77 Minuten sind im Sankt-Petersburg-Stadion gespielt, als Remo Freuler eine harte Grätsche auspackt, mit der er zuerst den Ball und dann seinen Gegenspieler erwischt. Zum Entsetzen der Schweizer hat Schiedsrichter Michael Oliver in Sekundenschnelle die Rote Karte ausgepackt und stellt den Mittelfeldspieler vom Platz. Von wegen englische Härte!
Der VAR schaltet sich kurz ein, lässt den Entscheid aber stehen. In der Folge müssen die Schweizer – die zuvor gut mit den Spaniern mithalten – 50 Minuten mit einem Mann weniger spielen. Die Partie verkommt zur Abwehrschlacht, die die Nati nur dank mehreren Glanzparaden von Yann Sommer ins Elfmeterschiessen retten kann. Und dort bleibt den «Fightgenossen» das Glück des Tüchtigen verwehrt.
«Die Karte passt nicht zum Spiel»
Die Wut über den kontroversen Pfiff, die sich nach dem nach dem letzten spanischen Penalty in den Sozialen Medien und Kommentarspalten ausbreitet, kann Urs Meier verstehen: «Die Rote Karte ist für ein EM-Viertelfinal viel zu hart. Das Bild, das der Schiri im Kopf hatte, war ein anderes. Für ihn war es ein Foul mit offener Sohle», meint der Ex-Schiedsrichter und «blue»-Experte. «Ich war etwas überrascht, dass der VAR nicht eingegriffen und ihn darauf hingewiesen hat. Das finde ich in einem solchen Moment schade.»
Der Videoassistent habe die Rote Karte wohl nicht als klare Fehlentscheidung gewertet und deshalb nicht eingegriffen, vermutet Meier. «Es ist eine Karte, die im orangen Bereich liegt. Bei einer unfair geführten Partie kann man Rot geben.» Einen klaren Fehlentscheid will der 62-Jährige den Platzverweis nicht nennen, doch er beteuert, dass er nicht zu dieser Europameisterschaft passt, und nicht zu dieser Partie. Meier ist sich sicher: «Wenn er das nochmals angeschaut hätte, hätte er die Karte zurückgenommen. Denn vor allem von englischen Schiedsrichtern bin ich mir das nicht gewohnt.»
