«Warum nicht? Der Fussball ist global»
SFV-Präsident Blanc über mögliche WM

Die Nati steckt in einer harzigen Phase. Trotzdem stärkt SFV-Präsident Dominique Blanc Nationaltrainer Murat Yakin nun den Rücken. Und macht überdies klar: Eine WM in Saudi-Arabien ist für ihn kein Problem.
Publiziert: 08.11.2023 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2023 um 17:59 Uhr
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Dominique Blanc nimmt in einem Interview mit der «Luzerner Zeitung» Stellung zur Trainer-Frage.
Foto: freshfocus

Nur ein Sieg in den letzten vier Partien – und das gegen Fussballzwerg Andorra. Verspielte Führungen gegen Rumänien, Kosovo und Belarus. Und dazu immer wieder Misstöne aus der Mannschaft, gekrönt von einem öffentlich ausgetragenen Machtkampf zwischen Captain Grani Xhaka und Trainer Murat Yakin (49). Die Kritik am Nationaltrainer wächst, der Druck nimmt zu – aber SFV-Präsident Dominique Blanc (72) stärkt ihm den Rücken.

In einem Interview mit CH Media bezieht Blanc Stellung zur Yakin-Frage. Und macht klar: «Intern haben wir vollstes Vertrauen in unseren Trainer.» Es sei immer klar gewesen, dass man bis zum Ende der Qualifikation an Yakin festhalten werde. Erst danach wolle man über die Zukunft beraten. 

Yakin noch Trainer an der EM? «So vorgesehen»

Aber Zukunftsgespräche hin oder her – geplant sei, dass Yakin das Team auch an der Endrunde in Deutschland im nächsten Sommer betreut. «Das ist laut Vertrag so vorgesehen.» Was aber mit dem Nationaltrainer geschieht, wenn die Nati die direkte Qualifikation verpassen sollte und die Barrage bestreiten müsste, lässt Blanc offen. «Weil wir überzeugt sind, dass wir uns direkt für die EM qualifizieren werden», erklärt er.

Auch die Belarus-Blamage (3:3), als die Schweizer in extremis eine Pleite abwenden konnten, hat den Präsidenten nicht am Nationaltrainer zweifeln lassen. Und das habe er Yakin auch persönlich so mitgeteilt: «Ich habe ihm am Tag nach dem Spiel bestätigt, was unser sportlicher Direktor Pierluigi Tami bereits am Vorabend gesagt hat, dass wir keine Trainerdiskussion führen werden.»

Keine Risse im Team

Anlass zur Sorge um die Entwicklung der Nati sieht Blanc keinen. «Vielleicht haben einige Fans unsere Gegner unterschätzt», meint er. «Für uns war aber immer klar, dass es kein Spaziergang würde.» Gerade das Spiel gegen Rumänien im Juni in Luzern (2:2) habe aufgezeigt, dass die Mannschaft auf dem richtigen Weg sei. «Nehmen wir das Spiel gegen Rumänien, sensationell, vielleicht das beste in der Ära Yakin. Doch in der Schlussphase kassieren wir zwei Kontertore. Ist nun alles schlecht deswegen? Nein, auch wenn das Resultat ärgerlich ist.»

Auch den Zwist zwischen Xhaka und Yakin will Blanc nicht überbewerten. «Wir haben zwei starke Charaktere. Für mich ist es kein Drama, wenn die Leader mal nicht gleicher Meinung sind. Wichtig ist, dass sie sich austauschen, diskutieren und Lösungen finden zum Wohl der Mannschaft.» Risse im Team sehe er aber keine. Einen Bruch zwischen Mannschaft und Coach «erst recht nicht». 

WM in Saudi-Arabien? «Warum nicht»

Der SFV-Boss wird auch auf seinen Standpunkt zur Saudi-WM im Jahr 2034 angesprochen. Das Turnier im Königreich von Mohammed bin Salman ist kaum mehr zu verhindern, spätestens seit Australien auf eine Kandidatur verzichtet hat. Blanc sagt: «Natürlich gibt es Gründe, dagegen zu sein. Aber gleichzeitig kann man auch fragen: warum nicht? Der Fussball ist global.»

Eine WM in Saudi-Arabien, in einem Land, in dem die Menschenrechtslage kritisch beurteilt wird, könne positive Auswirkung auf die Bedingungen vor Ort haben, ist sich Blanc sicher. «Wir können helfen, die gesellschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Wir haben mit anderen Uefa-Mitgliedern eine Menschenrechtsgruppe gebildet, mit der wir Einfluss nehmen können auf die Fifa.»

Schon in Katar habe man sich so für Verbesserungen engagiert – laut dem Westschweizer mit Erfolg. «Es hat einige Verbesserungen im Arbeitsrecht gegeben.» Der SFV wolle sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Und nehme eine aktive Rolle dabei ein, in gewissen Themenbereichen auf die Fifa einzuwirken. «Unser Ziel ist es, auch für die Fifa gültige Regeln in Bezug auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Menschenrechte aufzustellen», beteuert Blanc. (sbe)

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