Fifa kämpft gegen Diskriminierung
Frauen-Nati bekommt mehr Hass-Nachrichten als die Männer

Der SFV zeigt einen Tiktoker wegen Videos über Shaqiri, Xhaka und Co. an. Rassismus gegen Stars ist ein grosses Thema. Wie neue Zahlen der Fifa zeigen, werden die Schweizer Frauen deutlich häufiger Opfer von Diskriminierung im Netz als ihre männlichen Kollegen.
Publiziert: 11.01.2024 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2024 um 15:25 Uhr
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Die Nati-Spielerinnen sind während der WM 2023 in den sozialen Medien mehrfach angefeindet worden.
Foto: keystone-sda.ch
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Lucas WerderReporter Fussball

Der Schweizer Fussballverband (SFV) hat diese Woche mit einer Anzeige gegen den als «bireweichesouhund» bekannten Tiktoker Mirco Casorelli für Aufsehen gesorgt. Dessen Videos über die Nati und das Singen der Hymne sollen gegen die Rassismus-Strafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuchs verstossen.

«Eine Anzeige ist völlig übertrieben», sagt Casorelli zu Blick. Von der Fifa erhält der SFV aber Rückendeckung. «Wer jemanden beleidigt oder bedroht, hat in den sozialen Medien nichts zu suchen. Wir unterstützen unsere Mitgliedsverbände bei der Bekämpfung von Hass in den sozialen Medien», lässt der Weltverband auf Anfrage ausrichten.

Fifa geht gegen Hass vor

Zur Bekämpfung von Diskriminierung in den sozialen Medien hat die Fifa selbst im November 2022 den «Social Media Protection Service» lanciert. Damit sollen Hassbotschaften überwacht und moderiert werden. In den vergangenen Monaten ist der Dienst bei insgesamt acht Fifa-Turnieren zum Einsatz gekommen – darunter auch die WM der Männer 2022 in Katar sowie die WM der Frauen 2023 in Australien und Neuseeland.

Bei der Schweizer Männer-Nati wurden während der WM in Katar gezielte Nachrichten gegen einzelne Spieler verzeichnet. Missbräuchliche, bedrohliche oder diskriminierende Inhalte, die sich gegen die offiziellen Accounts der Nati richtete, konnten aber nur sehr wenige festgestellt werden.

5,1 Millionen Beiträge überprüft

Etwas anders sieht es bei der Frauen-Nati und der WM im vergangenen Sommer aus. «Es gab eine höhere Anzahl von Beschimpfungen, die sich direkt gegen Spielerinnen richteten. Die Mehrheit der Beschimpfungen war sexueller Natur, wobei auch homophobe Beschimpfungen auffielen», teilt die Fifa mit. Auch die Team-Accounts der Nati wurden häufig attackiert.

Insgesamt hat die Fifa während des Turniers in Australien und Neuseeland 2111 Accounts von Spielerinnen, Staff und Teams auf fünf verschiedenen Social-Media-Plattformen (X, Instagram, Facebook, Tiktok und Youtube) überwacht. Von insgesamt 5,1 Millionen überprüften Post und Nachrichten wurden 103'000 von einer KI markiert und schliesslich von Menschen überprüft. 7085 wurden schliesslich als missbräuchlich verifiziert und den jeweiligen Plattformen gemeldet. Insgesamt 117'000 Kommentare wurden verborgen.

Jede fünfte Spielerin wurde angefeindet

Mit fast 4000 gekennzeichneten Hasskommentaren wurden die Spielerinnen der USA mit klarem Abstand am meisten angefeindet. Dahinter folgen Argentinien (ca. 1650) und England (900). 67 Prozent der identifizierten Konten, von denen Hassnachrichten versendet wurden, stammen aus Nordamerika. Dahinter folgen Europa (21 Prozent) und Südamerika (sechs Prozent).

Jede fünfte Spielerin wurde während der WM 2023 Opfer von diskriminierenden, beleidigenden oder bedrohlichen Inhalten. Die Anzahl der homophoben Kommentare und Beiträge war dabei fast doppelt so hoch wie an der Männer-WM 2022.

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