Keiner machte es schöner
Der beste Europameister aller Zeiten

Spanien ist zum vierten Mal Europameister. Dass dieser Titel hochverdient ist, versteht sich von selbst. Ja, die Iberer Ausgabe 2024 sind der beste und schönste Europameister aller Zeiten, schreibt Alain Kunz.
Publiziert: 14.07.2024 um 22:57 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2024 um 07:47 Uhr
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Die spanische Nationalmannschaft entzückt seine Fans auch im siebten Spiel dieser EM.
Foto: imago
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Alain KunzReporter Fussball

Zumindest ein klein bisschen romantisch veranlagt ist doch jeder. Und wenn im heutigen Fussball mit Chip-Bällen, Milliardenbeträgen und Verkommerzialisierung noch ein Rest Romantik übriggeblieben ist, dann im Spiel selbst. Die Regeln sind noch immer fast die gleichen wie vor hundert Jahren. Es ist immer noch ein Ball im Spiel, zehn Feldspieler, ein Torwart, ein Schiedsrichter.

Und es gilt immer noch, dass man am liebsten schönen Fussball sieht. England spielte erfolgreich. War bis zum Final ungeschlagen. Spielte aber nicht «schön». Und wurde von den eigenen Fans niedergemacht. Da war keine Romantik dahinter.

Spanien ist der totale Konterpart. Die pure Schönheit des Spiels. Pressen. Schnelles Umschalten. Im Lichtgeschwindigkeitstempo nach vorn. Grazile Dribblings. Schüsse wie Gemälde. Und Siege, Siege, Siege! Am Sonntagabend in Berlin der siebte im siebten Spiel. Das hats noch nie gegeben!

Wir haben ihnen so gern zugeschaut. Noch lieber als der spanischen Übermannschaft von 2008 bis 2012, die drei Titel in Serie gewann. Die Tiki-Taka-Maestros Xavi und Iniesta hatten nie dasselbe Tempo drauf wie Yamal und Olmo. Busquets war kein Ästhet wie Rodri. Puyol, Piqué und Ramos waren nie die Spieleröffner wie Le Normand und Laporte.

Dieses Spanien hat den schönsten Fussball der EM-Geschichte gespielt. Und den erfolgreichsten!

Jegliche Superlative ist da angebracht. Und der Coach? Luis de la Fuente – als Spieler in den 80er-Jahren mit Athletic Bilbao zweimal Meister und einmal Cupsieger – startet seine Trainerkarriere bei einem Klub namens CD Aurrera de Vitoria. Dritte Liga. Nach wenigen Monaten wird er entlassen. Seine Karriere ist geprägt von Pleiten, Pech und Pannen. Bis er 2013 Verbandstrainer wird. Dort blüht er auf. Wird zweimal Europameister und holt Olympiasilber. Deshalb darf er 2023 die kriselnde Seleccion übernehmen, die er flugs zum Nations-League-Sieg coacht.

Man lerne: Ein erfolgreicher Nationaltrainer kann als Klubtrainer eine totale Pfeife gewesen sein. Verband und Klub sind zwei fundamental verschiedene Paar Schuhe.

Auch das ist ein bisschen Romantik rund um diesen Europameister. Den besten aller Zeiten.

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