | 8 | 44 | |
3 | 1. FC Kaiserslautern | 25 | 8 | 43 | |
4 | 1. FC Magdeburg | 25 | 15 | 42 | |
5 | SC Paderborn 07 | 25 | 10 | 42 | |
6 | SV 07 Elversberg | 25 | 14 | 40 | |
7 | Hannover 96 | 25 | 7 | 39 | |
8 | 1. FC Nürnberg | 25 | 4 | 38 | |
9 | Fortuna Düsseldorf | 25 | 4 | 38 | |
10 | Karlsruher SC | 25 | -2 | 36 | |
11 | Schalke 04 | 25 | -2 | 33 | |
12 | SpVgg Greuther Fürth | 25 | -8 | 33 | |
13 | SV Darmstadt 98 | 25 | 3 | 31 | |
14 | Hertha BSC | 25 | -9 | 26 | |
15 | SC Preußen 06 Münster | 25 | -8 | 23 | |
16 | Eintracht Braunschweig | 25 | -21 | 23 | |
17 | SSV Ulm 1846 | 25 | -7 | 19 | |
18 | SSV Jahn Regensburg | 25 | -39 | 16 |