«Ich habe das Gefühl, wegen meines Geschlechts zu Unrecht verurteilt worden zu sein.» Mit diesen Worten wehrt sich Spaniens noch Verbandsboss Luis Rubiales (46) gegen die politische und mediale Hetzjagd, die er seines Erachtens über sich ergehen lassen muss.
Rubiales geht in die Offensive, nachdem das oberste spanische Sportgericht (Tad) seine Suspendierung durch die spanische Regierung blockiert hat. Sein Kuss mit Nati-Kapitänin Jenni Hermoso (33) wurde als «schweres» und nicht als «sehr schweres» Fehlverhalten eingestuft. Das ist relevant, weil der spanischen Sportbehörde (CSD) damit die rechtliche Grundlage fehlt, Rubiales ebenfalls zu suspendieren. So besteht weiterhin die Möglichkeit, dass der spanische Verbandspräsident nach der von der Fifa für 90 Tage ausgesprochen Suspension sein Amt wieder ausüben kann.
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Abrechnung mit Medien, Politik
Während die CSD um Sportminister Miquel Iceta ihre Enttäuschung mitteilte und ankündigte, beim Tad einen Antrag zu stellen, den Noch-Präsidenten zumindest für die Dauer des Verfahrens zu suspendieren, holt Rubiales zum Gegenangriff aus. Es gäbe Politiker, welche die «Gewaltenteilung im Land nicht respektieren» würden. Sie seien entschlossen, Druck auf ihn auszuüben, anstatt die Justiz ihre Arbeit machen zu lassen. «In dieser Zeit habe ich einen beispiellosen politischen und medialen Lynchmord erlebt», rechnet Rubiales auch mit den Medien ab.
In dieser Angelegenheit würde viel manipuliert, gelogen und zensiert werden, aber «die Wahrheit kennt nur einen Weg». Deshalb vertraue er auf die juristischen Instanzen und darauf, dass am Ende die Gerechtigkeit siegen werde. Er nehme auch eine breite Unterstützung der Öffentlichkeit wahr. «Frauen wie Männer» hätten sich gegen das ungerechtfertigte, öffentliche Verfahren um seine Person vereint.
«Frauen, die wirklich angegriffen wurden»
Rubiales kündigt an, sich weiterhin zu verteidigen, «um die Wahrheit zu beweisen». Der Forderung der spanischen Regionalverbände, er solle zurücktreten, dürfte er kaum nachkommen. Stattdessen sendet er «allen guten Menschen, einschliesslich der Frauen, die wirklich angegriffen wurden» eine Botschaft: «Es geht nicht um das Geschlecht, es geht um die Wahrheit.»
Im Namen vom Feminismus dürfe nicht versucht werden, einen Mann – oder eine Frau – ohne ein «faires Verfahren» zu stürzen. «Bei Gleichheit geht es um gleiche Rechte für alle.» Doch er fühle sich – wegen seines Geschlechts – von Medien und Politik zu Unrecht verurteilt. (dti)