Mit hängendem Kopf marschiert Gareth Southgate am Sonntagabend am glänzenden Henkelpott vorbei. Schon wieder. Schon vor drei Jahren verpasste der 53-Jährige mit den Three Lions den ersten englischen Titel seit 1966 und musste sich auch damals mit der Silbermedaille statt des silbernen Potts begnügen. An der Wüsten-WM 2022 musste man nach dem Viertelfinal die Koffer packen, beim Southgates erstem Grossturnier im Jahr 2018 war im Halbfinal Schluss.
Gibts nun einen nächsten Anlauf auf einen Titel? Oder sagt Southgate goodbye? Unklar! «Ich glaube nicht, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, eine solche Entscheidung zu treffen», meint Southgate nach dem Spiel zu seiner Zukunft und seinem Ende Jahr auslaufenden Vertrag. «Ich muss mit den richtigen Menschen sprechen. Das ist nichts für jetzt.»
Shearer glaubt nicht an eine Southgate-Zukunft
Klar ist: Die Spieler hätten Bock drauf. Captain Harry Kane sagte nach dem Spiel, dass die Spieler den «Trainer lieben» und «unbedingt für ihn gewinnen wollten». Auch Sturmkollege Ollie Watkins lobt Southgate, sagt, dass dieser das Team vereint habe.
Klar scheint auch die Haltung beim englischen Fussballverband. Schon vor dem Endspiel in Berlin signalisierte dieser, dass man mit Southgate an die WM 2026 gehen will – trotz teilweise spielerisch mageren Auftritten. Gerade für diese hagelte es – bis zum Halbfinal – Kritik aus der Heimat. Gut möglich, dass er davon nun genug hat.
Der ehemalige englische Top-Stürmer Gary Lineker vermutet gegenüber der BBC, dass Southgate genug haben könnte vom «harten, zermürbenden Job». Noch deutlicher drückt es Alan Shearer aus. «Ich glaube, dass das Southgates letztes Spiel gewesen ist», sagte der Premier-League-Rekordtorschütze gegenüber der BBC.
Klopp als Southgate-Nachfolger?
Die beiden Experten bringen in einer Gesprächsrunde nach dem EM-Final auch gleich einen Nachfolger ins Spiel: Jürgen Klopp! «Würdet ihr nicht alles für Jürgen Klopp geben?», fragt Lineker. Klopp hat auf Ende der abgelaufenen Saison hin sein Amt beim FC Liverpool niedergelegt und will sich nun bis auf Weiteres ausruhen.
Als Ex-Profi Alan Shearer in der BBC-Gesprächsrunde anmerkte, ob Lineker wirklich glaube, dass der englische Fussballverband FA «einen deutschen Trainer holen werde», antwortete der 63-Jährige: «Er ist nicht wirklich deutsch, oder? Er ist halb Deutscher, oder nicht, weil er schon so lange in England ist.»
Dennoch betonte Lineker, dass Vereinstrainer wie Klopp «schrecklich viel Geld» bekommen würden. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass die FA so viel Geld hinblättert.»