In der Fussballstadt Basel wird wieder von Titeln geträumt. Dafür verantwortlich ist aber nicht die Mannschaft von Fabio Celestini (48), sondern das Frauen-Team des FCB. Das steht vor dem Rückrundenstart auf dem dritten Platz der Women's Super League. Nach Verlustpunkten sind die Baslerinnen sogar Leader.
Mit ein Grund dafür ist Trainerin Kim Kulig (33), die aus dem letztjährigen Tabellensechsten ein Spitzenteam geformt hat. Dabei traf die Deutsche, als sie im vergangenen Sommer in Basel übernahm, eine riesige Baustelle an. Insgesamt elf Spielerinnen verliessen den Klub, ganze 14 kamen neu dazu. Im Gegensatz zur Männermannschaft, bei der sportlicher Erfolg nach dem Umbruch lange ausblieb, funktionierte es bei den Frauen sofort.
Kulig setzt auf Kommunikation
«Wir haben innerhalb dieses zusammengewürfelten Haufens schnell Verbindungen schaffen können», erklärt Kulig. «Dafür haben wir viel Zeit in persönliche Gespräche gesteckt. Dabei ging es nicht nur um sportliche Dinge, sondern auch um Werte, die wir nach aussen hin vermitteln wollen.»
Etwas, das im modernen Männer-Fussball womöglich zu kurz kommt? «Das kann ich nur schwer beurteilen, da ich noch nie in einer Männermannschaft gearbeitet habe», sagt Kulig. «Aber ich weiss, wie Frauen ticken. Dinge müssen geklärt und ausgesprochen werden. Dabei ist es wichtig, dass verschiedene Sichtweisen beigezogen werden.»
Mehrere Top-Transfers
Doch eine gute Kommunikation ist nicht der einzige Grund für den Basler Höhenflug. Durch die vielen Transfers wird der Kader im Sommer qualitativ massiv gestärkt. Gleich mehrere Spielerinnen stossen aus der deutschen Bundesliga nach Basel – darunter Topskorerin Milena Nikolic (Leverkusen), Abwehrchefin Jana Vojtekova (Freiburg) und Keeperin Anna Klink (Leverkusen). Zudem gelingt dem FCB mit der Verpflichtung von Coumba Sow (Servette) innerhalb der Schweiz ein kleiner Transfer-Coup.
«Theo hat einen super Job gemacht», lobt Kulig ihren Sportchef Theo Karapetsas (33). Dieser war im Sommer mit dafür verantwortlich, dass die Frauenabteilung in die FC Basel 1893 AG eingegliedert wird. «Dadurch können wir beispielsweise im Staff auf mehr Leute zurückgreifen oder die Infrastruktur der Profi-Mannschaft besser nutzen. Genau diese Dinge brauchen wir, um ein professionelles Umfeld zu schaffen», so die Trainerin.
Auch sonst schwärmt Kulig von ihrem neuen Klub. «Die Wege sind sehr kurz, alles ist sehr familiär», so die ehemalige Nationalspielerin. «Auch den direkten Kontakt mit der Führungsebene habe ich so in Deutschland nie erlebt.»
WG-Kollegin von Crnogorcevic
Dort debütierte sie 2008 für den HSV in der Bundesliga, später wechselte Kulig weiter zum FFC Frankfurt, wo sie sich zwischenzeitlich eine WG mit Nati-Stürmerin Ana-Maria Crnogorcevic teilte. Für Deutschland bestritt die Mittelfeldspielerin 33 Länderspiele und wurde 2009 Europameisterin.
Doch mit nur 25 Jahren musste sie wegen anhaltender Knieprobleme ihre Aktivkarriere beenden und lancierte ihre Trainerinnenlaufbahn. 2017 wurde Kulig Assistentin der zweiten Mannschaft des 1. FFC Frankfurt, später Cheftrainerin. Über Wolfsburg, wo sie als Co-Trainerin in zwei Jahren einen Meistertitel und zwei Pokalsiege feierte, landete Kulig im vergangenen Sommer in Basel.
Mit dem FCB könnte nun gleich der nächste Titel folgen. «Träumen darf man immer», sagt die Trainerin. «Aber wir sind noch im Entwicklungsprozess.» Dieser geht bereits am Samstag mit dem Nachholspiel gegen den FC St. Gallen weiter. Mit einem Sieg wären die Baslerinnen nicht mehr nur nach Verlustpunkten Tabellenführer.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Servette FC Chenois | 13 | 21 | 30 | |
2 | FC Basel | 12 | 21 | 28 | |
3 | FC Zürich | 13 | 10 | 26 | |
4 | BSC Young Boys | 13 | 17 | 24 | |
5 | FC St. Gallen 1879 | 12 | 16 | 23 | |
6 | Grasshopper Zürich | 12 | 5 | 18 | |
7 | FC Aarau | 12 | -9 | 14 | |
8 | FC Luzern | 12 | -14 | 8 | |
9 | FC Rapperswil-Jona | 13 | -32 | 4 | |
10 | Frauenteam Thun Berner Oberland | 12 | -35 | 2 |