In der 77. Minute versteht Remo Freuler die Welt nicht mehr, fühlt sich betrogen. Und mit ihm die ganze Schweiz. Schiedsrichter Michael Oliver (36) zieht nach einem harten Einsteigen des Atalanta-Söldners direkt Rot.
Es ist ein brutal harter Entscheid. Freuler foult zwar, spielt aber auch den Ball. Und nicht zu wenig. Ausgerechnet ein englischer Schiedsrichter fährt in St. Petersburg eine dünne Linie. Der VAR checkt die Szene zwar, greift aber nicht ein.
Experten: «Gelb hätte gereicht»
Auf Twitter überstürzen sich die Ereignisse. Fussball-Fans aus aller Welt äussern sich zur Szene. Der ehemalige Fussballer und englische TV-Experte Gary Lineker kritisiert seinen Landsmann scharf: «Eine weitere Rote Karte für praktisch nichts!» Auch für den deutschen Ex-Schiedsrichter und ZDF-Experten Manuel Gräfe eine zu harte Entscheidung. «Gelb hätte gereicht», sagt er.
Dabei hat der ehemalige Schweizer Schiri-Star Urs Meier noch vor dem Viertelfinal angekündigt: «Er ist ein cooler Schiedsrichter, der ein gutes Fussballverständnis hat. Er ist einer, der den Zweikampf laufen lässt.» Von wegen!
Mit der Pfeife im Mund geboren
Wer ist dieser Referee, der uns gegen die Spanier in 43 Minuten Unterzahl schickte? Wer ist dieser Michael Oliver? Oliver ist quasi mit Pfeife im Mund geboren. Schon sein Vater war ein bekannter englischer Referee. Klein Michael eifert ihm nach und wird schon mit 14 Schiedsrichter. Danach gehts eigentlich nur bergauf. Schiri Oliver pulverisiert alle Altersrekorde. Mit 25 pfeift er sein erstes Premier-League-Spiel.
Skandalfrei. Bis zum Viertelfinal-Rückspiel zwischen Juventus und Real Madrid 2017/18, als er in der letzten Minute auf Penalty für die Spanier entschied. Italiens Goalie-Legende Gianluigi Buffon zeigte er daraufhin wegen Schiri-Beleidigung gar noch Rot. Buffon meinte danach: «Oliver hat anstelle des Herzens einen Mülleimer...» Und: «Er sollte lieber auf der Tribüne sitzen und Chips essen, als zu pfeifen.»
Das mit dem Chips essen würden Freuler und alle Schweizer nach diesem Viertelfinal sofort unterschreiben. Die Geschichte nach Buffon-Eklat ging dann aber definitiv zu weit. Viel zu weit.
Oliver und seine Frau Lucy, die ebenfalls Schiedsrichterin ist, wurden aufs Übelste beleidigt und bedroht. Es soll gar Morddrohungen gegeben haben. Sie mussten unter Polizeischutz gestellt werden. Und jetzt wiederholt sich die gleiche Dummheit. Wieder wird Oliver über die Sozialen Medien bös beschimpft, er und seine Familie übel bedroht. Und wieder geht das alles viel zu weit.