Es geht um die TV-Rechte der Frauen-WM
Warum Infantino für einmal nicht gierig ist

In Deutschland droht während der Frauenfussball-WM ein Blackout. Warum für einmal nicht Gianni Infantino Schuld ist, sondern ARD und ZDF. Sie verstehen sich zwar als Frauenförderer, wollen aber die TV-Rechte zum Schnäppchenpreis.
Publiziert: 09.05.2023 um 18:56 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2023 um 09:47 Uhr
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Für einmal nicht der böse Mann: Fifa-Boss Gianni Infantino.
Foto: AFP
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Daniel LeuStv. Sportchef

«Riesen-Wut auf die Fifa. Frauen-WM-Blackout droht», titelte die «Bild» vergangene Woche. Dazu ein gehässiger Kommentar mit ordentlich Schaum vor dem Mund: «Der gierige Infantino sollte sich schämen.» Erster Reflex: Recht hat das Boulevard-Medium. Mal wieder typisch Fifa. Mal wieder typisch Infantino.

Zweiter Reflex, und jetzt wird es polemisch: Recht hat nicht die Bild und die enervierte deutsche Frauenfussball-Gemeinde, sondern Gianni Infantino. Ausrufezeichen.

Es geht um vier Millionen Euro

Worum geht es eigentlich? Bisher konnte sich die Fifa mit den Sendern ARD und ZDF noch nicht über die TV-Rechte für die Frauen-WM einigen, die Mitte Juli in Australien und Neuseeland beginnt. Die Fifa fordert kolportierte zehn Millionen Euro, ARD/ZDF wollen aber nur deren sechs bezahlen. Deshalb droht nun bei unseren Nachbarn ein WM-Blackout.

Die Schuld Infantino in die goldenen Schuhe zu schieben, ist verlogen und vor Doppelmoral triefend. Schalten wir mal – auch wenn es dem einen oder anderen schwerfallen wird – die Aversionen gegen Grande Gianni aus und kramen ganz sachlich den Verstand und den Rechner hervor.

Für die Männer-WM in Katar 2022 zahlten die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland 214 Millionen Euro. Den Final in der ARD schauten 13,9 Millionen Zuschauer. Den Frauen-EM-Final 2022 aber sahen sich auf dem ZDF vier Millionen mehr an, nämlich 17,9. Mit anderen Worten: Die Frauen hatten 2022 die höheren Einschaltquoten als die Männer.

Warum das so war? Weil das ein Teil der neuen Realität ist. Weil der Frauenfussball boomt. Weil er für volle Stadien sorgt. Weil er Traum-TV-Quoten beschert. Weil er im Mainstream angekommen ist.

Skandal, Diskriminierung, Frechheit

Verständlich, dass die Fifa deshalb mehr Geld verlangt und nicht mehr wie bisher die Frauen-TV-Rechte im Paket mit den Männer-Turnieren verhökert. Denn die Zeiten, in denen die Rechte bei den Frauen den TV-Anstalten hinterhergeworfen wurden, sind zu Recht vorbei.

Und hier sind wir jetzt endgültig bei der Doppelmoral angekommen. Erhalten die Männer von der Fifa höhere Antritts- und Erfolgsprämien als die Frauen (und ja, so ist das noch immer), dann rufen alle, auch ARD und ZDF, unisono: Skandal, Diskriminierung, Frechheit.

Sollten diese gleichen TV-Sender jetzt 10 Millionen zahlen – und damit noch immer 21-mal weniger als für die Männer-WM, ist die Fifa einmal mehr der Abzockerei zu beschuldigen und Infantino zu beschimpfen?

Nein! Wer mit Frauen-Spielen solche Traumquoten erreicht, der kann auch mit Werbung Millionen einnehmen und so die gesteigerten Ausgaben locker kompensieren. Das bedeutet, und so einfach kann es manchmal sein: Die TV-Rechte bei den Frauen werden in den nächsten Jahren teurer und teurer. ARD und ZDF, willkommen in der Realität.

Deshalb müsste die Bild in Wahrheit titeln: «Riesen-Wut auf ARD und ZDF. Frauen-WM-Blackout droht.» Und kommentieren: «Die gierigen ARD und ZDF sollten sich schämen.»

SRF hat sich mit der Fifa schon 2022 geeinigt

Seit Oktober 2022 verhandelt die Fifa mit den europäischen Top 5 (Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien) über die TV-Rechte für die Frauen-WM 2023. Bisher ohne Erfolg. «Die Angebote der Sender sind immer noch sehr enttäuschend und einfach nicht akzeptabel», erklärte letzte Woche Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Die Schweiz ist davon nicht betroffen. Sie einigte sich bereits im Oktober mit der Fifa und wird umfassend über die WM, an der unsere Nati teilnimmt, berichten.

Seit Oktober 2022 verhandelt die Fifa mit den europäischen Top 5 (Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien) über die TV-Rechte für die Frauen-WM 2023. Bisher ohne Erfolg. «Die Angebote der Sender sind immer noch sehr enttäuschend und einfach nicht akzeptabel», erklärte letzte Woche Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Die Schweiz ist davon nicht betroffen. Sie einigte sich bereits im Oktober mit der Fifa und wird umfassend über die WM, an der unsere Nati teilnimmt, berichten.

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